Schläge der Lust | Erotischer SM-Roman. Alexandra Gehring
Impressum:
Schläge der Lust | Erotischer SM-Roman
von Alexandra Gehring
Originalausgabe
© 2017 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © sakkmesterke @ istock.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862776337
www.blue-panther-books.de
Treffen
Es war verdammt kalt. Er stellte den Mantelkragen hoch und trat einen Schritt zurück. Auf Bahnsteig sieben donnerte ein Güterzug durch. Ein kalter Luftzug durchzog den Wartebereich. Eine Stimme aus dem Lautsprecher kündigte die Einfahrt des Zuges auf Gleis vier an. Die Reisenden schauten dem einfahrenden Zug entgegen und nahmen ihre Koffer in die Hand.
Nach drei Stunden Fahrzeit war Vanessa am Ziel. Mit nur wenig Verspätung traf der ICE aus Köln ein.
Alexander schaute sich um. Er kannte Vanessa nur durch den Mailkontakt. Das kleine Profilfoto hatte wenig Aussagekraft, da sie eine Sonnenbrille trug. Er hatte kein Foto in seinem Profil. Es war ein Teil des Spiels. Sie sollte ihn zwischen all den Passanten finden. Seine Körpergröße und sein Alter – mehr Informationen hatte sie nicht. Sie würde andere Männer ansprechen müssen. Mit hochgeschlagenem Mantelkragen hatte er sich in den Eingang des Bistros gestellt, um etwas Schutz vor dem eisigen Wind zu haben. Aufmerksam schaute er dem bunten Treiben auf dem Bahnsteig zu, versuchte, sie zu entdecken.
Vanessa war dreiundvierzig Jahre alt, hatte langes, mittelblondes glattes Haar, war etwas über eins siebzig und trug an diesem Tag ihre dunkelroten Winterstiefelletten. Das war das Erkennungszeichen.
Schon bald hatte er sie entdeckt. Amüsiert beobachtete er, wie sie sich umschaute, nach ihm suchte. Was für eine attraktive Person! Der lange schwarze Mantel stand ihr gut, betonte ihre schlanke, sportliche Erscheinung. Einen breiten roten Wollschal hatte sie sich mehrfach um den Hals geschlungen.
Trotz winterlicher Temperaturen hatte er darauf bestanden, dass sie ein Kleid oder Rock trug und keinen Slip.
Gerade hatte sie einen Mann angesprochen, unterhielt sich mit ihm. Amüsiert schaute er den beiden zu. Nach einer kurzen Unterhaltung sah sie sich suchend weiter um. Sie kam auf ihn zu. Er gab sich überrascht, spielte den Unbeteiligten.
»Hi ... ich bin Vanessa, entschuldigen Sie, ich werde von einem Herrn namens Alexander erwartet. Er soll mich hier abholen. Bin ich bei Ihnen richtig?«
»Leider nein! Wäre mir allerdings ein Vergnügen und eine Freude, wenn es so wäre.«
»Danke, sehr nett von Ihnen, bitte entschuldigen Sie.«
Er ließ sie einige Meter weiterlaufen. Suchend schaute sie in alle Richtungen, zog ihren Schal strammer.
Jetzt wollte und musste er sie erlösen. Zügig ging er auf sie zu und trat von hinten an sie heran. »Wenn du keinen Slip anhast, bist du hier richtig.«
Erschrocken drehte sie sich um. Erleichtert, und mit einem erlösenden Lächeln im Gesicht, wandte sie sich ihm zu. »Ich dachte schon, ich finde dich nie. Und dann auch noch dein böses, freches Spielchen mit mir ... lässt mich hier fast erfrieren! Das fängt ja gut an.«
Sie begrüßten sich, umarmten sich kurz.
»Sei willkommen. Was für eisige Zeiten, lass uns schnell ins warme Bistro gehen.«
Man sah ihr die Erleichterung an.
***
Ein sympathischer Mann stand vor ihr. Er war vierundfünfzig, schwarzhaarig, mit leicht grauem Haaransatz und sportlicher, stattlicher Statur, etwa knapp unter eins neunzig Körpergröße. Sein klarer Blick, seine dunklen Augen ...Vanessas Herz klopfte schneller. Der erste Eindruck war überaus positiv.
Natürlich hatte sie mitbekommen, dass es viele Fakes in diesen Foren gab. Die Realität stand dann in keinem Verhältnis zu den angegebenen Daten im Profil.
Auch sie war schon enttäuscht worden. Aus dem vollen Haar war eine Glatze geworden. Bei der Größenangabe wurden schon mal mehrere Zentimeter »falsch« gemessen. Ob Frau oder Mann, einige Kilos fielen oft von der Waage und bei den Altersangaben wurden einfach die letzten Geburtstage vergessen.
