Der Prinz und die Tänzerin. Barbara Cartland

Der Prinz und die Tänzerin - Barbara Cartland


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      Der Prinz und die Tänzerin

      Barbara Cartland

      Barbara Cartland E-Books Ltd.

      Vorliegende Ausgabe ©2016

      Copyright Cartland Promotions 1985

      Gestaltung M-Y Books

       www.m-ybooks.co.uk

      1.~ 1867

      „Seine Hoheit Prinz Iwan Wolkonski!“ meldete ein Diener der Britischen Botschaft.

      Lord Marston legte die Feder weg, drehte sich ungläubig um und sprang von seinem Schreibtisch auf.

      „Iwan!“ rief er. „Ich hatte keine Ahnung, daß du in Paris bist.“

      „Ich bin auch gerade erst angekommen“, entgegnete der Prinz, „und war hocherfreut, als ich hörte, daß du auch hier bist.“

      „Der Premierminister hat mich zur Weltausstellung abkommandiert“, erklärte Lord Marston lachend. „Als Strafe für meine Sünden. Jetzt werde ich meine Pflichten natürlich vernachlässigen und wir werden uns zusammen amüsieren.“

      „Worauf du dich verlassen kannst“, entgegnete der Prinz und ließ sich in einen bequemen Sessel fallen.

      Sein Freund fand, daß er besser und attraktiver aussah denn je. Lord Marston und der Prinz, ein Cousin des Zaren, waren seit der Zeit befreundet, in der Lord Marstons Vater Botschafter in St. Petersburg gewesen war.

      Sie waren gleichaltrig und hatten sich in Rußland, Frankreich und England Eskapaden geleistet, die in Gesellschaftskreisen Gesprächsstoff für Monate geliefert hatten.

      „Und vor wem hast du diesmal die Flucht ergriffen?“ fragte Lord Marston.

      In den Augen des Prinzen saß der Schalk.

      „Vor einer gar köstlichen Dame“, antwortete er. „Aber genug ist genug. Als die Zarin dann auch noch vom Zar verlangte, er müsse mich zur Rechenschaft ziehen, fand ich, daß Abwesenheit erst einmal das Beste ist.“

      Lord Marston lachte.

      „Dachte ich es mir doch! Hier wirst du so manchen alten Flirt wieder treffen und so manche neue Dame kennenlernen, bei deren Schönheit es dir den Atem verschlägt. Die Weltausstellung hat halb Europa nach Paris gelockt, was leider zur Folge hat, daß alles überfüllt ist.“

      „Damit habe ich gerechnet“, sagte der Prinz, „aber uns alte Draufgänger soll das nicht weiter stören.“

      „Allerdings nicht“, entgegnete Lord Marston.

      Der Prinz war nicht nur ein ausnehmend gutaussehender Mann, er war obendrein noch enorm reich und großzügig, alle Türen standen ihm offen.

      Und die Frauen beteten ihn an.

      Sobald der Prinz jedoch eine Frau so weit hatte, daß sie sich seinem Willen beugte, langweilte ihn die Angelegenheit und er sah sich nach neuen amourösen Abenteuern um.

      „Wie ich schon erwähnte“, sagte Lord Marston jetzt, „bin ich in offizieller Mission hier und werde mich daher von dir in keinen Skandal verwickeln lassen.“

      „Ich werde mich tadellos benehmen“, versprach der Prinz mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme, aber in seinen schwarzen Augen funkelte es.

      „Iwan, ich warne dich!“ rief Lord Marston. „Du hast mich schon in die größten Schwierigkeiten gebracht.“

      „Wofür du mir dankbar sein solltest“, sagte der Prinz gelassen. „Wenn ich nicht manchmal für Abwechslung gesorgt hätte, wärst du längst ein steifer, verknöcherter Engländer ... Und was gibt es Neues in Paris?“

      „Eine ganze Menge“, antwortete Lord Marston. „Willst du die Weltausstellung sehen?“

      „Um Gottes willen, bloß nicht! Wie ist es überhaupt dazu gekommen?“

      „Sie ist in erster Linie ein politischer Schachzug“, antwortete Lord Marston. „Nach dem Sieg der Preußen über Österreich im letzten Jahr haben es die Franzosen mit der Angst zu tun bekommen.“

      „Was hat das denn mit der Ausstellung zu tun?“

      „Daß die französische Armee nicht in der Lage wäre, gegen Preußen anzutreten. Napoleon der Dritte hat daher beschlossen, die Bevölkerung von Paris mit Jubiläumsfeiern und höfischem Pomp bei Laune zu halten.“

      Prinz Iwan lachte.

