Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


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über den Horizont.

      Und dann begriff Jake Halbot: Sie würden mit der Bahn fahren.

      Dieser Gedanke jagte ihm einen gewaltigen Schock ein. Hatte er doch mit einem Trail von sechshundert Meilen gerechnet, bei dem es ihm doch möglich sein mußte, etwas zu seiner Flucht zu unternehmen.

      Und nun nahmen sie die Bahn.

      Der Zug rollte in Dodge City ein.

      Der Schaffner winkte dem Marshal zu.

      Wyatt tippte an den Hutrand. Dann hielt er auf einen Güterwagen zu. Die beiden Pferde wurden verladen. Und die beiden Männer setzten sich in ein Abteil eines Personenwagens.

      Die Fahrt begann.

      Da flog es vorüber, das weite Land, das ihm eine Möglichkeit zur Flucht hätte bieten können.

      Meile um Meile rollte unter dem Wagen dahin.

      Kansas rollte vorbei.

      Dann kam das bergige Colorado.

      In Las Animas blieb der Zug stundenlang stehen, weil etwas an den Gleisen nicht in Ordnung war. Die Nacht kam.

      Halbot saß dem Marshal gegenüber. Keine Sekunde ließ er ihn aus den Augen. Er wartete. Vielleicht bot diese Nacht ihm die letzte Chance.

      Der Marshal schien zu schlafen. Er hatte den Kopf ein wenig gesenkt.

      Der Texaner bewegte die Hand, tastete zum Fenster hin.

      Da kam ihm die Stimme des Missouriers entgegen: »Was gibt’s denn?«

      »Die Luft ist so schlecht hier im Waggon«, stotterte der Bandit.

      Wyatt öffnete das Fenster einen Spalt.

      Und Jake Halbot war sich darüber im Klaren, daß der Marshal ihm keine Gelegenheit ließ, die Flucht zu bewerkstelligen.

      Nach Mitternacht erhob sich Halbot.

      Wyatt stand sofort vor ihm.

      Die beiden Männer sahen einander in die Augen.

      Halbot krächzte heiser: »Sie schaffen es nicht, Earp.«

      »Setzen Sie sich«, sagte der Missourier halblaut.

      »Ich will raus!«

      »Zu wollen haben Sie nichts mehr, Jake Halbot. Aber kommen Sie, wir gehen hinaus.«

      Sie verließen den Wagen und standen draußen.

      Halbot wollte zur Seite gehen.

      Wyatt packte ihn am Arm. »Halbot, lassen Sie sich keine dummen Sachen einfallen. Erstens habe ich schnelle Füße und zweitens einen Revolver, der ziemlich weit reicht. Ich lege keinen Wert darauf, Sie halbtot im Camp abzuliefern.«

      Der Bandit fuhr herum und starrte den Marshal aus glimmenden Augen an. »Sie werden mich überhaupt nicht abliefern, Earp. Ich habe es Ihnen doch gesagt: Sie schaffen es nicht.«

      »Sie reden zuviel.«

      Wenige Minuten später saßen sie wieder im Wagen. Bald setzte sich der Zug auch wieder in Bewegung.

      *

      Es war ein strahlender, heller Vormittag, als sie den Zug in Pueblo verließen.

      An der Station herrschte ein Gedränge von Planwagen und Reitern, und da sah der Verbrecher plötzlich eine Chance.

      Zwei Reiter hatten sich zwischen ihn und seinem Bewacher geschoben.

      Halbot hieb dem Pferd sofort die Sporen in die Weichen.

      Das Tier stieg laut wiehernd auf und sprengte davon.

      Halbot preschte durch eine Seitengasse der Mainstreet zu.

      Aber noch ehe er die Hälfte der Gasse durchmessen hatte, sah er den Missourier hinter sich. Er sah ihn – und bemerkte zu seinem Schrecken, daß der Schwarzfalbe seines Verfolgers die schnellsten Beine besaß, die er je bei einem Pferd beobachtet hatte.

      Wyatt hatte ihn bald eingeholt. »Hören Sie gut zu, Halbot: Ich weiß, daß unsere Tiere Bewegung brauchen, aber wann das vor sich geht, bestimme ich und sonst niemand.«

      Sie aßen in einem Boardinghouse. Dann ritten sie nach Westen zu aus der Stadt.

