Belgiens Volkscharakter, Belgiens Kunst. Ernst Wilhelm Bredt

Belgiens Volkscharakter, Belgiens Kunst - Ernst Wilhelm Bredt


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belgische Volk?

      Oder ist die lustige, verwegene Bauernmalerei doch vielleicht nur holländischer Kunstimport?

      Oder sind belgischer Volkscharakter und belgische Kunst Dinge, die sich kaum berühren? –

      Vielleicht – und das liegt sehr nahe – haben die belgischen Künstler, aus lauter Überdruß an den qualvoll blutigen Ereignissen des Landes, nur immer in idealen Welten gelebt, nicht in der der tatsächlichen Ereignisse?

      War die Kunst nur fröhlich, aber Volk und Zeit traurig?

      Nein! Nein!

      Die belgische Kunst, d. h. das, was die größten belgisch-flämischen Künstler vorzugsweise geschaffen, und die Bilder, die das belgische Volk vor anderen geliebt hat, sind weder das eine allein noch das andere.

      Die Höhepunkte flämischer Kunst – und jene Kunstwerke, die in Belgien in Auftrag gegeben und geschaffen wurden, zeigen einen Geist, der gleichzeitig humorvoll und voller Satire, grausam und melancholisch, sinnlich und übersinnlich, angstvoll und lebensfreudig, phantastisch und arbeitsam ist. Das sagen die Kunstwerke, das sagen die Dichter Belgiens, das sagt doch auch des Landes Geschichte.

      Trotz aller furchtbaren völkischen Katastrophen, ja aus ihnen heraus nähren und erheben sich die Genies der flämischen Rasse zu herrlichen Schöpfungen. Und kaum in irgend einem anderen Lande geben Kunst und Kunstgeschmack treffender als anderes wieder den Volkscharakter.

      Die belgische Kunst, das ist das Beste des belgischen Volkes.

      In so klarer und scharfer und immer künstlerisch autochthoner Weise offenbart sich dieses Volkes Kern, daß wir ihn schlechterdings als etwas Festes, Unwandelbares und – ich kann nicht anders – als etwas Hochgeniales ansprechen müssen.

      Denn des Pöbels Verhalten gibt überall nur ein Zerrbild vorhandener Schwächen.

      Immer wieder setzte sich des flämisch-niederdeutschen Volkes Sinnesart künstlerisch in einer Form durch, die nur das Kennzeichen tiefsten Erfassens und Leidens und stärkster Lust und Gestaltungskraft sein kann.

      Mögen die üppig-herrlichen Rathäuser und die festen Belfriede mehr Zeugen von glücklicher Wirtschaft und politischer Wachsamkeit sein – die Werke des Bouts und des Bosch, des Breughel und Brouwer, der Rubens, Jordaens und Teniers, und dann doch auch der Wiertz, Lambeaux, Khnopff, Ensor und nicht zum wenigsten des Rops, sie sind alle und alle vom selben merkwürdig zäh und stark sich erhaltenden Geiste dieses Volkes.

      Nichts trennt hier Kunstgeist und Volkscharakter.

      Denn wenn auch Künstler wie Meunier, der übrigens nur schwer in seiner Heimat Anklang finden konnte, wohl nur wie einer von den vielen Armeleutmalern aller Länder erscheint, so gestaltete doch auch er Hünen und Recken des Volkes wie Rubens. Und wenn Fernand Khnopff alles mystisch erschaut, wie einst Bosch, wenn er die Dame von heute erschaut wie eine bleiche, krankende, unheimliche, Sinnlichkeit ausstrahlende Sphinx, wenn Antwerpens letzte große Historienmaler ganz gewiß auch deshalb so starken Widerhall im Volk gefunden, weil sie die geköpften Leichen des Egmont und Horn entseelter als andere gemalt, so sind eben doch alle die Neueren bis auf Laermans und Minne nur Fortsetzer, Neuschilderer der echt flämischen alten Themen von furchtbaren Hinrichtungen und Greueln, von des Lebens tiefsten Melancholien und höchster, unbändiger Lust am Dasein. Satiriker und Bekenner.

Lastträger in Antwerpen

      Abb. 6. Const. Meunier, Lastträger in Antwerpen.

      Die belgischen Künstler sind und waren Realisten, denen nichts gräßlich, nichts häßlich ist. – Das ist ihr Ruhm.

      Nie – von einer kurzen Zeit der Verirrung abgesehen – haben sie fremdem hohlen Formalismus gehuldigt – die ganze Welt steht ihnen offen und ihre Phantasien machten alle Träume, machten das Jenseits selbst zu neuen wahrhaftigen Welten.

      Von diesem starken, künstlerisch schöpferischem Kerne der echten Flamen gilt de Costers herrliche Überzeugung:

      »Begräbt man Ulenspiegel, den Geist, und Nele, das Herz der Mutter Flandern? – Auch sie kann schlafen, aber sterben, nein!«

Sturz der Verdammten

      Abb. 7. Rubens, Sturz der Verdammten. Nach einem Lichtdruck von Karl Kuhns Kunstanstalt, München.

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