Dämmerung der Liebe. Barbara Cartland

Dämmerung der Liebe - Barbara Cartland


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      Dämmerung der Liebe

      Barbara Cartland

      Barbara Cartland E-Books Ltd.

      Vorliegende Ausgabe ©2019

      Copyright Cartland Promotions 1985

      Gestaltung M-Y Books

       www.m-ybooks.co.uk

      Vorbemerkung der Autorin

      Im Jahr 1913 veröffentlichte George Bernard Shaw sein Stück Pygmalion. Diese Geschichte eines Blumenmädchens, das von einem Phonetiker dazu ausgebildet wird, als gesellschaftsfähige Dame aufzutreten, ist eine höchst gelungene Satire auf das englische Klassensystem und nicht im gleichen Maße ein Gedankenspiel wie alle anderen wichtigen Stücke Shaws.

      Aufgrund seiner großen Menschlichkeit wurde es eines der beliebtesten Stücke sowohl als Musical auf der Bühne wie auch als Film (mit Rex Harrison und Audrey Hepburn in den Hauptrollen).

      Cecil Beatons hervorragende Ausstattung trug viel zu seinem Erfolg bei, und Eliza Doolittle ist eine von Shaws unvergeßlichen Gestalten.

      Erstes Kapitel

      Der ehrenwerte Peregrine Gillingham sprang aus der Droschke, entlohnte den Kutscher und ging die Stufen zur Tür des Hauses Windlemere hinauf.

      Sie stand offen; er gab seinen großen Hut einem Diener mit einer gepuderten Perücke und nickte dem Butler zu.

      »Guten Abend, Dawkins.«

      »Guten Abend, Sir.«

      »Ist Seine Gnaden in der Bibliothek?«

      »Ja, Sir, er erwartet Sie schon seit fast einer Stunde.«

      In der wohlklingenden Stimme des Butlers schwang ein etwas vorwurfsvoller Ton mit, und Peregrine lächelte im Stillen, als er den energischen Schritten des Dieners durch die Marmorhalle folgte.

      Windlemere House war von all den eleganten Häusern in der Park Lane das imposanteste.

      Der Großvater des Herzogs hatte es gebaut, so wie man sich am Anfang der viktorianischen Zeit das Haus eines Herzogs eben vorstellte.

      Erfreulicherweise waren noch Spuren der georgianischen Architektur sichtbar, so daß es geschmackvoller war als die meisten anderen Herrschaftshäuser hier.

      Aber Peregrine dachte jetzt nicht weiter über Windlemere House nach, in dem er schon oft genug gewesen war. Er hoffte nur, Alstone möge nicht allzu schlecht gelaunt sein, weil er sich verspätet hatte.

      Der Herzog wurde von Freund und Feind gleichermaßen mit großem Respekt behandelt; sogar Peregrine, einer seiner besten Freunde, war ziemlich deprimiert, wenn Alstone sich in eine eisige Reserve zurückzog, um so sein Mißfallen kundzutun.

      »Mr. Peregrine Gillingham, Euer Gnaden«, verkündete Dawkins an der Tür, und der Herzog, der gerade die Times las, blickte von der Zeitung auf und sagte: »Perry! Warum kommst du so spät, zum Teufel?«

      »Tut mir leid, Alstone«, erwiderte sein Freund und ging auf ihn zu. »Mein Vater hat mich unerwartet zu sich beordert, und du weißt, wie weitschweifig er ist.«

      Der Herzog warf die Zeitung auf den Tisch und sagte: »Ich fürchte, ich muß das als Entschuldigung akzeptieren. Ich weiß, daß man deinen Vater nicht bremsen kann, wenn er auf ein Thema zu sprechen kommt, das ihn interessiert.«

      »Er war eigentlich gar nicht besonders interessiert — nur verärgert«, erwiderte Perry mürrisch.

      »Ging es um Geld?« fragte der Herzog.

      »Natürlich. Worüber sollte mein Vater sonst mit mir sprechen?«

      »Du solltest eben nicht so ausschweifend leben.«

      »Du hast gut reden...« begann Perry, doch dann lachte er, weil er merkte, daß der Herzog ihn aufzog.

      »Also schön, ich habe in letzter Zeit ein wenig übertrieben. Aber du weißt genauso gut wie ich, daß Molly außerordentlich anspruchsvoll ist; schließlich hast du dich ja selbst mal für sie interessiert.«

      »Ich habe nicht lange den Preis verdorben wie du es mir so oft vorwirfst«, erwiderte der Herzog.