      Sie kamen in dem ansteigenden unwegsamen Gelände westlich von der Stadt nur langsam vorwärts. Erst am Abend legte der Missourier eine Rast ein. Stumm hockten die beiden um das kleine Feuer, das der Marshal für den Kaffee entzündet hatte.

      Wyatt rauchte.

      Halbot starrte ihn an. Plötzlich knurrte er: »Ich kann Ihr verdammtes schwarzes Kraut nicht riechen!«

      Wyatt hob den Kopf und warf ihm einen unergründlichen Blick zu. »Das hätten Sie sich früher überlegen sollen, Mister. Mir schmecken die Zigarren gut.«

      »Mir nicht! Wenn Sie das Kraut nicht sofort ins Feuer werfen, lernen Sie mich kennen!«

      Da sprang Halbot urplötzlich auf und suchte dem Missourier die Zigarre mit einem Fußtritt aus der Hand zu schleudern.

      Blitzschnell reagierte der Marshal. Er faßte Halbots Fuß, zerrte den Mann daran zu sich heran und schleuderte ihn zur Seite.

      Halbot lag nun am Boden und starrte genau in die kalten Augen des Missouriers.

      »Sie liegen rechts vom Feuer, Halbot. Wenn Sie noch einen Funken Verstand im Kopf haben, dann wissen Sie, daß ich Sie ebensogut genau ins Feuer geschleudert haben könnte. – Ich sage das nur, um Sie darauf hinzuweisen, daß der nächste Schlag Sie auf die glühenden Aststücke befördert.«

      Der Texaner richtete sich ächzend auf. »Sie sind ein Wolf, Earp. Aber das hilft Ihnen auch nichts. Sie schaffen es nicht. Ich schwöre es Ihnen.«

      Wyatt ließ sich wieder nieder und starrte ins Feuer.

      Halbot hockte schräg neben ihm und belauerte ihn unentwegt.

      Er wußte, daß er jetzt jede Stunde, ja, jede Minute ausnutzen mußte. Wenn sich erst die Tore des Lagers wieder hinter ihm geschlossen hatten, war alles aus.

      Sie ritten weiter.

      Halbot wunderte sich, daß der Marshal ihm nicht gebot – wie es sonst bei Verbrecher-Transporten üblich war – einen halben Schritt vorzureiten.

      Wyatt ritt genau neben ihm. Er sah nicht zu ihm hinüber und zeigte überhaupt nicht die mindeste Unruhe oder Unsicherheit.

      Es wurde dunkel.

      Wyatt machte in einer Bodenmulde halt und richtete sich für die Nacht ein.

      »Sie legen Ihre Decke da drüben hin!« befahl er dem Verbrecher.

      Halbot feixte. »Das wird Ihnen nicht viel nützen, Earp. Ich schlafe ohnehin nicht.«

      Er schlief, traumlos und fest. Seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten es dem Marshal.

      Und Wyatt wußte genau, was der Verbrecher beabsichtigte: Er wollte sich heute nacht ausruhen, um in der kommenden Nacht wach bleiben zu können.

      Er rechnete sich aus, daß der Marshal heute die ganze Nacht durchwachen würde und in der kommenden Nacht vor Müdigkeit umfallen müßte.

      Auch darin hatte sich der Mörder Halbot in dem Missourier geirrt.

      Der Missourier hatte schon in seiner Jugend von den Indianern den Halbschlaf gelernt. Das war eine Art der Ruhe, besser gesagt der Entspannung, die es dem Ruhenden ermöglichte, dennoch wach zu bleiben.

      In diesem Zustand verbrachte der Marshal die Nachtstunden und war am anderen Morgen keineswegs übernächtigt und zerschlagen, wie es sonst nach einer durchwachten Nacht meist der Fall war.

      Halbot beobachtete ihn scharf. Als er auch nicht das mindeste Zeichen von Müdigkeit an dem Marshal bemerkte, packte ihn die Verzweiflung.

      Er preßte durch die Zähne: »Sie schaffen es trotzdem nicht, Earp!«


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