Zum Glück gab es auch korrekte Profile. Einige wenige hatte sie in die engere Wahl genommen. Ihre weibliche Intuition und ihr Bauchgefühl hatten einen klaren Favoriten ausgemacht.
Jetzt war sie hier.
Beide hatten einen Cappuccino bestellt. Alexander wirkte ruhig, entspannt und gelassen auf sie. Vom ersten Moment an fühlte sie sich wohl in seiner Nähe. Die Chemie stimmte. Sie spürte, wie er sie taxierte.
»Bei dir hat der liebe Gott aber auch an nichts gespart. Bist ein wirklich tolles Mädel. Mein Respekt.«
Vanessa war gesegnet mit besten weiblichen Proportionen, hatte ein hübsches, dezent geschminktes Gesicht mit großen, lebendig leuchtenden Augen.
Er fragte sie einige persönliche Dinge. Ihre leichte Nervosität hatte sich endgültig gelegt. Entspannt unterhielten sie sich, tranken in aller Ruhe ihren Cappuccino. Sie hatte das Gefühl, ihn schon länger zu kennen, so, als würde man nach langer Zeit einen guten Freund treffen.
»Lass uns essen gehen. Du bist ja einige Stunden unterwegs gewesen. Ich kenne ein gemütliches indisches Lokal, nicht weit von hier. Du bist natürlich mein Gast.«
»Da lass ich mich nicht zweimal bitten. Ja, gern.«
***
Das Lokal hatte Flair und war nach ihrem Geschmack. Nachdem sie ihre Bestellung – Chicken Tikka Masala und zwei Gläser Wein – aufgegeben hatten, vertieften sie ihr Gespräch.
»Hattest du so ein Treffen schon öfters? Was gab den Ausschlag, dass du mich hier besuchst? Hast natürlich die richtige und beste Wahl getroffen.« Er sah sie schelmisch an.
Vanessa schüttelte leicht den Kopf, schaute ihm verschmitzt in die Augen.
»Also ... wie kam es zu unserem Date?«, wollte er wissen.
»In dem BDSM-Forum war alles neu für mich. Es hat mich einige Überwindung gekostet, ein Profil zu erstellen. Ohne Jessica, meine beste Freundin, hätte ich das nie getan. Sie trieb mich an, ließ nicht locker. Obwohl man anonym auftritt, sich mit einem Pseudonym anmeldet, stehe ich mit meiner Persönlichkeit dahinter. Ich kann das nicht trennen, vielleicht ein typisch weibliches Denken. Fesselspiele, Augenverbinden, Klammern an die Nippel und mal ein paar Schläge auf den Po waren schon Bestandteile unserer ehelichen Sexualität. Auch Dirty Sex war ab und zu angesagt. Ich vermisste nichts. Wenn Jessica über Sex und ihre Neigung mit mir redete, spürte ich, wie wichtig das für sie war. Das hat mich schon nachdenklich gemacht. Hatte ich bisher etwas verpasst, obwohl ich sexuell vollkommen zufrieden war? Neugierig geworden, schaute ich mir Porno-Videos im Internet an, war erstaunt, wie mich das doch nicht unberührt ließ. Besonders Filmchen mit Erniedrigung und Bestrafung erregten mich. Es war wie ein ›Aufwachen‹, ein vollkommen neues Gefühl. Auch faszinierten mich die unzähligen Spielvarianten, die es zu sehen gab. Vieles lehnte ich ab, fand es sogar abstoßend. Anderes saugte ich förmlich auf, spürte, wie es mich in eine andere unbekannte, aufwühlende Gefühlswelt mitnahm. Das war schon eine seltsame Erkenntnis. Manchmal zweifelte ich daran, ob ich meine Sinne noch beisammen hatte. Es kam mir vor, als führte ich mich wie ein pubertierendes Mädchen auf.«
Alexander sah ihr schmunzelnd in die Augen. Wie oft hatte er dies schon gehört. Dieses »Aufwachen« war für ihn nichts Neues, fast schon die Norm.
Als das Essen kam, wünschte er ihr: »Guten Appetit. Lass es dir schmecken.«
Doch nach einigen Minuten fragte Alexander erneut nach: »Warum bist du hier?«
»Du hast mich durch deine Schreibweise überzeugt. Intuitiv hatte ich ein gutes Gefühl. Ich wollte einfach mal so etwas total Verrücktes durchziehen, ausbrechen aus meiner bisher so kontrollierten