Eisblumen. Karl Eitljörg-Scholz

Eisblumen - Karl Eitljörg-Scholz


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Besteigungen von allen vier Himmelsrichtungen werden empfohlen und minutiös aufgezeigt.

      Vor allem im peruanischen Winter, wenn die wohl attraktivste, vierhundert Meter hohe Südwestwand mit schillerndem Eis überzogen ist.

      Damit hat Martin alles Wissenswerte, was er im Moment sucht und an Informationen für weitere Pläne benötigt.

      Dieses Mal blickt er doch mit einer gewissen Sehnsucht im Herzen den vielen Trekking-Gruppen und gut ausgerüsteten Alpinisten nach, wie sie sich mit hochbepackten Eseln auf den Weg machen.

      Zwei Tage werden sie durch das wildromantische Santa-Cruz-Tal, mit seinen türkischimmernden, klaren Bergseen, hinauf ins 3000 Meter hoch gelegene „Cashapampa“, steigen.

      Begleitet von den mahnenden Rufen des Anden-Condor, mit seiner gigantischen drei Meter Flügelspannweite.

      Endlich dann der Ausgangspunkt zur dreitägigen Besteigung des 5947 Meter hohen „Alpamayo“. Dem „schönsten Berg der Welt“.

      Früher als geplant kehrt Martin zurück nach Lima. Eine unerklärliche Ungeduld treibt ihn einfach an. Plötzlich fühlt er ein heißes Verlangen.

      Drängendes Begehren nach diesem angekündigten Paradies. Er fühlt ein zartes Streicheln der Seele und leises Brennen im Herzen. Kann nicht mehr erwarten, auf den Zauber der Südsee und Mark, den guten Freund, zu treffen.

      Mit dem Hotel in Papeete gibt es durch die vorverlegte Ankunft kein Problem und so hat er dann einen Tag alleine für sich, um den sprichwörtlichen Zauber der Südsee erstmalig und erwartungsvoll auf sich einwirken zu lassen.

      Die Air Tahiti Nui steht auf der Rollbahn, bereit für den elfstündigen Flug nach Papeete auf Tahiti.

      Hübsche polynesische Stewardessen mit duftenden Blumenkränzen im pechschwarzen Haar wünschen ein charmantes „Bon Voyage“ und im einschmeichelnden Gitarrensound klingt die heimliche Hymne der Südsee „Alo aoe“ sehnsuchtsvoll durch die Kabine.

      In einer eleganten Steigkurve über Lima hinaus auf das Meer zieht die Air Tahiti Nui ihre nächtliche Bahn.

      Ein schwüler Abend senkt sich über Lima und eine millionenfache Lichterkette spiegelt sich in den ruhigen, anrollenden Wellen des Pazifik.

      Einmal noch findet Martin Gelegenheit, zu den Anden zurückzublicken. Die sinkende Sonne taucht die „Cordillera Blanca“ in ein leuchtendes, purpurnes Licht, ehe sie im Süd-Pazifik, dem „Stillen Ozean“, versinkt, während hoch oben ein blinkender Jumbo der Air Tahiti seine Bahn zum andern Ende der Welt zieht.

TEIL 2

      TAHITI

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      Als Martin am Airport Faa’a in Papeete aus der Maschine auf die Rolltreppe steigt, überfällt ihn das Gefühl, in eine andere Welt geraten zu sein.

      Nach der angenehmen Kühle der klimatisierten Kabine des Jumbos, fühlt er schlagartig die tropische Wärme durch Hemdärmel und Jeans kriechen, gleich einem aufgeheizten Föhnstrahl.

      Ungewöhnlich dazu die hohe Luftfeuchtigkeit eines heftigen Tropenregens, der kurz vor der Landung über Tahiti niederging.

      Die Erde dampft aus allen Poren und taucht das erste zarte Licht des werdenden Morgens in eine magische Farbenorgie. Langsam schälen sich die hohen, schlanken Palmen aus dem Morgendunst und wiegen sich im ewigen Rhythmus der sanften Morgenprise.

      Unzählige Arten von Südseevögeln trällern und jubilieren um die Wette, flattern um die üppigen Blütensträucher der Tiare, Hibiskus und Bougainvillea und freuen sich sichtlich über den aufkeimenden tropischen Morgen.

      In den verschwenderischen Duft ihrer Blüten mengt sich noch ein Hauch von Vanilleschoten von der Nachbarinsel Moorea herüber, der verführerisch durch die Nase zieht und gut in dieses paradiesische Ambiente passt.

      Leise plätschern die Wellen der nahen Lagune, das ab und zu nur vom papierenen Rascheln der dichten Palmen übertönt wird, wenn der milde Passatwind vom Meer her ihre wiegenden Kronen streichelt.

