Weihnachtszauber - Besinnliche Weihnachtsgedichte und -geschichten. Romana Knötig
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ROMANA KNÖTIG
Weihnachtszauber
Besinnliche Weihnachtsgedichteund -geschichten
© 2020 Romana Knötig
Autorin: Romana Knötig
Umschlaggestaltung: Markus Maier
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback | 978-3-347-13930-5 |
Hardcover | 978-3-347-13931-2 |
e-Book | 978-3-347-13932-9 |
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Für Selma, Gerhard, Manuela, Markus
– aus unzähligen GründenIhr seid ein Geschenk für mich, jeden Tag.
Inhalt
Was ist Weihnachten?
Sein schönstes Weihnachtsgeschenk
Weihnachtszauber
Der gefallene Engel
Ein Mal im Jahr
Weihnachtsfrieden
Was ich mir wünsche
Die Versöhnung
Vom Christkind
Die Gelbhalsmaus
Damals und heute
Ein Licht für Daniel
Wann ist Weihnachten?
Der Weihnachtsmuffel
Vom Schenken
Sein persönliches Christkind
Es ist kalt geworden
Maries Reise
Mensch
Was ist Weihnachten?
Weihnachten, das ist
Tannenduft und Kerzenschein,
aber es ist auch
stiller werden, dankbar sein.
Weihnachten, das ist
Kekse backen, Lieder singen,
aber es ist auch
Wärme spenden, Frieden bringen.
Weihnachten, das ist
Krippenspiel, Adventkranz binden,
aber es ist auch
Glaube suchen, Hoffnung finden.
Weihnachten, das ist
Schneegestöber, Glocken klingen,
aber es ist auch
Zufriedenheit mit kleinen Dingen.
Weihnachten, das ist
Christbaum schmücken, Päckchen schenken,
aber es ist auch
an sich selbst und andre denken.
Weihnachten kann vieles sein –
überall, für Groß und Klein!
Sein schönstes Weihnachtsgeschenk
Heute war ein guter Tag gewesen. Obwohl die Stadt zu solchen Anlässen für gewöhnlich nur mäßig besucht war, hatten sich überraschend viele Leute in den Straßen getummelt und noch letzte Einkäufe für die bevorstehenden Feiertage getätigt. Und sie waren sehr großzügig gewesen. Erich hatte im Supermarkt einen Sack Teelichter gekauft, dazu zwei kleine Engelsfiguren aus Holz, einen um die Hälfte verbilligten Christstollen und eine Flasche Starkbier. Nein, zwei – zur Feier des Tages.
Erich war 64 Jahre alt und lebte seit über 20 Jahren auf der Straße. Im Nachhinein konnte er nicht mehr genau sagen, wie es so weit hatte kommen können. Wahrscheinlich eine Verkettung unglücklicher Ereignisse: erst die Scheidung, der Verkauf des Hauses, die vielen Schulden, dann der Verlust seiner Arbeit – gekündigt nach 21 Dienstjahren – und Freunde, die sich nicht als solche erwiesen und schnell rar gemacht hatten. Aber vielleicht war er auch einfach nur nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen. Wer wusste das schon.
Ab Mittag, als die Läden schlossen und alle zu ihren Familien nach Hause gingen, war es ruhig geworden in der Stadt. Erich hatte seine paar Sachen genommen und sich auf den Weg ins Pfarrhaus gemacht. Dort gab es wie jedes Jahr an Heiligabend Würstchen und heißen Tee mit selbstgebackenen Keksen für Obdachlose. Außerdem einen wunderschön geschmückten Baum und die Gelegenheit, sich zu waschen. Erich hatte zwei seiner Kollegen angetroffen, mit denen er zur Zeit ein seit Monaten unvollständig abgerissenes Haus bewohnte. Sie waren längere Zeit gemütlich beisammen gesessen, hatten geplaudert, gelacht und Weihnachtslieder gesungen – wenngleich diese alles andere als melodisch geklungen hatten. Der Pfarrersköchin und dem Pfarrer hatte er zwischendurch die kleinen Engelsfiguren gegeben. Die rundliche Frau hatte sich sichtlich darüber gefreut und auch Pfarrer Heine war peinlich berührt gewesen. Aber wenn es sich die beiden schon zur Aufgabe gemacht hatten, Außenseiter der Gesellschaft zu unterstützen, so wollte Erich wenigstens ein kleines bisschen Dankbarkeit zeigen.
Dann, als die Dämmerung hereingebrochen war, hatte er sich auf den Weg zum nahegelegenen Friedhof gemacht und seine Verwandten und Menschen, die er gemocht hatte, besucht. Er hatte auf jedem ihrer Gräber ein Teelicht angezündet, sich mit Christstollen und Bier auf eine Bank gesetzt und ihnen „Frohe Weihnachten!“ zugeprostet.
Nun stand er erneut vor der Kirche, deren Vorplatz – bis auf einen kleinen Glühweinstand – noch menschenleer war. Nur aus dem Inneren vernahm er leises Orgelspiel und helle Frauenstimmen. Die letzten Proben vor der Abendmesse. Erich hatte mit Kirche früher nichts am Hut gehabt, mit Gott schon gar nicht. Anfangs hatte er Ihn für seine Misere verantwortlich gemacht, dann angefleht, Er solle ihm doch endlich helfen und als dies nicht geschehen war, war für ihn klar gewesen, dass es Ihn schlicht und einfach nicht gab. Bis er Pfarrer Heine getroffen hatte. Das war an einem Sonntagmorgen gewesen, als er den Kirchenvorplatz nach Kleingeld abgesucht hatte. Pfarrer Heine hatte ihn gefragt, ob er nicht die Messe besuchen wolle und als er aufgrund seines schäbigen Aussehens gezögert hatte, hatte sich der Pfarrer bei ihm untergehakt, ihn regelrecht in die Kirche gezerrt und gesagt: „Vor Gott sind alle Menschen gleich.“ Wenn es also einen Jesus jemals gegeben hatte – und mittlerweile war Erich selbst davon überzeugt, dass es da oben jemanden gab – so musste der so wie Pfarrer Heine gewesen sein.
Von diesem Zeitpunkt an waren die Weihnachtsmessen für Erich zu einem Pflichttermin geworden.
Er schlich unbemerkt in die Kirche und drückte sich ganz hinten in eine Ecke. Der hohe Raum war nur schwach beleuchtet, ein großer Tannenbaum neben dem Altar aufgebaut, überall roch es nach Weihrauch. Allmählich trudelten die ersten Besucher ein und eine halbe Stunde später war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt.
An Erichs freier Seite stand nun eine gut gekleidete Frau, ungefähr in seinem Alter. Sie trug einen Pelzmantel, dazu feine Handschuhe und einen modischen Hut. Ein schwerer, süßlicher Duft umhüllte sie. Bestimmt ein sündhaft teures Parfum. Erich roch seinen eigenen strengen Geruch. Er hatte heute zwar die Gelegenheit bekommen, sich zu waschen, nicht aber seine verschmutzte Kleidung. Er versuchte stillzuhalten, sich möglichst nicht zu bewegen, sodass er nicht auffiel. Doch die Frau hatte ihn längst bemerkt. Angewidert rümpfte sie die Nase und drehte sich in seine Richtung. Sie musterte