Marathon Woman. Kathrine Switzer

Marathon Woman - Kathrine Switzer


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      MARATHON WOMAN

      Die Frau, die den Laufsport revolutionierte

      Kathrine Switzer

      MARATHON

      WOMAN

      Die Frau, die den Laufsport revolutionierte

      Deutsch von Gesine Strempel

      Für Roger Robinson

       »Freuet euch! Wir haben gesiegt!«

      Und für

      Anni Hemmo, geborene Simon, und Heinz Hemmo

      in Liebe

      Erstmals erschienen 2007 unter dem Titel »Marathon Woman«

      bei ­Carroll & Graf Publishers (Perseus Books Group)

      © 2007, 2009 Kathrine Switzer

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      © der deutschsprachigen Ausgabe: spomedis GmbH, ­Hamburg 2011

      Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten.

      Dieses Buch oder Teile dieses Buchs dürfen nicht ohne die schriftliche Genehmigung des Verlags vervielfältigt, gespeichert oder auf andere Medien übertragen werden.

      Umschlaggestaltung, Layout und Satz: Melanie Trommer

      ISBN 978-3-95590-027-4 (ePUB)

      ISBN 978-3-95590-032-8 (Kindle)

       www.spomedis.de

      Danksagung

      Ich wurde in Deutschland geboren, wo ich die ersten prägenden Jahre meines Lebens verbrachte. Später lebte ich in den USA und auch in anderen Ländern und machte mir als Sportlerin, Renndirektorin, TV-Journalistin und Autorin einen Namen. Erstaunlich ist aber, dass Deutschland und deutschsprachige Freunde immer wieder meinen Lebensweg kreuzten.

      Kurz nach dem Erscheinen von Marathon Woman in den USA im Jahr 2007 lernte ich Edith Zuschmann bei einem beeindruckenden österreichischen Frauenlauf kennen. »Ich LIEBE dieses Buch!«, sagte sie. »Warum gibt es das nicht auf Deutsch?« Angesichts der 21.000 Läuferinnen in Wien und der jeweils 13.000 Teilnehmerinnen bei den Avon-Läufen in Berlin und im schweizerischen Bern waren wir beide davon überzeugt, mit vielen laufbegeisterten Leserinnen rechnen zu können. 2010 ging Edith, die gerade am Anfang ihrer Karriere als Autorin stand, dann mit dem Buch kurzerhand zu dem deutschen Verleger Frank Wechsel und der Lektorin Anna Gutjahr von spomedis in Hamburg. Und so gibt es nun die deutsche Ausgabe meiner Autobiografie mit dem internationalen Titel Marathon ­Woman. Ich bin Edith, Anna und Frank für das Vertrauen, das sie mir und meinem Buch entgegenbrachten, ihren zuversichtlichen Glauben an den Frauensport und ihre herzliche Freundschaft sehr dankbar.

      Das Laufen ist eine einschneidende Erfahrung für Frauen. Es bewirkt Erfolgsgefühle, fördert Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen. Kein Bereich unseres Lebens bleibt von dieser positiven und erfreulichen Veränderung unberührt. In Deutschland arbeitete ich zunächst mit Dr. Ernst van Aaken und dem Olympischen Sportclub in Waldniel, als wir dort 1979 den internationalen Avon-Frauenmarathon ins Leben riefen. Später, 1983, dann mit Horst Milde in Westberlin, wo wir den ersten 10-Kilometer-Avon-Frauenlauf in der noch geteilten Stadt veranstalteten. Schon damals wussten wir, dass die deutschen Läuferinnen an führender Stelle zu der gigantischen Lauf- und Fitness-Revolution in Europa beitragen würden.

      Auch eine Revolution im Denken setzte sich durch. Diese beiden weit ­vorausschauenden Männer waren selbst Läufer und unterstützten, wie viele aktive Läufer rund um den Erdball, den Frauenlauf und damit das umfassende Potenzial von Frauen. Marathon Woman ist kein »Girlie-Buch«. Ich berichte von Frauen, die sich eine inspirierende Welt erlaufen.