      Das ist der Stoff, aus dem die Südseeträume gemacht sind. Ein Rausch der Sinne, ein Fest für Auge, Herz und Ohr.

      Die Ankunftshallen der Flughäfen zeigen wohl alle dasselbe Bild. Dicht gedrängt stehen die Wartenden vieler Nationen in Aufregung und freudiger Erwartung. Öffnen sich die Ankunftskorridore, kommt Bewegung in den Menschenknäuel. Tränen und Umarmungen folgen in rührenden Szenen. Enttäuschungen und Frust von nicht Erschienenen. Wildes Gestikulieren an den Informationsschaltern, das so gar nicht in dieses Südsee-Klischee passt.

      Unübersehbar, ruhig und gelassen dagegen eine junge, polynesische Vahine (Frau), eine Südseeschönheit, die wohl jeden Empfang zum Erlebnis werden lässt.

      Ihr pechschwarzes Haar schmückt ein buntes Blumenkränzchen, das den Täfelchen in ihren Händen noch mehr Aufmerksamkeit schenkt: Pearl Beach Resort Hotel Tahiti. Mr. VÖLLER. Als Martin auf sie zugeht, kommt sie ihn trippelnd entgegen.

      „Mr. Völler?

      Welcome on Tahiti“, flötet sie auffällig einschmeichelnd.

      „My name is Lalia, from your hotel.“ Sie reicht ihm lächelnd die Hand und versucht, ihm einen duftenden Blumenkranz zur traditionellen Begrüßung in der Südsee um den Hals zu legen.

      Etwas verlegen bemüht sie sich dabei notgedrungen, auf den Zehen zu stehen. Martin jedoch kommt ihr charmant entgegen, indem er – ganz Kavalier – in die Knie geht.

      Dabei kreuzen sich ihre Blicke in einer Welle spontaner gegenseitiger Sympathie.

      „Is it your first stay on Tahiti, Mr. Völler?“ „Yes it is, but not the last, so I think!“ Dann führt sie ihn leichten Schrittes aus dem Airport zu einem schnittigen Toyota Coupé, auf einem von Blumensträuchern umsäumten Parkplatz. Staunt sichtlich über sein Gepäck und hat Mühe alles unterzubringen.

      Auf der Fahrt zum Hotel weist sie mit allem Stolz der Polynesierinnen auf die morgendliche magische Skyline von Papeete hin, wenn der Dunstschleier vom Meer her die Stadt unter Palmen allmählich erst erkennen lässt.

      Aber auch Sunset Time, meint sie, wenn die Sonne im Ozean versinkt und Papeete einmal noch in ihre verschwenderische, purpurne Glut hüllt, wäre ein Geschenk des Himmels, wie Europäer immer sagen.

      Üppige Blumenbeete und tropische Vegetation säumen den Weg. Und als sie endlich einmal die Sicht auf das freie Meer freigeben, deutet Lalia gegen Westen.

      „Moorea“ meint sie mit freudiger Stimme. Und man merkt, dass sie auf diesen Moment wohl schon gewartet hat.

      „The most popular island here!“ Und tatsächlich ist es diesen Hinweis wert. Die palmenumsäumte Küste zeigt sich noch im düsteren Violett der Morgendämmerung, während in den gezackten Bergspitzen leuchtende Sonnenstrahlen den neuen Tag bereits ankünden.

      Lalia nützt die Gelegenheit, wie es Frauen eben so meisterhaft verstehen, mit einem schnellen Blick auf Martin, sich ein Urteil über seine männliche Erscheinung zu bilden.

      Hoch aufgerichtet und breitschultrig, in Jeans und azurblauem T-Shirt sitzt er lässig neben ihr. Der säuselnde Passatwind spielt in seinem fülligen, schwarzen Haar und von den schönen, verträumten, ausdrucksvollen Augen, den buschigen Brauen mit dem markanten, gebräunten Gesicht fühlt sie sich auf Anhieb angetan.

      Ein Europäer, wie er wohl selten in unserem Hotel zu Gast war. Lalia ist hell begeistert.

      Nach kurzer Fahrt erreichen Sie das Pearl Beach Hotel. Herzlich wie bei seiner Ankunft verabschiedet sich Lalia mit dem Charme der polynesischen Vahines: „Have a nice stay, Mr. Völler, thank you for your coming and enjoy your visit!“ Und während Martin ihr noch schnell einen Dollarschein zusteckt, wendet sie sich graziös trippelnd dem Hoteleingang zu.

      Das Pearl Beach Resort Hotel liegt wunderschön, inmitten einer tropischen Vegetation, direkt am Strand. Eingebettet


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