Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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dann sogar ein Kindchen? Wo sie Kinder so sehr liebt.

      Doch dann bäumt sich ihr Stolz dagegen auf. Niemals! Sie würden zuerst in einem Meer von Liebe schwimmen, und wenn sie dann in den Alltag getrieben würden, dann würde er jäh aus seinem Liebestraum erwachen, würde seine gewohnte Arbeit, die ihm zur Lebensaufgabe geworden war, schmerzlich vermissen. Er würde lieb zu ihr sein, aber innerlich würde er leiden. Nein! Es gibt keinen Weg zu Phil, denn er würde unbedingt mit dem ihres Vaters zusammenlaufen, und für sie gibt es diesen Mann einfach nicht.

      Hat sie bis jetzt ohne seine Hilfe auskommen können, wird sie es in Zukunft auch müssen.

      Eigentlich – sinnt sie, gerecht wie sie ist, weiter – hat ihr Vater ja immer für sie gesorgt, für sie und ihre Mutter. Ja, selbst ihre gute Erziehung verdankt sie ihm.

      Aber gleich wieder kommt der Widerwillen, mit Geld kann man doch nicht alles kaufen. Jedenfalls keine Liebe, und sie empfindet sie für den fremden Mann nicht, der ihr Vater ist.

      Ach, Stefanie kommt zu keinem Ende, das ihr die innere Ruhe gibt. Ihr Kopf beginnt vom vielen Nachdenken zu schmerzen. Sie stellt das Tablett zur Seite. Nicht einmal zu essen vermag sie. Müde legt sie sich zurück, schließt die Lider – und sieht vor sich ein Paar warme, gütige Augen.

      Phil – ich habe Sehnsucht nach dir!

      *

      Langsam geht Professor Hollweg den Weg am See entlang, so wie ihn die Wirtin zum »Goldenen Löwen«, wo er Quartier genommen, beschrieben hat.

      Hierher also hat sich Nina geflüchtet? In dieser schönen Umgebung hat sie gelebt, bis zum langsamen Verlöschen. Hier hat sie ihm die Tochter geboren. Ob sie glücklich war in dieser selbstgewählten Einsamkeit, nur von einer treuen Dienerin umgeben?

      Noch deutlich sieht er die Abschiedszeilen vor sich, die sie ihm hinterlassen hat, unauslöschlich haben sich jene Worte eingegraben: ›Ich will nicht, daß meine Liebe zu Dir zu Haß wird, denn Du läßt mich neben Dir erfrieren. Ich will meine Liebe zu Dir im Herzen bewahren.‹

      Ob sie es auch gehalten hat? Ist nicht die Tatsache, daß Stefanie ihn haßt und nichts von ihm wissen will, ein Beweis für das Gegenteil?

      Wird er sein Kind überzeugen könne, daß er die Mutter sehr geliebt hat? Daß es nur sein Beruf war, der sie trennte, weil Nina nicht teilen konnte?

      Seine Erregung nimmt mit jedem Schritt zu, der ihn dem Hause näher und näher bringt.

      Und dann steht er in dem Garten, geht über den sorgsam gepflegten Weg zur Terrasse zu. Sein Herz hämmert.

      Er betritt die Halle und muß sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Eine hochgewachsene blonde Frau stellt sich ihm in den Weg.

      »Herr Professor Hollweg?«

      Marittas abweisende Haltung löst sich. Hollweg bemerkt es mit Erleichterung.

      Merkwürdig! Sie hat sich gleich Stefanie und Milchen in ein Gefühl der Abwehr hineingesteigert und muß plötzlich erkennen, daß es angesichts des vor ihr Stehenden dahinschwindet.

      In den hellen Augen liegt Güte, und ihre Klarheit verwirrt sie. Das Gesicht ist schmal, der Mund ausdrucksvoll, die Gestalt schlank, elegant. Sie streckt ihm die Hand entgegen.

      »Bitte, nehmen Sie Platz«, fordert sie ihn mit unsicherer Stimme auf.

      »Ich glaubte, meine Tochter begrüßen zu können«, beginnt er das Gespräch.

      In seinen Zügen liegt Enttäuschung. Er ist unschlüssig. Wer ist die Frau? Was weiß sie, und warum geleitet sie ihn nicht zu Stefanie?

      Ratlos gleiten Marittas Blicke seitwärts. Was auch zwischen Stefanies Mutter und diesem Mann einst gewesen sein mag, er trägt heimliches Leid.

      Sie schluckt ein paarmal, dann beginnt sie zu sprechen.

