Was reimt sich auf Porn?. Nel Winter
mpty-line/>
WAS REIMT SICH AUF PORN?
Nel Winter
Artcover: Chris Phillips
Copyright: BERLINABLE UG
Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.
Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.
Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.
Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.
Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.
Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht erlaubt, die Inhalte dieses eBooks ohne die ausdrückliche Genehmigung durch den Verlag zu kopieren, weiter zu verbreiten öffentlich vorzutragen oder anderweitig zu publizieren. Änderungen, Satzfehler und Rechtschreibfehler vorbehalten. Die Handlung und die handelnden Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.
There’s a place downtown
Where the freaks all come around
It’s a hole in the wall,
It’s a dirty free for all
There’s a place I know
If you’re looking for a show
Where they go hardcore
And there’s glitter on the floor
Kesha, “Take It Off”
***
„Bro?“
„Hm?“
Klassisches Männergespräch.
„Morgen was vor?“, fragt mich Colin.
„Kein Plan, sag du’s mir“, entgegne ich schulterzuckend und scrolle weiter durch die Fender-Website. Ich bräuchte wirklich mal wieder eine neue Gitarre…
„Es wäre wieder Pornceptual“, sagt er.
Ich nicke, ohne von meinem Handy aufzuschauen. „Klar. Cool.“
Also, Folgendes: Wenn du beim Wort „Porn“ innerlich zusammengezuckt bist, solltest du jetzt vielleicht aufhören zu lesen und stattdessen eine Folge Gummibärenbande anmachen oder so. Das wäre okay, wir verurteilen hier niemanden. Ich war früher auch so. Also verklemmt, meine ich. Was dann passiert ist, fragst du dich?
Ähm… Berlin ist passiert.
Und meine Musikkarriere.
Mein Name ist Neo und ich bin Musiker. Überraschung.
Ich bin vor neun Monaten nach Berlin gezogen. Anscheinend macht man das so, wenn man Rockstar werden will, denn „wenn du es hier nicht schaffst, schaffst du es nirgendwo“. Hey – ich hab das nicht erfunden, es wurde mir auch nur gesagt.
Stellt sich heraus… es stimmt.
Ich habe mein idyllisches Familienleben in der Vorstadt gegen Kopulation, bewusstseinserweiternde Substanzen und eine beliebte, traditionell auf den Klängen der elektrischen Gitarre basierende Musikrichtung eingetauscht – was die meisten von euch wahrscheinlich unter „Sex, Drugs, und Rock’n’Roll“ kennen. War zwar nicht alles ganz easy-peasy, aber definitiv die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.
Ich meine, hey: Ich schreibe und spiele Songs, verdiene damit Geld und kriege nebenbei noch ein paar Mädels ins Bett und Drogen in die Nase. Auf Letzteres bin ich nicht unbedingt stolz, aber Ersteres… Man ist nur einmal 21, also chill mal.
Colin hat in den Anfangszeiten bei ein paar meiner Shows Bass gespielt. So haben wir uns kennengelernt. War allerdings bevor er den Freund meiner PR-Agentin Cathy gevögelt hat. Er ist bisexuell und packt jede Gelegenheit beim Schopf, die er kriegen kann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Also, ich rede von Colin. Stellt sich heraus: Cathys Jetzt-Exfreund ging es ähnlich. Sie wusste nur nichts davon, bis, ähm… es aufgeflogen ist.
Was soll ich dazu sagen? Geheimnisse sind immer der Anfang vom Ende.
So oder so habe ich meinen besten Freund aus dieser Sache gewonnen. Einen Freund mit ein paar ziemlich nicen Kontakten.
Natürlich gehen wir auf die Pornceptual-Party.
***
„Du wirst es lieben!“, freut sich Colin und betont jede einzelne Silbe wie so ’n übermotivierter Deutschlehrer.
Zugegeben, das ist mein erstes Pornceptual-Event. Ich muss sogar ein bisschen grinsen. Wenn ich es heute Nacht schaffe, meinen Schwanz in den Mund von irgendeinem hübschen Mädel zu manövrieren – und, seien wir ehrlich, die Chancen stehen gut – dann werde ich es wirklich lieben. In letzter Zeit ging bei mir irgendwie nicht so viel. Ich hab da diese Fantasie von einem Blowjob im Tonstudio – die hat mir (noch) niemand erfüllt. Da ist ein bisschen Action heute Nacht ja wohl das Mindeste, was ich verdient habe.
Ich schaue mir meinen Bro noch mal genauer an. Colin sieht halt echt krank aus. Ich meine nicht wirklich krank, sondern halt ziemlich cool. Er macht das immer so. Tagsüber könnte er das uneheliche Kind von Avril Lavigne und Kurt Cobain sein, aber sobald irgendjemand „Party“ sagt, verwandelt er sich in einen verrückten Kobold oder sonst so eine Märchenfigur, schieß mich tot.
Er hat pink gefärbte Haare, trägt ein perfektes Makeup, Plateau-Stiefel und silberne Leggings. Ich hab echt keinen Plan, wie er das macht. Das geht in meinen Kopf nicht rein. Fucking Elton John wäre neidisch, wenn er ihn sehen würde.
Ich war nur kacken und duschen – ja, in dieser Reihenfolge, weil ich gut erzogen bin und meine Mom liebe.
„Verkleiden ist echt nicht so dein Ding, wa?“, grinst Colin und betrachtet mich von oben bis unten, während wir zum Club laufen.
Das Motto ist heute „Was reimt sich auf „Porn“?“ – und verdammt noch mal, ich bin Songwriter. Mit Reimen verdiene ich mein beschissenes Geld. Das sollte euch ungefähr eine grobe Vorstellung geben, wie viele Begriffe sofort durch mein ratterndes Gehirn geschossen sind.
Porn, Dorn, Horn… Popcorn. Schlacht am Little Bighorn.
Ja, das ist auch alles cool und so, aber ich bin halt Songwriter und kein gottverdammter Modedesigner. Und wie soll ich mich bitte als Schlacht am Little Bighorn verkleiden? … Eben.
Ich deute auf mein zerschlissenes Oberteil.
„Hallo? Ich bin „torn“!”, beschwere ich mich gespielt. „Ich habe dieses Shirt mit meinen eigenen Händen zerrissen!“
Fake News. Hab ‘ne Schere benutzt.
„Und sowieso, was bist’n du überhaupt?“, frage ich zurück. „Ein Einhorn?“
„Jaaa“, nickt Colin stolz. „Das letzte Einhorn!“
Gut, das ist jetzt auch keine gedankliche Meisterleistung.
„Bro, ich will echt kein Spielverderber sein, aber… heute Abend merkst du wahrscheinlich, dass deine Spezies doch noch nicht so ausgestorben ist wie alle sagen“, scherze ich und grinse schief.
Colin boxt mich in die Schulter und begrüßt dann eine Gruppe von drei Männern und einer Frau am Eingang. Er stellt mich kurz vor und ich kann mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, als ich sehe, dass einer der Jungs sich ein Horn um die Stirn geschnallt hat.
„Sei jetzt mal nicht so ‘n Schwanz“, lacht Colin, als wir reingehen. „Such dir lieber jemanden, der deinen lutscht!“