Himmelfahrt am Muttertag - Satirisch Heiteres und Ernstes für Freunde des gepflegten Suizids. Hans-Joachim Rech
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Hans-Joachim Rech
Satirisch Heiteres und Ernstes für
Freunde des gepflegten Suizids
Himmelfahrt am Muttertag
Leseprobe
Impressum
Covergestaltung und Digitalisierung: andersseitig.de
Leseprobe
© 2018 andersseitig.de
ISBN
9783961189410
andersseitig Verlag
Helgolandstraße 2
01097 Dresden
Einmal Kopfschuss gratis
„Odins Streitaxt im 21.Jahrhundert“
Wehrtechnik im Wandel der Jahrtausende
Wer sich Koblenz nähert, dem fallen zunächst die mächtigen Bastionen der ehemaligen Festung Ehrenbreitstein auf, die sich rechtsrheinisch auf höchster Höhe alles beherrschend über Strom und Stadt erheben. Wenn auch die Bestimmung der Anlage als militärische Einrichtung zur Bedeutungslosigkeit schwand, so blieb doch der unmittelbare architek-tonische Eindruck, den das Bauwerk auf den Besucher macht, erhalten. Nicht minder eindrucksvoll präsentiert sich seit seiner Wiedererrichtung im Deutschen Eck das Denkmal Kaiser-Wilhelms II am Zusammenfluss von Mosel und Rhein, den klassischen deutschen Schicksalsströmen. Doch lange vor dem deutschen Kaiser interessierten sich Kelten, Germanen und Römer für die strategisch günstige Lage und errichteten ihre Forts. Ihnen folgten die Ritter und Edlen, die Grafen und Fürsten, und alle hinterließen die ihnen eigene Handschrift in und um Koblenz. Aber erst der Beginn der Industrialisierung, die Bismarcksche Reichsgründung 1871 und das Streben Deutschlands eine Weltmacht zu werden, ließ aus der beschaulichen Stadt bürgerlichen Gepräges in wenigen Jahren eine Garnisonsstadt werden. Kasernen und Zeughäuser, Rüstkammern und Arsenale schossen wie Pilze aus dem Boden des jungen Reichsbodens, und im weiteren waldreichen Umland fielen weite Flächen dem militärischen Ausbildungsverlangen zum Opfer. Truppenübungsplätze und die damit verbundene Massierung von Menschen und Material sorgten für ein explosionsartiges Wirtschaftswachstum. Die Reiche kamen und gingen, Kaiser dankten ab, neue Führer folgten, die außer Schutt und Leid kaum Verwertbares hinterließen. Wer geglaubt hatte, dass nach den leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege der Wunsch nach deutschen Waffen ein für allemal aus dem Verständnis nicht nur der Deutschen verschwunden sei, wurde schon nach wenigen Jahren eines besseren belehrt. Nach dem Wiederaufbau und der Einführung einer neuen Armee besann man sich auf die bauliche Substanz der Koblenzer Soldatenwohnstätten, zu denen auch die Langemarck -Kaserne zählt. Um der Leistungsfähigkeit der deutschen Rüstung, die sich nun Wehrtechnik nannte, ein entsprechendes Ambiente zu schaffen, wurden Teile der Langemarck -Kaserne zur Einrichtung einer Studiensammlung zur Verfügung gestellt. In Koblenz - Lützel entstand so im Laufe der Jahre eine bedrückend-nüchterne “Wehrtechnische Studiensammlung“, die unter der Regie des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung einen plastischen Eindruck von den virtuosen Möglichkeiten der Konstrukteure und Ingenieure widerspiegelt, die in nationalen und internationalen Rüstungskonzernen die gesamte Bandbreite des militärischen Kampfgerätes ausschöpfen. Der eher beschauliche Bau aus der Gründerzeit lässt nichts von dem erahnen, was sich hinter seinen Mauern auf 7200qm Ausstellungsfläche über 5 Etagen an technischen Monstern verbirgt. Kalte gefühllose Tötungsgeräte, schaurig-schön im Design, in frischen, bunten Farben und liebevoll restauriert, allein das Anfassen der Objekte ist bei der geleisteten Wiederherstellungsarbeit wie in fast allen Museen zum Leidwesen zahlreicher Besucher nicht gestattet. Im Erdgeschoss finden sich zum Teil in „natürlicher Umgebung“ schwerste Kaliber, was sich sowohl auf die Kanonen und Panzer wie auch auf die Munition bezieht. Akribisch werden die Leistungsmerkmale der Geräte einschließlich der zu verschießenden Granaten beschrieben. Die Gebrauchsanweisung eines modernen HiFi-Gerätes könnte nicht genauer sein. Selbstverständlich werden die Hersteller dieser „Defensivwaffen“ in ausreichendem Maße gewürdigt, wobei die Auflistung traditionsreicher Namen ganze Ahnentafeln füllt. Neben den Ketten rasselnden Ungetümen aus 80 Jahren Rüstungsgeschichte, finden sich alle Arten an brauchbarem Gerät, so Flugzeuge, U-Boote, Motorräder, Funk- und Peilwagen, Flakscheinwerfer und Horchgeräte, echte Kanonen des legendären Schlachtschiffs Tirpitz, ja