Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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ein Mann ein und flüstert Gregorius Jonsson etwas zu.

      Bischof Nikolas. Und nun mach' ich den Zug hier, – und Ihr habt verloren.

      Jarl Skule. Es scheint so.

      Bischof Nikolas sich im Stuhle zurücklehnend. Ihr habt zuletzt den König nicht gut geschützt.

      Jarl Skule wirft die Schachfiguren durcheinander und steht auf. Ich bin es schon lange müde, Königsbeschützer zu sein.

      Gregorius Jonsson nähert sich und spricht leise. Herr Jarl, Jostejn Tamb läßt melden, das Schiff liege klar und könne unter Segel gehen.

      Jarl Skule leise. Gut. Er zieht ein versiegeltes Pergament hervor. Hier ist der Brief.

      Gregorius Jonsson. den Kopf schüttelnd. Jarl, Jarl – ist das ratsam?

      Jarl Skule. Was?

      Gregorius Jonsson. Das Siegel des Königs ist darauf.

      Jarl Skule. Ich handle zu des Königs Nutz und Frommen.

      Gregorius Jonsson. Dann laßt den König selber das Anerbieten ablehnen.

      Jarl Skule. Das tut er nicht, wenn er befragt wird. All sein Sinnen ist darauf gerichtet, die Ribbunger zu bändigen, deshalb will er sich nach andern Seiten sichern.

      Gregorius Jonsson. Klug mag es sein, was Ihr da tut, – aber es ist gefährlich.

      Jarl Skule. Das überlaß mir. Überbringe den Brief und sage Jostejn, er soll sofort in See gehen.

      Gregorius Jonsson. Es soll geschehen nach Eurem Gebot.

      Geht rechts ab und kommt nach einer Weile wieder zurück.

      Bischof Nikolas zum Jarl. Ihr habt viel zu tun, scheint es.

      Jarl Skule. Aber wenig Dank davon.

      Bischof Nikolas. Der König ist aufgestanden. Håkon kommt herunter; alle Mannen erheben sich von den Tischen.

      Håkon zum Bischof. Es muß uns höchlich erfreuen, wie frisch und wacker Ihr in all diesen lustigen Tagen ausgehalten habt.

      Bischof Nikolas. Es flackert noch dann und wann einmal auf, Herr König. Aber lange dauert's wohl nicht mehr. Ich hab' den ganzen Winter krank gelegen.

      Håkon. Ja, ja, – Ihr habt ein kraftvoll Leben gelebt, reich an mancher rühmlichen Tat.

      Bischof Nikolas schüttelnd den Kopf. Ach, damit ist's so weit nicht her – viel bleibt noch ungetan. Wer nur wüßte, ob man für das alles noch Zeit hat!

      Håkon. Die Lebenden müssen die Erbschaft derer übernehmen, die abtreten, ehrwürdiger Herr; wir alle wollen ja das Beste für Land und Volk. Er wendet sich zum Jarl. Eins wundert mich höchlich: keiner von unseren Vögten auf Hålogaland hat sich zur Hochzeit eingestellt.

      Jarl Skule. Wohl wahr – Andres Skjaldarband hatt' ich ganz sicher erwartet.

      Håkon lächelnd. Und Vegard Väradal auch.

      Jarl Skule. Auch Vegard, ja.

      Håkon scherzend. Und ich hoffe, Ihr hättet meinen alten Freund jetzt besser aufgenommen als vor sieben Jahren auf der Brücke von Oslo, wo Ihr ihn so in die Wange stacht, daß das Schwert sich selbst herausschnitt.

      Jarl Skule mit erzwungenem Lachen. Ja, damals, als Gunnulf, Euer Ohm, meinem besten Freund und Ratgeber Sira Ejlif die rechte Hand herunterhieb.

      Bischof Nikolas munter. Und als Dagfinn der Bauer und die Hofmannen eine starke Nachtwache auf das Königsschiff sandten und sagten, der König wäre nicht sicher im Schutz des Jarls!

      Håkon ernst. Die Tage sind vorbei und vergessen.

      Dagfinn nähert sich. Zum Waffenspiel drunten auf der Wiese kann jetzt geblasen werden, wenn's Euch beliebt, Herr.

      Håkon. Wohlan! Heut wollen wir noch jedwede Freude mitnehmen – morgen werden wir wieder anfangen, an die Ribbunger und an den Jarl von Orknö zu denken.

