Mami Bestseller 2 – Familienroman. Marianne Schwarz

Mami Bestseller 2 – Familienroman - Marianne Schwarz


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Mami Bestseller – 2 –

      Dorothee lächelte ihrem Spiegelbild zu. Ihr gefiel, was sie dort sah, und ihre Kleidung, fand sie, war nahezu perfekt. Sie trug ein ganz ausgezeichnet geschnittenes schwarzes Etuikleid, und darüber – ohne Frage ein Hauch von Extravaganz – ein sogenanntes Chasuble, also ein vorn offenes, gerade geschnittenes langes westenähnliches Überkleid mit hohen Seitenschlitzen. Dieses Chasuble aus zartem, transparentem Stoff schimmerte silbern, je nach Lichteinfall mehr oder weniger intensiv, und war mit eingewirkten silberglänzenden Ranken überzogen.

      Äußerst effektvoll, fand Dorothee, und sehr gut harmonierend mit ihrem rötlich blonden Haar, das zu einer flotten Kurzfrisur geschnitten war. Dorothee drehte sich noch einmal vor dem hohen Spiegel und betrachtete sich dabei äußerst kritisch. Auch dann war sie noch mit sich zufrieden, und das war ein gutes Gefühl. Dieses Kleid hatte sie eigens für diesen Abend gekauft, und sie hatte wohl gut gewählt. Aus dem Spiegel blickte ihr eine elegante, damenhafte Erscheinung entgegen, relativ groß und schlank. Das zweiteilige Kleid ließ die gute Figur erahnen und umspielte doch das sich bereits rundende Bäuchlein, zu dem Dorothee sich noch nicht bekennen wollte. Jedenfalls nicht so direkt. Sie wollte Rufus erst vorbereiten. Und zwar heute, das hatte sie sich vorgenommen. Nach der Oper. Wenn sie, wie üblich, den Abend in der eleganten Bar ausklingen lassen würden.

      Wie üblich – wie das klang! Dorothee verzog etwas selbstironisch den perfekt geschminkten Mund. Geschlagene vier Wochen hatte Rufus Toelken nichts von sich hören lassen. Und diese Einladung zur Oper war dann ziemlich unvermittelt gekommen. Natürlich ohne ein entschuldigendes Wort bezüglich des langen Schweigens. Eigentlich ziemlich kränkend. Aber das war typisch für Rufus Toelken, den gefragten und viel beschäftigen Münchener Staranwalt, und Dorothee hatte sich vorgenommen, nicht gekränkt zu sein. Ein Mann wie Rufus Toelken war eben so.

      Und im übrigen – nach diesem Abend würde sich sicherlich einiges ändern.

      Dorothee war sich da ganz sicher. Und sie freute sich. So lag auf ihrem aparten Gesicht, ihr unbewußt, ein hübsches Lächeln, als sie den Waschraum der Oper verließ.

      Draußen wartete Rufus Toelken. Er war in der Tat eine blendende Erscheinung. Der Smoking saß wie angegossen, und Rufus trug ihn so, als käme eine andere Art der Kleidung für ihn überhaupt nicht in Frage. Ein markantes, dezent gebräuntes Gesicht, kühle graue Augen, perfekt geschnittenes dunkles Haar mit ganz leicht angedeuteten grauen Schläfen – kurz genau das, was man landläufig einen interessanten Mann nennt. Dorothee war ehrlich genug, sich selbst gegenüber einzugestehen, stolz darüber zu sein, daß dieser Mann dort auf sie wartete. Daß er ihr Begleiter an diesem heutigen Opernabend war, und auch sonst…

      Rufus Toelken hatte sie jetzt bemerkt. Er kam ihr mit dem Lächeln eines Filmstars entgegen, und Dorothee ertappte sich bei dem leicht ironischen Gedanken, wieviel an diesem prächtigen Gebiß wohl echt war und was die Kunst der Zahnärzte dazu beigetragen haben mochte. Aber immerhin, das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

      »Neues Kleid?« fragte Rufus.

      »Gefällt es dir?« fragte Dorothee zurück und freute sich, daß Rufus es bemerkt hatte.

      »Ja, ja, ganz nett. Aber du hast einen solchen Fummel doch eigentlich nicht nötig. Damit wollen Frauen doch bloß ihre überflüssigen Pfunde verstecken. Und es gefällt mir eigentlich nicht, daß du damit auch nur einen solchen Anschein erweckst. Du weißt, ich liebe nur schlanke Frauen, und deine Figur gefällt mir. Du solltest sie zeigen und nicht so malerisch umhüllen. Wir sind hier doch nicht im Orient.«

      Dorothee war verletzt, aber sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen.

      »Bemerkenswert, wie du ein Kompliment mit einem Tadel verbinden kannst, mein Lieber«, sagte sie und lächelte unverbindlich. »Aber vielleicht sollte ich dich daran erinnern, daß du kein Schulmädchen vor dir hast.«

      »Nicht nötig«, grinste der Mann. »Dessen bin ich mir auch so durchaus bewußt. Für Schulmädchen habe ich nämlich auch nichts übrig, weißt du.«

      Er nahm Dorothees Arm und führte sie zu ihren Plätzen. Das zweite Klingelzeichen ertönte gerade.

