Voll super, Helden (1). Einer muss den Job ja machen. Rüdiger Bertram

Voll super, Helden (1). Einer muss den Job ja machen - Rüdiger Bertram


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      Rüdiger Bertram

      Voll super, Helden

      Einer muss den Job ja machen!

       Rüdiger Bertram,

      geboren in Ratingen im Mai 1967, lebt heute davon, sich

      Geschichten für Kinder auszudenken. Was ein großes Glück

      ist, weil er sich nichts Besseres vorstellen kann. Viele seiner

      mittlerweile über 70 Bücher wurden von Heribert Schulmeyer

      illustriert. Darunter auch die bekannte COOLMAN-Reihe,

      die in über 25 Ländern erschienen ist. Bertram lebt mit

      seiner Familie in Köln, ist aber eher selten zu Hause,

      weil er so viel auf Lesereise ist.

       Heribert Schulmeyer

      wurde 1954 geboren und zeichnet schon seit Jugendtagen

      leidenschaftlich gerne Comics. Er hat Freie Grafik und Illustration

      an der Kölner Werkschule studiert. Seitdem hat er mit seinen

      Illustrationen schon viele Kinderbücher verschönert und für

      den WDR bei der »Sendung mit der Maus« gearbeitet. Heribert

      Schulmeyer lebt als freier Künstler in Köln.

      Rüdiger Bertram

      VOLL SUPER,

      HELDEN

      Einer muss den Job

      ja machen!

      Mit Illustrationen von

      Heribert Schulmeyer

      1. Auflage 2019

      © 2019 Arena Verlag GmbH, Würzburg

      Alle Rechte vorbehalten

      Einband- und Innenillustrationen: Heribert Schulmeyer

      Covergestaltung: Juliane Lindemann

      E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net

      E-Book ISBN 978-3-401-80843-7

       www.arena-verlag.de

      Prolog

      Kästle stopfte sich Schokolade in den Mund. Es waren mindestens vier Tafeln gleichzeitig und das sah ziemlich eklig aus, weil ihm der braune Sabber aus den Mundwinkeln tropfte. Der Blick, mit dem er mich anschaute, war eine Mischung aus Gier und Wahnsinn. Mehr Wahnsinn als Gier, so kam es mir vor.

      »Meins, alles meins, ganz allein meins, meins, meins. Die ganze Schokolade gehört mir, mir ganz alleine und sonst keinem!«, brüllte er schmatzend. Dann lachte er laut. Es war aber kein nettes Lachen, sondern ein fieses und gemeines.

      Neben ihm stapelten sich die Schokoladentafeln fast bis unter die Decke. Vollmilch, Nuss-Nugat, Mandel, Trauben-Nuss, Zartbitter, Joghurt, es war alles dabei. Für einen Moment hoffte ich, dass der Turm aus Schokolade umfallen und Kästle einfach unter sich begraben würde. Aber das tat er natürlich nicht. Das wäre auch zu einfach gewesen.

      Außerdem waren da ja noch seine Leibwächter, die mich nicht aus den Augen ließen. Mich nicht und Jenny auch nicht.

      Ich schaute zur Seite, wo Jenny immer noch wie angewurzelt neben mir stand und die Schlangen hinter der Glasscheibe anstarrte. Von ihr konnte ich keine Hilfe erwarten, das war klar. Also musste ich den verrückten Kästle alleine stoppen. Denn das war er: total verrückt, komplett übergeschnappt, total gaga.

      Das war die einzige Erklärung, warum er die Schokoladenvorräte der ganzen Welt geklaut und sie hier in diese Ruinenstadt irgendwo im Dschungel geschafft hatte. Da waren wir nämlich gelandet. Mitten in Südamerika in einem riesigen alten Inka-Tempel. Hunderte Kilometer weit weg von der nächsten Siedlung und Tausende Kilometer entfernt von meinen Eltern. Die dachten ja immer noch, ich läge jetzt am Strand irgendwo an der Nordsee. So war es ja auch geplant gewesen und so hatte auch alles angefangen: mit einer Reise ans Meer zum Hotel meines Onkels.

