Seewölfe - Piraten der Weltmeere 18. Davis J. Harbord

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 18 - Davis J.  Harbord


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      Impressum

      © 1976/2013 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-201-8

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      1.

      „Land voraus!“ brüllte Donegal Daniel O’Flynn vom Vormars. „Eine Insel!“

      Neben ihm keckerte Arwenack, der Schimpanse, und balancierte aufrecht über die Fockrah, sprang von dort in die Leewanten und sauste wie ein Blitz abwärts.

      Sonst sahen ihm die Männer auf der „Golden Hind“ begeistert zu, wenn er über Wanten, Stage, Rahen und Masten turnte, aber jetzt starrten sie alle voraus.

      Land!

      Das war endlich wieder etwas Greifbares, etwas Festes, auf das man seinen Fuß setzen konnte. Das bedeutete süßes Frischwasser, Frischfleisch, Früchte, Erde, grüne Gewächse, Blumen, ja, auch Blumen, exotische in den seltsamsten Formen.

      Die Hölle südlich von Feuerland hatte sie wieder ausgespuckt und in den Pazifischen Ozean entlassen. Stürme und Orkane hatten sich an ihnen die Zähne ausgebissen, sie hatten den Männern der „Golden Hind“ das Letzte abverlangt, sie durchgeschüttelt, die Segel zerfetzt, sie mit Eis und Schnee und Hagel überschüttet, aber die Männer hatten nicht aufgegeben.

      Von den Besatzungen der fünf Schiffe, die vor einem Jahr – im Dezember 1577 – aus Plymouth, England, ausgelaufen waren, hatten sie bewiesen, daß sie die zähesten und härtesten waren.

      Kapitän Francis Drakes ehemaliger Verband von fünf Schiffen bestand nur noch aus der „Golden Hind“. In den Stürmen unten am Westausgang der Magellanstraße waren die „Marygold“ und die „Elizabeth“ außer Sicht geraten. Sie hatten nach ihnen gesucht, sie aber nicht mehr gefunden. Die „Swan“, das Versorgungsschiff, war verrottet, und sie hatten es an der Ostküste Südamerikas zurückgelassen. Die kleine „Benedict“ hingegen mochte noch unter Segel sein, aber wenn, dann wurde sie von Portugiesen gesegelt, denen sie ihr Schiff querab von Marokko weggenommen hatten. Dieses Schiff der Portugiesen war unter dem neuen Namen „Isabella II.“ in Drakes Verband eingegliedert und von Philip Hasard Killigrew und seinen Männern übernommen worden.

      Sie hatten die „Isabella II.“ wieder aufgeben müssen – sie leckte wie ein verrotteter Eimer.

      So waren die Männer des Seewolfes, wie Philip Hasard Killigrew genannt wurde, wieder auf die „Golden Hind“ übergestiegen. Und Kapitän Drake war froh gewesen, diese Teufelsbraten an Bord zu haben. Das hatte sich unten am Kap gezeigt. Der Seewolf und seine Männer, die kapitulieren nicht, die mußte man erst totschlagen – und auch da war es denkbar, daß sie wieder aufstanden.

      Sie drängten sich auf dem Vorschiff und versuchten, voraus etwas zu erkennen – vergeblich. Dan O’Flynn hatte eben doch die besten Augen an Bord.

      Arwenack turnte über die Blinde weg hinaus auf den Bugspriet und zeigte fletschend seine Zähne. Er sah aus, als grinse er über die Männer.

      „Ist das ein dämlicher Affe“, sagte Mac Pellew, der abwechselnd mit dem Kutscher aus Hasards Crew für das leibliche Wohl der Männer sorgte. Mac Pellew, schlaksig, dürr und ausgemergelt, war an Bord der „Golden Hind“ der Miesgram vom Dienst.

      Smoky, der Decksälteste – auch aus Hasards Crew –, sah ihn schief an.

      „Sei ja friedlich, Mac“, sagte er. „Wir meckern ja auch nicht über deine dämlichen Kakerlaken, die du heute statt des Salzfleisches in die Suppe getan hast.“

      „Die hab ich nicht reingetan, sondern die sind reingefallen“, sagte Mac Pellew. Dann kriegte er plötzlich starre Augen. „Nun sieh dir das an!“

      Arwenack hing schaukelnd an einem Arm unter der Verstagung des Bugspriets und planschte mit den Füßen in der schäumenden Bugsee. Dabei gab er Laute von sich, die sein Wohlbehagen ausdrückten. Es klang wie das Kichern und Glucksen einer Quelle.

