Ohana - Hawaiis tierische Familiengeschichten für Groß und Klein. Bernd-Christoph Gunesch
Ohana – Hawaiis tierische Familiengeschichten für Groß und Klein
Bernd-Christoph Gunesch
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© 2020 Bernd-Christoph Gunesch
Lektorat: Marc Fiedler
Herstellung und Verlag: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-347-11114-1 (Paperback)
978-3-347-11115-8 (Hardcover)
978-3-347-11116-5 (e-Book)
Inhaltsverzeichnis
Bevor es losgeht
Kahoolawe und das Vertrauen
Oahu und die Frage, ob wir alle gleich sind
Ein ganz gewöhnlicher Tag auf Lanai
Molokai und die Gegensätze
Maui und die Angst vor dem Fremden
Die große Insel und der Tag der Zeugnisse
Die verbotene Insel Niihau
Wie Kauai immer bunter wurde
Das Fest der Versöhnung
Bevor es losgeht
Aloha liebe Kinder und liebe Eltern,
Mahalo - danke, dass ihr euch für dieses Buch entschieden habt! Bevor ich euch ein paar Geschichten erzählen werde, möchte ich mich gerne vorstellen: Mein Name ist Kamehameha. Ein komplizierter Name, nicht wahr? Daher noch einmal langsam: Ka-me-ha-me-ha. Meine Eltern haben mir diesen Namen gegeben, weil der König der Inseln, über die ihr hier mehr erfahren werdet, genauso hieß. Wörtlich übersetzt bedeutet mein Name „der Stille”. Das passt in der Tat ganz gut zu mir, denn ich bin schon mein ganzes Leben lang immer jemand gewesen, der sehr ruhig war und mit Abstand auf die Menschen und die Natur schaute. Heute bin ich 75 Jahre alt und habe in meinem Leben Schon viel gesehen und erlebt.
Weil ich Menschen gerne helfe und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehe, nennt man mich auf den Inseln auch „Kahuna”. So werden hierzulande die alten weisen Männer genannt, auf deren Meinung viele Inselbewohner Wert legen. Die Aufgabe eines echten Kahunas besteht dann, anderen zu helfen. Doch nun genug von mir, noch schnell ein paar Worte zu dem Titel dieses Buches.
Ohana ist ein ganz besonderer Begriff, der, aus dem Hawaiiamischen übersetzt, „Familie” bedeutet. Zur Ohana gehören aber nicht nur leibliche Anverwandte, sondern auch Menschen, mit denen man in tiefer Freundschaft oder Liebe verbunden ist. Für den deutschen Begriff „Liebe” kennt die hawaiianische Sprache einen weiteren, ebenfalls sehr wichtigen Ausdruck, nämlich „Aloha”. Aloha ist das Wichtigste auf dieser Welt, denn ohne Aloha wäre sie furchtbar traurig, gemein und hässlich.
Zum Schluss dieses Vorgeplänkels noch einige wenige Zeilen zum Ort des Geschehens: Hawaii. An einem Ort, ganz weit weg von dort, wo ihr euch gerade befindet, liegt eine Gruppe von Inseln, die unvorstellbar schön sind und einem kleinen Paradies gleichen. Ihr müsst auf eurem Globus oder eurer Weltkarte ganz genau hinschauen, nur dann werdet ihr sie überhaupt erkennen. Mitten im unendlich wirkenden Pazifischen Ozean ragen acht außergewöhnliche teilweise immer noch aktive Vulkane heraus, die diese Inseln geformt haben und von denen ihr hier hören werdet. Taucht nun mit mir ein in diese Welt, die euch einerseits zwar fremd, andererseits aber auch vertraut sein wird. Denn egal woher wir Menschen kommen oder wo wir wohnen: Wir alle leben auf demselben Planeten und kennen die gleichen Sorgen und Ängste. Entscheidend ist, wie man mit ihnen umgeht.
Hier die wichtigsten Begriffe für euch noch einmal zusammengefasst:
Aloha | - Liebe, Hallo, Tschüss |
Mahalo | - Danke, Dankbarkeit |
Ohana | - Der Familienkreis und die engsten Freunde |
Kahuna | - Weise, kluge Männer auf Hawaü, die mit Rat und Tat helfen |
Die Hawaiianischen Inseln
Kahoolawe und das Vertrauen
Ganz in der Nähe der hawaiianische Insel Kahoolawe soll sich Folgendes zugetragen haben. Kahoolawe ist ein schwieriger Name und bedeutet so viel wie „das Wegnehmen”. Ein besonderes Tier, dessen Ursprung nicht auf Hawaii, sondern in Australien liegt, ist das Känguru. Weil es keinen hawaiianischen Namen für dieses Tier gibt, heißt es in dieser Erzählung „Wallapi”
Eines Morgens saß die Kängurufamilie, die Ohana der Wallapis, beim Essen zusammen. Gemeinsam mit ihren zwei Kindern, Malia und Keno, aßen Mama und Papa Wallapi schmatzend die zahlreichen Bananen, die sie auf einer Plantage heimlich gemopst hatten.
Da fragte die kleine Tochter Malia: „Papa? Wieso gibt es auf dieser Insel so wenige von uns Wallapis? Von den anderen Tieren gibt es so viele mehr, warum haben nur wir hier wenig Verwandte?” Papa Wallapi wusste, dass diese Frage eines Tages kommen würde. Nun war es an der Zeit, die Wahrheit zu erzählen.
„Hört gut zu, Kinder”, begann er, während er den letzten Happen seiner Banane in Ruhe zu Ende kaute und schließlich fortfuhr. „Es gibt auf dieser Insel nur wenige von uns, weil wir ursprünglich aus einem ganz anderen Land kommen. Weit weg von hier gibt es einen Kontinent, der Australien heißt. Von dort sind meine Eltern und Mamas Eltern, also eure Omas und Opas, vor vielen Jahren mit einem Schiff hierhergekommen. Auf Kahoolawe angekommen sperrte man sie in einen Zoo ein, wo die Menschen Tiere beobachten können.”
„Das heißt, Oma und Opa waren Gefangene?”, stellten Malia und Keno erschrocken fest.
„Ja und nein”, antwortete Mama Wallapi ein wenig traurig. „Die Menschen waren nicht böse zu ihnen. Sie gaben ihnen täglich zu fressen, sie hatten viel Auslauf, es gab viele Spielmöglichkeiten. Jedoch waren sie dort umzäunt und eingesperrt.”
„So ist es”, ergänzte Papa Wallapi. „Und dann kamen Mama und ich auf die Welt. Wir sind also im Zoo geboren worden und kannten es gar nicht anders, als dort zu leben.”
„Sind unsere Omas und Opas immer noch im Zoo?”, wollte Keno wissen.
„Ich denke ja”, antwortete die Mutter unter Tränen. „Wir haben sie schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Wenn sie noch leben, müssten sie jetzt Schon sehr alt sein.”
„Aber warum seid ihr hier und unsere Großeltern noch im Zoo?”, sprudelte es aus