ganze Kreuzer-Panzertürme bis hin zu den Original A4 Aggregaten, besser bekannt unter dem Namen V2, den Lieblingsspielzeugen der Peenemünder Raketenbauer. Überhaupt ist die Marine im unteren Bereich der Studiensammlung geradezu dominant, was unzweifelhaft Rückschlüsse auf die Qualität der Ausbildung wie Ausrüstung zulässt. Im anschließenden Seminarraum besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an weiterführenden Informationen zu rein technischen Zwecken. Nach dieser wahrhaft beeindruckenden Vorführung geht es über ein informativ gestaltetes Treppenhaus in die oberen Etagen, wo den Besucher zwar weniger gewichtiges, aber nicht minder gefährliches Kriegsgerät erwartet. Wer sich zuvor erfrischen möchte, kann das in angenehmer Atmosphäre tun. In der nun folgenden Abteilung „automatische Waffen“ spiegelt sich der wirkliche Erfindungsreichtum unserer Ingenieure und Wehrtechniker, sowie ihrer ausländischen Kollegen wider. Höchste Leistung auf relativ kleinem Raum. Selbstladewaffen bis zum Kaliber 40mm werden dem verschreckt -staunenden Gast wie Zitronenpressen auf einer Haushaltswarenmesse präsentiert, wobei auch hier wieder der nationale Anteil an der Weltentwicklung besonders hervorgehoben wird. Wer vom Arsenal kriegerischen Gerätes bis dahin nicht zufriedengestellt wurde, erhält beim Eintritt in die Abteilung für Mörser, Panzerabwehrwaffen, Bekleidung und Ausrüstung einen Einblick in den soldatischen Alltag. Fern des Schlachtgetümmels und abseits allen Ruhms agieren freundlich dreinblickende Schaufensterpuppen als adrett gekleidete Dressmen, deren größtes Vergnügen das Tragen ihrer Uniform sein muss. Beeindruckend ist die Frische des Materials, selbst nach mehr als 100 Jahren, denn die Blauen Ausgehröcke der kaiserlichen Offiziere finden sich ebenso makellos neben den Kampfanzügen der SS-Panzersoldaten, denen der Hunger nach Ruhm und Ehre ins Polyestergesicht geschrieben steht. „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, jedenfalls wird dem Betrachter alles geboten, was das Soldat - Sein einfach, praktisch und - erstrebenswert macht. Vom Universalmesser mit Schere, Säge, Nagelfeile und Büchsenöffner hin zu Kochgeschirr, Rucksack, ABC-Plane, Gasmaske, Erste-Hilfe-Set in keimfreier Verpackung einschließlich tropensicher verschweißtem Präservativ. Die Krönung der Ausstattung stellt die Eiserne Ration für 3 Tage dar(laut Herstellergarantie 20 Jahre genießbar), und so wird der Soldat mit allem Versehen, was seinem Überleben in freier Wildbahn eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht. Um den Übergriffen des Gegners wehrhaft entgegenzutreten und sich diesen erfolgreich vom Halse halten zu können, stellen leicht zu bedienende und problemlos zu transportierende Abwehrwaffen zu den stählernen Kolossen im Erdgeschoss das rechte Pendant. Wer im Häuserkampf noch keine Erfahrungen sammeln konnte steht dennoch nicht hilflos im Schlachtgetümmel. Technische Hochleistungsgeräte sorgen auch in diesem Fall für einen gerechten Ausgleich und eine nachhaltige Beseitigung dieses Mankos. Damit nun der Recke rechtzeitig über die Absichten des Gegners ins Bild gesetzt wird, erfanden kluge Ingenieure allerlei Datenübertragungs- und Kommunikationsapparate. In der Antike benutzte man den Menschen als Läufer, Feuersignale und blitzende Metallteile. Bei der Rasanz der militärischen Entwicklung, vor allem bei der beängstigenden Geschwindigkeit der verschossenen Projektile wurde es notwendig geeignete Geräte zu entwickeln, die mit der Feuergeschwindigkeit der Waffen Schritt hielten. Entsprechendes Material ist im 3. Obergeschoss zu sehen, angefangen bei einfachen Handspiegeln und hölzernen Telegrafen über optische Hilfsmittel wie Ferngläser, Periskope, Teleskope und Spiegel, Nachsichtzieleinrichtungen und Infrarotgeräte die keine soldatischen Wünsche offen lassen und mittels derer man sich vom Gegner ein genaues Bild zu machen erhoffte. Zum Abschluss des Besuches der Wehrtechnischen Studiensammlung empfängt den Besucher die Abteilung Hand- und Faustfeuerwaffen, die sogenannten „Soldatenbräute“, die jeden Uniformierten im Feld bis zum Sieg oder Heldentod begleiten. Ein repräsentativer Querschnitt durch die vergangenen Jahrhunderte belegt eindrucksvoll das Streben des Menschen nach Vervollkommnung und höchster Präzision. Wo gestern noch Odins Streitaxt in der Faust eines bärtigen, Fell behangenen Cheruskers den römischen Invasoren nachhaltig das Selbstbestimmungsrecht der Germanen