      Dorothee konnte die Oper nicht so richtig genießen. Es war zwar eine ausgezeichnete Aufführung, ein berühmter Gastdirigent leitete das Orchester, und sie hatten wie immer die besten Plätze, aber Dorothee war irgendwie verstimmt. Ihr hatte das Gerede von Rufus nicht gefallen. Dabei war es doch gar nicht so ungewöhnlich für ihn gewesen, so war er nun einmal. Daß sie so empfindlich reagierte, mußte wohl an ihrem Zustand liegen. Ja, sicher, das war wohl die Erklärung. Und darum würde sie sich künftig wohl mehr zusammenreißen müssen. Für Überempfindlichkeiten würde ein Mann wie Rufus Toelken wohl kaum Verständnis haben.

      In der Bar war ihr gewohnter Tisch bereits reserviert.

      »Was möchtest du trinken?« fragte Rufus und bot ihr aus seinem goldenen Etui eine Zigarette an.

      »Nichts Alkoholisches heute«, sagte Dorothee, »und danke, ich rauche nicht mehr.«

      Rufus klappte überrascht das Etui zu. »Was sagst du da? Du rauchst nicht mehr? Einfach so?«

      »Nun, ganz so einfach nicht. Ich habe schon meinen Grund.«

      »Na ja, wird schon so sein. Und unvernünftig ist es ja nicht, mit dem Rauchen aufzuhören. Paß nur auf, daß du jetzt nicht auseinandergehst. Manche Frauen werden schnell dick, wenn sie aufhören zu rauchen.«

      »Nicht nur Frauen. Auch Männer, Rufus.«

      »Klar. Aber bei einem Mann ist das nicht so gravierend. Passiert wohl auch nicht so schnell. Bei Frauen aber, vor allem wenn sie nicht mehr so jung sind…«

      »Du bist wirklich sehr liebenswürdig heute, Rufus.«

      »Ach, nun sei doch nicht so empfindlich. Du weißt, wie ich es meine. Du wirst doch wohl nicht wie ein junges Mädchen behandelt werden wollen? Ich mag dich so, wie du bist, damenhaft, elegant, erwachsen… Sonst säße ich ja wohl jetzt nicht hier mit dir. Was hattest du gesagt, was willst du trinken?«

      Der Ober war an ihren Tisch getreten und wartete auf die Bestellung.

      »Nichts Alkoholisches«, wiederholte Dorothee. »Einen Fruchtcocktail vielleicht.«

      Rufus schaute Dorothee verblüfft an, nachdem der Ober sich entfernt hatte.

      »Sag mal, was soll das? Du rauchst nicht mehr, du trinkst keinen Alkohol. Bist du krank?«

      Dorothee schüttelte den Kopf. »Krank nicht«, sagte sie, und es war ihr gar nicht bewußt, daß das Lächeln, welches sie dem Mann nun schenkte, ein sehr glückliches Lächeln war.

      »Nun, was ist es denn?« drängte dieser ungeduldig. »Mach es nicht so geheimnisvoll.«

      »Kannst du es dir denn nicht denken?«

      »Nein, natürlich nicht. Was soll ich mir denken? Hast du Angst um deinen Teint? Fürchtest du um dein jugendliches Aussehen? Da kann ich dich beruhigen, da kannst du noch sehr zufrieden sein. Außerdem gibt es ja auch gute Kosmetik.«

      »Ach, Rufus, ich hatte gehofft, du würdest schneller begreifen.« Dorothees enttäuschte Stimme klang fast traurig.

      »Was soll ich begreifen?« Die Ungeduld war nicht zu überhören.

      »Daß ich versuche, dir beizubringen, daß ich schwanger bin, Rufus. Ja, es ist wirklich wahr. Ich werde ein Kind haben, Rufus. Unser Kind. Ich habe es erst gar nicht glauben wollen, in meinem Alter. Aber es ist wirklich so, es gibt nicht mehr den geringsten Zweifel. Ist das nicht wunderbar?«

      Rufus Toelken sah wirklich nicht intelligent aus in diesem Augenblick. Die Stirn gerunzelt, der Mund halb geöffnet, als sei ihm das, was er gerade hatte sagen wollen, buchstäblich im Hals stecken geblieben. Es schien ihm Mühe zu bereiten, zunächst einmal zu schlucken, und dann zu sagen: »Ich habe dich wohl nicht richtig verstanden, Dorothee? Du kannst doch wohl nicht ernsthaft behaupten wollen, daß du ein Kind bekommst? Und daß ich der Vater sei? Weißt du, für solche Scherze habe ich überhaupt keinen Sinn.«

      »Das ist kein Scherz, Rufus. Mit so etwas würde ich niemals scherzen. Es ist die Wahrheit.«

      »Aber du… du bist dreiundvierzig Jahre


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