      Leider besetzt

      Eine Woche vorher: Meine Eltern hatten mich zum Bahnhof gebracht. Dann war ich allein in den Zug gestiegen, um nach meinem Platz zu suchen. Da saß aber schon jemand. Sicherheitshalber verglich ich die Nummer über dem Sitz mit meiner Fahrkarte.

      Wagen 21, Platz 55.

      Alles korrekt.

      Meine Mutter und mein Vater standen draußen auf dem Bahnsteig und winkten mir zum Abschied. Ich winkte zurück und zeigte auf das Mädchen, das da auf meinem Platz hockte. Sie trug eine graue Wollmütze auf dem Kopf und tippte auf ihrem Handy herum. Meine Eltern verstanden nicht, was ich ihnen sagen wollte, und winkten einfach weiter. Im nächsten Moment fuhr der Zug auch schon los und verließ den Bahnhof.

      Ich schaute mich um, ob es noch einen anderen freien Platz für mich gab. Fehlanzeige. Die Sommerferien hatten gerade angefangen. Der ganze Wagen war voll mit Familien, die ans Meer fuhren.

      Genau wie ich.

      »Entschuldigung, aber ich glaube, das ist mein Platz«, sagte ich zu dem Mädchen mit der Mütze.

      Keine Reaktion.

      »Tut mir leid, aber du sitzt auf meinem Platz«, wiederholte ich. »Ich habe eine Reservierung.«

      Wieder keine Reaktion.

      Erst jetzt bemerkte ich die beiden Kabel, die unter ihrer Mütze verschwanden. Ungefähr da, wo ihre Ohren sein mussten. Sie hatte Kopfhörer auf. Klar, dass sie mich da nicht hören konnte. Vorsichtig tippte ich ihr auf die Schulter.

      Immer noch keine Reaktion.

      Ich tippte noch einmal, diesmal ein bisschen kräftiger. Endlich drehte sich das Mädchen zu mir und sah mich an.

      »Kannst du die mal kurz abnehmen?«, bat ich sie und zeigte auf die Kopfhörer.

      »Was?«, antwortete das Mädchen eine Spur zu laut.

      Ich hielt ihr meine Fahrkarte vor die Nase und sagte: »Ich habe eine Reservierung für den Platz!«

      Das Mädchen guckte mich verständnislos an, ohne einen Blick auf mein Ticket zu werfen. Immerhin nahm sie jetzt ihre Kopfhörer ab.

      »Das ist mein Platz, du musst leider aufstehen«, erklärte ich ihr.

      »Nee.«

      »Wie: Nee? Ich habe dafür bezahlt.«

      »Du?«

      »Na ja, nicht ich, aber mein Vater«, verbesserte ich mich.

      »Dann gehört die Reservierung deinem Vater und nicht dir«, erwiderte das Mädchen. »Sag mir Bescheid, wenn er kommt, dann räume ich den Platz.«

      »Aber der fährt doch gar nicht mit dem Zug!«

      »Dann kann ich ja auch sitzen bleiben. Außerdem ist so eine Reservierung total spießig. Die Plätze sind doch für alle da, nicht nur für Kinder von reichen Eltern.« Das Mädchen setzte ihre Kopfhörer wieder auf.

      Für sie schien die ganze Sache erledigt zu sein, für mich war sie es nicht.

      »Meine Eltern sind nicht reich!«, rief ich.

      Aber ihre einzige Reaktion war, dass sie zum Fenster hinausschaute und den Lautstärkeregler an ihrem Handy hochdrehte. Ganz weit hoch.

      Ich sah mich nach Hilfe um. Aber es war ja klar, dass keiner von den anderen Fahrgästen Lust hatte, sich einzumischen. Die Leute starrten alle auf ihre Handys oder in ihre Bücher


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