Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett


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sie weitere Soldaten.

      »Weder – noch!«, stieß Whitlock hervor. Was er sah, gefiel ihm nicht. Das waren Sattelstrolche der übelsten Sorte. Er legte beide Hände übereinander auf den Sattelknauf und drückte die Arme durch. »Ich bin einer Spur gefolgt, Gents. Sie beginnt bei einem Rudel toter und skalpierter Apachen und hier scheint sie zu enden.«

      Whitlock zeigte sich furchtlos und unerschrocken.

      Scott Wilburn trat einen Schritt nach vorn. Er hatte den Daumen seiner Rechten vor seinem Bauch in den Revolvergurt gehakt. Mit der Linken hielt er die Winchester am Kolbenhals fest. Seine Augen glitzerten wie die Augen eines Reptils. Er dehnte: »Na gut, Lieutenant. Die Spur hat dich hierher geführt. Was nun? Willst du uns eine Standpauke halten, weil wir ein paar Indsmen vom Leben zum Tod befördert haben? Oder willst du uns die Hosenböden strammziehen? Guter Gott, es waren ein paar stinkende Rothäute. Kein Hahn kräht nach ihnen. In Arizona zahlen sie Prämien für ihre Skalps.«

      »Wir sind aber nicht in Arizona.«

      »Na und? Verschwinde, Pferdesoldat. Auf Victorio ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. Die wollen wir uns verdienen. Dabei lassen wir uns von der Armee oder einem windigen Lieutenant nicht ins Handwerk pfuschen.«

      »Lasst die Gewehre fallen, Leute«, gebot Whitlock. »Ihr seid umzingelt. Wir werden euch nach Fort Wingate schaffen, und dort wird man euch den Prozess machen.«

      Sie duckten sich regelrecht. Lauernd und sprungbereit standen sie da. In den Gesichtern arbeitete es. Dann presste Wilburn hervor: »Ich glaube nicht, dass wir umzingelt sind. Du musst uns schon die Waffen wegnehmen, Pferdesoldat. Dabei wirst du dich jedoch verdammt hart tun.«

      Er zeigte ein schadhaftes Gebiss. Es erinnerte an das Zähnefletschen einer wütenden Dogge. Das Kinn war trotzig vorgeschoben. Dieser Bursche ging keinem Streit und keiner Herausforderung aus dem Weg. Seine Worte waren ebenso herausfordernd wie seine ganze Haltung.

      »Warum fackeln wir lange?«, grunzte Hunter Welsh, ein rattengesichtiger Bursche mit vorstehenden Zähnen. »Geben wir es ihm. Und dann sehen wir ja, ob er tatsächlich so viele Soldaten mitgebracht hat, wie er uns glauben machen möchte.«

      Es war wie ein Kommando – der Auftakt zu einer blutigen Tragödie. Sie rissen die Gewehre hoch. Kugeln befanden sich bereits in den Kammern. Whitlock ließ sich seitlich vom Pferd fallen und zog den Revolver. Mit dem Peitschen der Schüsse brach sein Brauner zusammen. Whitlock prallte hart am Boden auf und spannte den Hahn, dann dröhnte das Eisen in seiner Faust. Eine handlange Mündungsflamme stieß aus der Mündung. Einer der Kerle schienen für den Bruchteil einer Sekunde schräg in der Luft zu hängen, dann krachte er auf den Rücken.

      Als es von drei Seiten zu krachen begann, spritzten die Halunken auseinander, als wäre eine Granate zwischen ihnen eingeschlagen. Whitlock rollte sich herum. Dort, wo er gelegen hatte, pflügte ein Geschoss den Boden und ließ das Erdreich spritzen. Der Lieutenant schoss einen zweiten der Skalpjäger von den Beinen, dann schnellte er hoch und rannte, hakenschlagend wie ein Hase, in den Schutz eines Schuppens.

      Die Prämienjäger verschwanden im Ranchhaus. Drei von ihnen lagen reglos im Hof. Sein Gewehr, das im Scabbard am Sattel des getöteten Pferdes steckte, konnte sich Whitlock nicht holen. Er ersetzte die verschossenen Patronen in den Kammern des Revolvers durch scharfe aus der Patronentasche. Dann schloss er die Trommel. Vorsichtig lugte er um die Ecke des Schuppens herum, der ihm Schutz bot.

      Links von dem Farmhaus, im Ufergebüsch, sah er McAllister. Von Cameron war nichts zu sehen. Patty und Mahoney kauerten irgendwo im hüfthohen Gras und lauerten darauf, dass einer der Banditen seine Nasenspitze zeigte.

      McAllister bemerkte, dass ihn Whitlock beobachtete. Er gab ihm einige Zeichen. Whitlock verstand. McAllister wollte hinter das Farmhaus gelangen und die Skalpjäger ausräuchern.