      „Ein jämmerlicher Schachzug“, sagte er.

      „Allerdings“, stimmte sein Freund zu.

      „Ich werde sowohl die Ausstellung wie den französischen Hof ignorieren“, erklärte der Prinz. „Was kannst du mir sonst bieten?“

      „Die Halbwelt.“

      Der Prinz zog die Augenbrauen in die Höhe.

      „Meinst du damit die Kurtisanen und Kokotten?“

      „Genau die meine ich“, antwortete Lord Marston.

      „Keine schlechte Idee“, sagte der Prinz. „Übrigens, da fällt mir die Paiwa ein. Ist sie immer noch von oben bis unten mit Juwelen behängt?“

      „Natürlich“, antwortete Lord Marston.

      La Paiwa, die Edelsteine und Perlen im Wert von mindestens zwei Millionen Francs auf ihrem schönen Körper zu tragen pflegte, galt als die Halbweltdame des Jahrhunderts. In einer Epoche von Emporkömmlingen war sie die unmoralischste von allen. Angeblich besaß sie kein Herz, aber Lord Marston wußte, daß die Frau, die mit Geschenken überschüttet wurde, eine Schwäche für den Prinzen hatte.

      „Und die Castiglione?“ fragte dieser.

      „Die Comtesse ist nach wie vor die Mätresse des Kaisers. Und deine Freundin Madame Mustard hat übrigens ein enormes Vermögen vom König der Niederlande bekommen. Er soll ganz verrückt nach ihr sein.“

      „Kann ich verstehen“, sagte der Prinz. „Sie ist ja auch bildhübsch.“

      „Im Bois und ihren üblichen Lieblingslokalen triffst du sie samt und sonders. Nichts hat sich geändert. Sie bringen ihre Anbeter innerhalb von wenigen Wochen um deren gesamtes Vermögen und lassen sie dann wie ausgequetschte Zitronen fallen.“

      „Immer, wenn ich nach Paris komme, denke ich, daß sich etwas geändert haben muß“, sagte der Prinz, „und jedes Mal muß ich feststellen, daß es absolut nicht der Fall ist.“

      „Paris ist und bleibt Paris, Iwan“, meinte Lord Marston lachend. „Daran kannst selbst du nichts ändern.“

      „Will ich doch gar nicht“, versicherte der Prinz, aber er klang nicht ganz überzeugend.

      Sein Freund sah ihn an.

      „Was suchst du eigentlich, Iwan?“ fragte er. „Seit ich dich kenne, scheinst du nach etwas auf der Suche zu sein.“

      „Du wirst doch nicht wie meine geliebte Mutter werden, Hugo?“ entgegnete der Prinz. „Auf dem Sterbebett sagte sie mir noch, daß es meine Rettung wäre, wenn ich mich in eine ,anständige Frau’ verlieben würde.“

      „Hat sie das wirklich gesagt?“

      „Nicht einmal, sondern tausendmal. Sie war von der Idee besessen, daß ich mich verheiraten und eine große Familie gründen sollte. Ich bin im Grunde nicht prinzipiell abgeneigt, ich habe bloß Angst...“

      Der Prinz brach ab.

      „Daß du dich zu Tode langweilst?“ fragte Lord Marston.

      „Mit den Frauen, die ich bisher gekannt habe, ist es mir leider immer so gegangen“, berichtete der Prinz, stand auf und ging hin und her. „Ich weiß sehr wohl, Hugo, daß ich heiraten und Söhne zeugen sollte, aber ich habe das Gefühl, daß ich weder idealistisch noch romantisch veranlagt bin.“

      „Da täuschst du dich, Iwan“, sagte Lord Marston. „Du bist beides und warst es schon immer. Erinnerst du dich noch daran, wie wir gemeinsame Pläne für unser Leben geschmiedet haben? Damals, das


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