Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
Inhalt
Parker schnappt den Waffenklau
Parker schirmt den Lauscher ab
Parker stellt die Strumpfgesichter
Josuah Parker öffnete die Tür und sah auf den ersten Blick nur Blumen. Das leicht gerötete Gesicht hinter dem Bouquet war ihm durchaus vertraut. »Ob Mylady wohl etwas Zeit für mich hat?« erkundigte sich Chief-Superintendent McWarden.
»Mylady hat soeben ihre schriftstellerische Arbeit unterbrochen, um eine Tasse Tee zu nehmen, Sir«, teilte der Butler mit und ließ den angesehenen Yardbeamten ins Haus.
»Sie wollen mir wohl zum Geburtstag gratulieren, mein lieber McWarden?« flötete Agatha Simpson. »Leider haben Sie sich im Datum geirrt.« »Keineswegs, Mylady«, entgegnete McWarden und nahm Platz. »Mit diesem Angebinde wollte ich mich nur für die gute Zusammenarbeit der letzten Monate bedanken.«
»Solche Großzügigkeit kennt man ja gar nicht an Ihnen, McWarden«, gab die passionierte Detektivin zurück. »Ich möchte wetten, daß Sie wieder mal in der Patsche stecken und meine Hilfe brauchen.«
»Offen gesagt: ein gewisser Fall raubt mir die letzten Nerven«, bekannte McWarden irritiert.
»Das will nicht viel besagen«, überspielte die Hausherrin ihre sofort entflammte Neugier. »Sie regen sich doch über jede Kleinigkeit auf.«
»Mag sein, Mylady«, schluckte McWarden die Stichelei. »Jedenfalls hat die Kleinigkeit, um die es in diesem Fall geht, den Innenminister persönlich auf den Plan gerufen. Auch im Verteidigungsministerium rotieren sie schon.«
»Darf man vermuten, daß es sich um Waffendiebstahl handelt, Sir?« schaltete Parker sich ein und legte seiner Herrin ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte vor.
»Es geht um ein neu entwickeltes Lasergerät...«, setzte der Chief-Superintendent an.
»Laser?« unterbrach Agatha Simpson. »Was verstehe ich unter Laser, Mister Parker?«
»Wie Mylady sich fraglos erinnern dürften, stellt das Wort ›Laser‹ eine Abkürzung dar«, gab der Butler höflich Auskunft. »Gemeint ist das Prinzip der ›Lichtverstärkung durch stimulierte Emission von Strahlung.«
»Ich weiß, Mister Parker«, nickte Agatha Simpson sachverständig. »Und wer soll mit dieser simulierten Strahlung missioniert werden?«
»Der scharf gebündelte Lichtstrahl eines Lasergerätes läßt sich im medizinischen, technischen und militärischen Bereich außerordentlich vielseitig einsetzen, falls meine Wenigkeit nicht irrt«, versuchte Parker, seiner technisch unbedarften Herrin das Thema näherzubringen.
»Genau!« bestätigte McWarden. »Bisher waren der Verwendung von Lasergeräten aber Grenzen gezogen, weil sie auf eine starke Energiequelle angewiesen sind. Die handliche und kaum fünf Kilo schwere Neuentwicklung der Londoner Firma ›Hitec‹ kommt dagegen mit normalem Tageslicht aus, das durch spezielle Solarzellen gesammelt und in elektrische Energie umgewandelt wird.«
»Die Erfindung eines tragbaren Gerätes dürfte die Einsatzmöglichkeiten dieser Technik sozusagen schlagartig erweitern«, merkte der Butler an.
»Eben!« nickte der Chief-Superintendent bekümmert. »Was die Ingenieure von ›Hitec‹ entwickeln wollten, war ein Schweißgerät, das im Urwald ebenso problemlos arbeitet wie auf dem Mond. Was herauskam, läßt sich aber auch als lautlose Mordwaffe von geradezu unheimlicher Präzision mißbrauchen.«
»Die militärische Brisanz dieser Erfindung dürfte kaum zu unterschätzen sein, Sir«, ließ Parker sich vernehmen.
»Das ist der Grund, weshalb sich auch der Verteidigungsminister eingeschaltet hat, Mister Parker«, erläuterte McWarden. »Man will auf jeden Fall verhindern, daß die Erfindung einer fremden Macht in die Hände fällt.«
»Muß man davon ausgehen, daß das genannte Gerät entwendet wurde, Sir?« erkundigte sich Parker.
»Kein Gerät«, korrigierte der Chief-Superintendent. »Es gibt bisher nur einen Prototyp, der sich noch im Besitz des Unternehmens befindet. Aber die Einbrecher, die nachts den Computer der ›Hitec‹ anzapften, haben sich sämtliche Konstruktionsunterlagen ausdrucken lassen.«
»Eine Methode, die auf professionelles Arbeiten schließen läßt«, warf Parker ein. »Darf man fragen, Sir, ob Sie bereits einen Verdacht haben?«
»Ich weiß im Moment nur eins«, gestand McWarden. »Ich muß um jeden Preis verhindern, daß die Papiere ins Ausland geschafft werden. Sonst kann ich meinen Schreibtisch im Yard räumen.
»Keine Sorge, McWarden«, tröstete Lady Agatha den Yardbeamten. »Ich werde die Ermittlungen übernehmen und für Sie die Kastanien aus dem Feuer holen.«
»Um Himmels willen«, rief McWarden entsetzt. »Der Innenminister hat mich zu strengster Vertraulichkeit verpflichtet. Eigentlich habe ich Ihnen schon jetzt zu viel erzählt.«
»Sie wollen also gar nicht, daß ich Ihnen helfe?« reagierte Mylady eingeschnappt. »Warum kommen Sie dann?«
»Ich wollte Sie nur bitten...«, begann der Chief-Superintendent, aber Agatha Simpson fiel ihm ins Wort.
»Also doch!« grollte sie. »Drücken Sie sich präzise aus und kommen Sie endlich zur Sache, McWarden. Meine Zeit ist kostbar.«
»Ich wollte Sie nur bitten, mir ein Gespräch mit Mister Pickett zu vermitteln«, nahm McWarden den zweiten Anlauf. »Bei seinen weitreichenden Verbindungen zur Londoner Szene hat er vielleicht etwas gehört.«
»Und deshalb halten Sie mich von der Arbeit ab?« entrüstete sich die ältere Dame. »Entweder übertragen Sie mir die Ermittlungen ...«
»Ausgeschlossen!« erwiderte McWarden gereizt. Die Gesichtsfarbe des korpulenten Mittfünfzigers ließ allmählich an eine reife Tomate denken. »In einer Sache von derartiger Brisanz kann ich keine Amateure ...«
»Amateure?« wiederholte die Hausherrin erregt. »Sie dürfen sich glücklich schätzen, daß ich mir immer noch einen gewissen Respekt vor den Beamten Ihrer königlichen Majestät bewahrt habe, McWarden. Sonst müßte ich mich beleidigt fühlen.«
»Aber Mylady«, versuchte McWarden die resolute Dame zu beschwichtigen. »Das Wort ›Amateur‹ ist doch keine Beleidigung.«
»Ich fasse es aber so auf«, belehrte Agatha Simpson ihren Gegenüber. »Wer ist Ihnen denn ständig um mindestens eine Nasenlänge voraus?«
»Das ist die Höhe!« ereiferte sich der Chief-Superintendent. »Mit Ihnen ist heute nicht vernünftig zu reden, Mylady. Ich gehe!«
McWarden trat den Rückzug