      Das Ufergestrüpp bot dem Soldaten Schutz. Er gelangte zur Rückwand der Hütte, nahm einige Patronen aus der Tasche und knickte mit den Zähnen die Geschosse aus den Hülsen. Das Pulver schüttete er auf einen kleinen Haufen direkt an der Hüttenwand. Dann nahm er sein Feuerzeug und zündete das Pulver an. Schnell zog er die Hand zurück, als es sich explosionsartig entzündete und eine Stichflamme hochschoss. Der Soldat huschte zur Seite davon.

      Das ausgedörrte Holz fing Feuer. Die Flammen leckten an der Wand empor. Bald bemerkten die Banditen, dass es brannte. Wasser zum Löschen hatten sie nicht.

      »Diese dreckigen Bastarde«, presste Wilburn hervor. »Sie räuchern uns aus. Wenn wir hinauslaufen, knallen sie uns ab wie auf dem Schießstand.«

      Schnell brannte das Feuer höher. Im Innern der Hütte bildete sich Qualm. Er zog durch die Ritzen herein und ließ die Kerle husten. Das Dach fing Feuer.

      »Wir müssen hinten hinaus, durch den Creek und nichts wie fort!«, keuchte Bill Latimer. Er ging zur Rückwand und trat dagegen. Brennende Bretter flogen davon. Ein Lücke entstand in der brennenden Wand, durch die die Skalpjäger ins Freie drängten.

      McAllister schoss. Hank Freeman brach zusammen. Wilburn, Farley und Morgan feuerten auf die Stelle, an der der Soldat im Schutz des Gestrüpps kauerte. Blätter und Zweige segelten zu Boden. Eine Kugel traf McAllister ins Herz, die andere in den Kopf. Er war sofort tot.

      Die Banditen rannten durch den Creek. Das Wasser war nicht einmal knietief, es spritzte und gischtete. Cameron, der sich westlich der Farm im Ufergebüsch verborgen hielt, feuerte zwar, doch er traf nicht. Wilburn und seine letzten beiden Kumpane rannten in Zickzacklinie und gelangten in die Deckung einer Bodenerhebung.

      »O verdammt!«, keuchte Wilburn. »Latimer, Dillinger, Welsh und Freeman hat es erwischt. Wir haben keine Pferde. Die Pest an den Hals dieses verfluchten Blaubauches.«

      »Den Schüssen nach zu urteilen waren es nur vier oder fünf Leute, die uns einheizten«, gab Farley zu verstehen. »Vielleicht lassen sie die Pferde frei und es gelingt uns, drei Gäule einzufangen.«

      »Und dann?«

      »Dann begeben wir uns in eine Stadt«, sagte Wilburn, »und versuchen, eine neue Mannschaft auf die Beine zu stellen. Zu dritt schaffen wir es nicht, Victorio zu fangen.«

      »In welche Stadt? Tucson?«

      »Nein. Wir reiten nach El Paso. In Texas werden wir nicht gesucht. Dort finden wir mit Sicherheit auch einige Leute, die sich uns anschließen werden. Ich will Victorio. Und vielleicht läuft mir noch einmal dieser dreimal verfluchte Lieutenant über den Weg.«

      Hass verzerrte Wilburns Stimme. Hass brannte auch in seinem Herzen und vergiftete sein Denken.

      »Lasst uns zuerst mal von hier verschwinden«, knurrte Morgan. »Wenn sie ein Kesseltreiben auf uns veranstalten, sind wir geliefert.«

      Sie rannten zwischen die Hügel.

      Whitlock, Patty, Mahoney und Cameron trafen sich im Farmhof. Sie sicherten um sich und standen Rücken an Rücken. Das Farmhaus brannte lichterloh. Es knackte und knisterte, die Flammen fauchten durch die Räume. Die drei Kerle, die langgestreckt im Hof lagen, rührten sich nicht.

      »Was ist mit McAllister?«

      »Ich sehe nach«, erbot sich Cameron und rannte ins Ufergebüsch. Schon zwei Minuten später fand er den getöteten Kameraden. Er packte ihn unter den Achseln und zog den schlaffen Körper aus dem Ufergebüsch. »Diese dreckigen Stinktiere«, stieß Cameron zwischen den Zähnen hervor. »McAllister ist tot!«, rief er, dann ging er hinter das Haus, wo dicht beim Flussufer Hank Freeman zusammengebrochen war. Auch er war tot.

      Cameron kehrte in den Hof zurück. »Hinter dem Haus liegt auch noch einer der Banditen. Es ist wohl so, dass wir insgesamt vier von ihnen erwischt haben.«

      »Wir nehmen McAllister mit«, gebot Whitlock. »Die Banditen begraben wir an Ort und Stelle. Ihre Pferde lassen wir frei. Um sie durch die Wildnis zu treiben haben wir weder die Zeit noch die Kapazität.«

      Cameron nahm dem toten Pferd Whitlocks den schweren Kavallerie-McClellan-Sattel und das Zaumzeug ab und sattelte eines der Pferde im Corral.


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