      Mein Dank geht auch an Avon Products, Inc. in den USA und Avon ­Cosmetics GmbH in Deutschland. Seit Jahren ist Avon »DIE Firma für Frauen«. Ohne die enorme Unterstützung des Unternehmens hätte die globale Revolution des Frauenlaufsports möglicherweise nicht stattgefunden; mit Sicherheit wären wir nicht da, wo wir heute sind. Dieser Firma ist es zu verdanken, dass der Berliner Avon-Lauf heute das Frauensportereignis mit der höchsten Teilnehmerinnenzahl in Deutschland ist.

      Die deutsche Ausgabe von Marathon Woman unterscheidet sich von der amerikanischen Version, weil ich einige meiner Erfahrungen in Deutschland hinzugefügt habe. Bei vier Menschen möchte ich mich in diesem Zusammenhang noch bedanken. Zuallererst, wie immer, bei meinem Mann Roger Robinson für seine zuverlässige Liebe und Unterstützung. Seine Kenntnis von Deutschland, sein Humor, sein Charme und seine Fähigkeiten als Lektor sind für dieses Buch von unschätzbarem Wert. Dann bei der erfahrenen Radiojournalistin und Übersetzerin Gesine Strempel, die ich beim Avon-Frauenlauf 1999 in Berlin kennenlernte. Sie übersetzte auch mein erstes Buch, Laufen und Walking. Das sanfte Programm für Frauen ab 40 (Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2000). Seitdem sind wir Freundinnen. Und schließlich bei Anni Hemmo, meiner geliebten Nanny, die immer einen Platz in meinem Herzen hatte, sowie ihrem treuen Ehemann Heinz, der mehr als irgendjemand sonst dafür gesorgt hat, dass Anni weiterhin Teil meines Lebens ist.

      Teil I Das Fundament

      Im Langstreckenlauf ist das »Grundlagentraining«, oder einfach die »Grundlage«, das Fundament, auf dem das ganze restliche Lauftraining aufbaut. Es ist die Basis, auf der sich das Leistungsvermögen entwickeln kann – die Fähigkeit, länger und schneller zu laufen. Mit etwas Glück wird es auch dazu beitragen, Verletzungen zu vermeiden.

      Kapitel 1 Die lange Reihe der Pioniere

      »Hier ist Ihre Patientenakte. Stecken Sie die ein und geben Sie sie Ihrem Arzt, sobald Sie angekommen sind. Und diese Bescheinigung hier legen Sie bei der Einschiffungsbehörde vor. Alles Gute.«

      Virginia, meine Mutter, nahm die Unterlagen an sich und bedankte sich bei dem Arzt.

      Sie war fast im achten Monat mit mir schwanger und hatte es eilig, auf das erste Schiff zu kommen, das Familienangehörige der US-Armee in das vom Krieg zerstörte Europa brachte. Sie wollte zu meinem Vater, den sie seit sieben Monaten nicht mehr gesehen hatte. Es war im November des harten Winters 1946, für sie hieß es: jetzt oder nie. Denn die Überfahrt mit einem winzigen Säugling und meinem zweijährigen Bruder Warren würde viel schwieriger sein, als schwanger und mit einem Kleinkind zu reisen. Die Papiere, die der mitfühlende Arzt meiner Mutter für die Einschiffungsbehörde ausgestellt hatte, besagten, dass sie erst im sechsten Monat schwanger und somit reisefähig sei. Gerade noch.

      Mitten auf dem Nordatlantik havarierte der umgebaute alte Steamer, dümpelte neun Tage lang vor sich hin und wartete darauf, in Schlepp genommen zu werden. Unentdeckte Treibminen, ihre anhaltende Seekrankheit oder die Vorstellung, dass ich auf hoher See geboren werden könnte, beunruhigten meine Mutter weniger als der Gedanke, nach New York zurückgeschleppt zu werden. Doch wir wurden nach Bremerhaven geschleppt, wo ein Zug bereitstand, um die Schiffsladung Frauen und Kinder weiter ins Landesinnere zu bringen.

      Es ist großartig, zu dem einen Menschen zu fahren, den man liebt. Ich kann mir die Wiedersehensfreude meiner Eltern vorstellen, meinen hünenhaften Vater Homer, der meine kleine Mutter hochhebt und lacht, weil sie sich seit ihrer letzten Begegnung so verändert hat. Es ist gut, sich in der Liebe sicher zu sein, wenn man eine schwierige Situation zu bestehen hat. Meine Mutter war entsetzt über das, was sie in Deutschland sah. Die Städte lagen in Trümmern, überall türmten sich Schuttberge, Gruppen


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