      Smoky grinste breit. „Der tut das, was ich dir auch empfehlen möchte, Mac.“

      Mac Pellew starrte Smoky irritiert an. „Mir? Soll ich da etwa auch herumturnen?“

      „Nein“, sagte Smoky, „aber mal deine stinkigen Füße waschen!“

      Mac Pellew machte: „Pfff!“ und verschwand wie ein Geist vom Vorschiff.

      Auf dem Deck des Achterkastells stand Philip Hasard Killigrew neben Kapitän Drake, den er über die Sichtmeldung Dan O’Flynns informiert hatte. Drake war unter Deck gewesen.

      „Das muß die Mocha-Insel sein“, sagte Hasard. „Nach der Seekarte der Spanier liegt sie etwa zwanzig Seemeilen querab der Küste und nördlich von Valdivia.“ Er schaute fragend zu Nuno da Silva, dem portugiesischen Lotsen, hinüber, den sie von einer portugiesischen Prise auf die „Golden Hind“ übernommen hatten.

      Nuno da Silva, ein hagerer, schwarzhaariger Mann mit Knebelbart, nickte. „Senor Killigrew hat recht, Capitan.“ Er lächelte dünn. „Manchmal habe ich den Eindruck, daß Sie eigentlich auf mich verzichten könnten. Senor Killigrew ist ein erstklassiger Pilot, von seinen seemännischen und“, er räusperte sich, „kämpferischen Qualitäten ganz zu schweigen.“

      Hasard verbeugte sich leicht. „Danke für das Kompliment, Senor, da Silva.“ Er lächelte. „Es ehrt mich, daß Sie das in Gegenwart des Kapitäns sagen. Manchmal denke ich, er hält mich für ...“

      „... ziemlich frech“, ergänzte Kapitän Drake und wippte auf den Fußballen. Er mußte zu Hasard hochschauen, der ihn um fast zwei Köpfe überragte. Drake selbst war untersetzt und stämmig.

      Hasard verkniff sich ein Grinsen.

      Drake legte die Hände auf den Rücken, marschierte zum Backbordschanzkleid, starrte über die See, drehte sich um und kehrte wieder zurück. Vor dem Portugiesen blieb er stehen.

      „Valdivia wurde von Pedro de Valdivia gegründet, nicht wahr, Senor da Silva?“

      Der Portugiese nickte. „Si, Capitan.“

      Drake blickte ihn nachdenklich an. „Wissen Sie noch mehr über diesen Mann, Senor da Silva?“

      „Nun“, der Portugiese schien sich unbehaglich zu fühlen, „viel weiß ich auch nicht über ihn. Er gehörte zu den spanischen Conquistadoren unter Pizarro. Nach der Eroberung Perus führte er eine spanische Expedition nach Chile. Er kämpfte sich entlang der Küste nach Süden vor ...“ Der Portugiese verstummte, als er das Aufblitzen in den grauen Augen Drakes sah.

      „Er kämpfte sich nach Süden vor“, wiederholte Kapitän Drake fast etwas ironisch. „Das heißt, wie Pizarro und die anderen sorgte er zunächst einmal dafür, die einheimische Bevölkerung auszurotten, nicht wahr?“

      „Ich bin weder Pizarro noch de Valdivia, Capitan“, sagte der Portugiese ärgerlich. „Für das, was sie taten, bin ich nicht verantwortlich.“

      „Nein, natürlich nicht, Senor da Silva. Ich wollte Sie mit meiner Bemerkung auch keineswegs kränken.“ Er dachte einen Moment nach und fragte ganz überraschend: „Sie wissen, daß ich vor fünf Jahren oben in Panama mit den Spaniern aneinandergeriet?“

      „El Draque“, sagte Nuno da Silva. „Ein Kriegsname, der schnell bekannt wurde.“

      Drake lächelte. „Mag sein, aber das meine ich nicht. Ich wollte etwas anderes damit sagen. Sehen Sie, Senor da Silva, im Gegensatz zu den spanischen und portugiesischen Eroberern kämpfte ich nicht gegen die einheimische Bevölkerung, sondern stellte mich auf ihre Seite. Die Cimarronen zum Beispiel, jene von den spanischen Plantagen entlaufenen Negersklaven, die Indianerfrauen geheiratet hatten, wußten das zu schätzen und kämpften an meiner Seite gegen die Spanier. Das gleiche Rezept dürfte auch hier, an der Westküste Südamerikas, erfolgreich sein. Wir sprachen über Pedro de Valdivia. Hier an der chilenischen Küste leben die Araukaner. Sie wehren sich gegen das Vordringen der Spanier, die ihnen ihr Land wegnehmen wollen. Sie wissen, was mit de Valdivia passierte?“

      Der Portugiese nickte. „Er fiel in die Hände


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