      »Zunächst werden Sie sicher wissen wollen, wer ich bin und warum Stefanie Sie nicht empfängt. Ich bin die Nichte Doktor Röslers und augenblicklich Gast in diesem Hause. Dar-über hinaus bin ich Stefanies Freundin geworden. Mein Onkel hat mich hierher geschickt.«

      Sie hält einen Augenblick die Augen auf Hollweg gerichtet, der ihr aufmerksam zuhört, und fährt dann schnell fort:

      »Ich hatte einen Auftrag auszuführen.« Sie lächelt ein wenig. »Ich gebe zu, ich wäre lieber dorthin gefahren, wo es Abwechslung, Trubel und neue Bekanntschaften gab. Doch bald habe ich den Frieden hier und vor allem Ihre Tochter lieben gelernt.«

      Wieder trifft ihn ein kurzer, nachdenklicher Blick.

      »Ich wußte, daß Ihre Tochter sich mit der Eröffnung dieser Pension eine Existenz aufbauen will, und dabei sollte ich ihr als zahlender Gast helfen. Nun, aus meiner Gastfreundschaft ist – eine Freundschaft geworden.«

      Sie verstummt und sieht ihn fragend an.

      »Sie erzählen mir sehr viel von sich.«

      Seine Stimme ist angenehm. Sie muß einen suggestiven Einfluß auf kranke Menschen haben. Sie lauscht gern dieser Stimme.

      »Es ist sehr nett von Ihnen, Fräulein…«

      »Verzeihung«, wirft sie rasch und errötend ein. »Ich heiße Maritta Leubner.«

      Wieder eine kleine Verbeugung. »Danke, Fräulein Leubner. Sie sehen mich voller Ungeduld. Würden Sie mich zu meiner Tochter führen?«

      »Leider geht das nicht, Herr Professor.«

      Er richtet sich steil, wie in Abwehr auf. »Und warum nicht?«

      Seine klaren, durchdringenden Augen irritieren sie.

      »Stefanie ist krank. Sie darf keine Aufregung haben.«

      Ungläubig lächelnd betrachtet er sie, und hastig entfährt es ihr:

      »Sie… Sie glauben mir nicht?«

      »Das ist kein Grund, daß ich meine Tochter nicht sehen darf. Ich bin Arzt«, umgeht er eine direkte Beantwortung ihrer Frage. Er beugt sich etwas vor. Er ist ernst und sieht über alle Maßen enttäuscht aus. »Wollen Sie mir nicht lieber die Wahrheit sagen?«

      »Die Wahrheit ist, daß Stefanie krank ist und keinerlei Erregung haben darf«, wiederholt sie eindringlich.

      »Woher wollen Sie wissen, daß mein Besuch für sie eine Aufregung bedeutet?«

      Ihre Augen weiten sich ungläubig.

      »Und das fragen Sie? Sie als Arzt?«

      »Sie wissen also über alles Bescheid?« fragt er mit Bitterkeit. Mit geschlossenen Augen lehnt er sich zurück. Seine Stimme hat allen Klang verloren. »Das hätte ich mir denken können.«

      Sie sieht mitleidig auf den Mann, der wie in plötzlicher Erschöpfung vor ihr im Sessel lehnt. Er hat ihre Sympathie gewonnen. Sie möchte ihm und auch Stefanie helfen und weiß nicht, wie.

      »Dann weiß also meine Tochter nichts von meinem Hiersein?« hört sie ihn wieder sprechen.

      »Sie weiß es nicht«, antwortet sie wahrheitsgetreu. »Nur Milchen und ich sind eingeweiht.«

      »Also eine Art Leibwache«, sagt er verächtlich. »Ich habe die weite Reise gemacht, um meiner Tochter zu helfen – nicht um ihr weh zu tun. Sind Sie wenigstens davon überzeugt?«

      »Ja – das bin ich.«

      Er atmet auf. Er möchte ihr noch so viel sagen, daß er Grüße zu übermitteln hat von Philipp, der in großer Sorge um sie ist. Er möchte nichts als helfen, helfen, helfen…

      »Seit wann ist meine Tochter krank?« schwingt er sich endlich zu dieser Frage auf, die ihn am meisten bedrückt. »Was fehlt ihr?«

      Hilflos sieht sie ihn an.

      »Verzeihen Sie, ich verstehe das alles nicht mehr. Stefanie brach zusammen, als Doktor Titanus das Haus verließ. Fieber brach aus. Es ist die tiefe seelische Erschütterung gewesen, der Grund dazu wird Ihnen sicherlich


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