      »Lange genug«, sagte Perry. »Du hast Molly nicht nur an Kaviar und Champagner gewöhnt, sondern auch an Diamanten, und das Taschengeld, das mir mein Vater gibt, hat für derlei noch nie gereicht.«

      Er stöhnte auf, ehe er fortfuhr: »Es ist die Hölle, ein jüngerer Sohn zu sein. Du warst nie in dieser Situation.«

      »Auch ich habe so meine Schwierigkeiten«, erwiderte der Herzog.

      »Ich frage mich, was für welche das sein könnten«, sagte Perry.

      Während er sprach, nahm er ein Glas Champagner von einem silbernen Tablett, das ein Diener ihm reichte.

      Auch der Herzog nahm ein Glas, und Dawkins stellte die Champagnerflasche in einen kostbaren silbernen Kübel, der mit Eis gefüllt war. Dann zogen sich die beiden Diener zurück.

      »Du hast mir über deine Schwierigkeiten berichtet«, sagte der Herzog mit einem schwachen Lächeln. »Willst du dir jetzt vielleicht einmal meine anhören?«

      »Mit Vergnügen, aber ich dachte immer, du hättest keine.«

      »Die meinen sind nicht finanzieller, sondern geistiger Art«, erwiderte der Herzog. »Bevor du kamst, habe ich darüber nachgedacht, daß ich mich langweile, Perry.«

      »Mein Gott, Alstone, wenn ich je etwas Absurdes gehört habe, dann ist dies das Absurdeste«, sagte Peregrine. »Du und dich langweilen? Du, der du alles hast? Das nehme ich dir nicht ab.«

      »Aber es ist so«, antwortete der Herzog. »Und ich gebe dir die Schuld daran, weil du dich verspätet hast, so daß ich mir darüber klar werden konnte.«

      »Weshalb langweilst du dich, um Gottes willen?« fragte Perry. »Du bist der reichste Mann, und hast den größten Grundbesitz auf den britischen Inseln. Du hast die schönsten und feurigsten Pferde und kannst dir jede schöne Frau leisten, die du haben willst.«

      Peregrine holte tief Luft, ehe er fortfuhr: »Und wir alle wissen warum. Es kommt daher, daß du so verdammt gut aussiehst und der Traum aller Mädchenherzen bist.«

      »Sei still, Perry, mir wird übel«, unterbrach ihn der Herzog.

      »Das ist nichts gegen das, wie mir wird, wenn du behauptest, du würdest dich langweilen. Soll ich dir deine übrigen Besitztümer aufzählen? Deine Yacht, dein Schloß in Frankreich mit der besten Eberjagd in ganz Europa, deine Lachsgewässer...«

      »Sei still!« befahl der Herzog. »Ich spreche über etwas ganz anderes.«

      »Und das wäre?«

      »Ich glaube, ich kann es am besten als das Bedürfnis nach geistiger Anregung bezeichnen«, sagte der Herzog. »Es liegt daran, daß alles, was ich mache, mir in gewisser Hinsicht vertraut ist — es gibt einfach nichts Überraschendes oder Spannendes mehr für mich.«

      Er sprach sehr ernst, und sein Freund sah ihn verblüfft an.

      Perry war intelligent, wenn es darauf ankam. Er merkte, daß der Herzog nicht scherzte, daß dies keine leeren Sprüche waren, sondern daß er mit einem ungewöhnlichen Gedanken spielte,

      »Als wir gestern abend miteinander Karten spielten«, fuhr der Herzog fort, »kam mir der Gedanke, daß wir uns eigentlich viel zu gut kennen, als daß wir uns beim Spiel noch wirklich amüsieren könnten. Ich weiß sofort, wenn Archie ein gutes Blatt hat, weil er dann mit den Augen zwinkert, und Charles preßt die Lippen zusammen, wenn er ein schlechtes hat, und du schnippst mit den Fingern, ehe du einen Trumpf ausspielst.«

      »Verdammt, Alstone, das grenzt ja an Betrug!« protestierte Perry.

      »Nein, ganz im Gegenteil, das ist einfach Beobachtung; so weiß man immer, was geschehen wird — was übrigens, wie ich hinzufügen möchte, auch für meine anderen Interessen


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