      Bischof Nikolas. Ja so, der weigert sich ja, die Steuer zu zahlen?

      Håkon. Hätt' ich nur die Ribbunger vom Halse, so zög' ich selbst hinüber westwärts. Håkon geht hinauf zur Erhöhung, reicht Margrete die Hand und führt sie rechts hinaus; nach und nach folgen die andern.

      Bischof Nikolas zu Ivar Bodde. Auf ein Wort. Wer ist der Mann, der Jostejn Tamb heißt?

      Ivar Bodde. Es ist ein Schiffersmann von Orknö hier, der so heißt.

      Bischof Nikolas. Von Orknö? Hm! Und jetzt segelt er heim?

      Ivar Bodde. Ja, das mag er wohl.

      Bischof Nikolas leiser. Mit kostbarer Ladung, Ivar Bodde!

      Ivar Bodde. Mit Korn und Webereien, glaub' ich.

      Bischof Nikolas. Und mit einem Briefe vom Jarl Skule.

      Ivar Bodde stutzig. An wen?

      Bischof Nikolas. Weiß nicht – das Königssiegel war dran –

      Ivar Bodde packt ihn am Arme.. Herr Bischof, – ist das wahr, was Ihr sagt?

      Bischof Nikolas. Pst! Bringt mich nicht in diese Geschichte hinein.

      Er entfernt sich von ihm.

      Ivar Bodde. Da muß ich doch gleich –! Dagfinn! Dagfinn, Dagfinn –! Drängt sich durch die Menge an der Ausgangstür.

      Bischof Nikolas teilnahmsvoll zu Gregorius Jonsson. Kein Tag, da nicht dieser oder jener Schaden litte an Hab' und Gut und Freiheit.

      Gregorius Jonsson. Wer ist denn nun daran?

      Bischof Nikolas. Ein armer Schiffer, – Jostejn Tamb, dünkt mich, nannten sie ihn.

      Gregorius Jonsson. Jostejn –?

      Bischof Nikolas. Dagfinn der Bauer will ihn an der Abfahrt hindern.

      Gregorius Jonsson. Dagfinn will ihn hindern, sagt Ihr?

      Bischof Nikolas. Gerade eben ging er fort.

      Gregorius Jonsson. Verzeiht, Herr, ich muß mich beeilen –

      Bischof Nikolas. Ja, tut das, wackerer Lehnsmann – Dagfinn ist so arglistig.

      Gregorius Jonsson eilt mit den übrigen Anwesenden rechts hinaus; nur Jarl Skule und Bischof Nikolas bleiben zurück in der Halle.

      Jarl Skule geht nachdenklich auf und ab; plötzlich ist's, wie wenn er erwache; er blickt sich um und sagt: Wie still ward es hier mit einem Mal!

      Bischof Nikolas. Der König ging.

      Jarl Skule. Und alle folgten ihm.

      Bischof Nikolas. Alle, bis auf uns.

      Jarl Skule. Es ist doch etwas Großes, König zu sein.

      Bischof Nikolas ausholend. Möchtet Ihr's erproben, Jarl?

      Jarl Skule ernsthaft lächelnd. Ich hab's erprobt – jede schlummermüde Nacht bin ich König in Norwegen.

      Bischof Nikolas. Träume sind Wahrzeichen.

      Jarl Skule. Nicht auch Versuchungen?

      Bischof Nikolas. Die Euren kaum. In früherer Zeit, ja, das kann ich mir denken; – aber jetzt, da Ihr den dritten Teil des Reiches besitzt, als der erste Mann im Lande regiert und Vater der Königin seid –

      Jarl Skule. Jetzt mehr denn je, – jetzt mehr denn je.

      Bischof Nikolas. Verhehlt mir nichts! Beichtet – denn Ihr leidet gewißlich große Qual.

      Jarl Skule. Jetzt mehr denn je, wie gesagt. Das ist der große Fluch, der auf meinem ganzen Leben liegt: – dem Höchsten so nahe zu stehen – nur eine Kluft dazwischen – ein Sprung – drüben ist der Königsname, der Purpurmantel, der Königssitz, die Macht und alles! Täglich hab' ich's vor Augen – aber nie komm' ich hinüber.

      Bischof Nikolas. Sehr wahr,


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