Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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so elegante Mann nicht begriffen. Vielleicht war er in seiner Seele schon zu abgestumpft. Er warf noch einen kurzen Blick auf den Geldbeutel und den Korb und ging dann hinunter.

      *

      Der Abend kam. Und bald senkte die Nacht ihre Schatten über die brodelnde Stadt.

      Die Treiber waren heute schon früh gekommen. Auch die Büffeljäger.

      Die Saloons waren zum Bersten voll.

      Dodge City war in seinem Element, erlebte seine größten Stunden, von denen es noch achtzig Jahre lang träumen sollte.

      Über dem großen Schankraum des Long Branch Saloons schwebte eine dichte Tabakwolke.

      Die Orchestrion hämmerte den Kansas-Song.

      An der Theke halfen drei Männer beim Ausschank.

      Sämtliche Tische waren dicht besetzt.

      Holliday machte seine kleinen Spiele mit wechselndem Gewinn.

      Er sah immer wieder zum großen Ecktisch hinüber, an dem Jerry Lumbage, der dicke Viehaufkäufer, um große Summen spielte.

      Das Spiel war eine der großen Schwächen Lumbages. Er war ein sehr geschickter und kluger Spieler. Es gab Leute, die behaupteten, er habe sich sein großes Vermögen ausschließlich am Spieltisch erworben.

      Gerade hatte er drüben zwei Büffeljäger um einen Stapel Dollarnoten erleichtert. Der vierte Whisky hatte den massigen Mann belebt.

      Da stand Holliday auf, ging hinauf auf sein Zimmer, nahm den Lederbeutel mit dem Geld, füllte ihn unten mit Patronen und legte das Geld oben drauf. Dann kehrte er in den Saloon zurück.

      Er ging nicht wie sonst an seinen Tisch, sondern blieb an dem Ecktisch stehen, an dem Lumbage spielte.

      Die Büffeljäger waren blank. Sie gaben auf.

      Lumbage wollte noch um ihre Pferde mit ihnen spielen, aber dazu fanden sie sich nicht bereit.

      »Na, wer will noch satt gemacht werden!« grölte der feiste Mann angeberisch. »Wer wagt noch ein Spiel mit Jerry Lumbage?«

      »Ich!« tönte es da schneidend über den Tisch.

      Lumbage sah auf. »Doc Holliday? Haben Sie denn was zu verspielen?«

      Der Gambler warf den Beutel auf den Tisch.

      Lumbage riß die Verschnürung auf.

      Kein Muskel im Gesicht des Spielers zuckte, als der Viehhändler auf die schimmernden Goldstücke blickte, die den Beutel prall zu füllen schienen.

      Den Bluff merkte Lumbage nicht. Er schob den schweren Beutel zurück. »Wieviel?« fragte er nur.

      »Zehntausend«, versetzte der Spieler kalt.

      Lumbage wurde feuerrot. »All right. Ich setze die gleiche Summe dagegen!« rief er übermütig.

      Die Büffeljäger erhoben sich.

      Holliday nahm Platz. Er und Lumbage saßen allein an dem großen Tisch einander gegenüber.

      Das Spiel begann.

      Nach wenigen Minuten hatte Lumbage verloren. Er setzte zwanzigtausend – und verlor wieder.

      Mehr Geld hatte der feiste Mann nicht bei sich. »Spielen Sie weiter?« fragte er den Gambler mit belegter Stimme.

      Das Pokergesicht Hollidays war völlig ausdruckslos. »Natürlich. Wenn Sie noch was haben.«

      Lumbage warf den Kopf hoch. »Wie reden Sie mit mir, Mann? Gegen mich sind Sie ein Bettler!«

      »Come on, setzen Sie weiter!« gab Holliday scharf zurück.

      Lumbage winkte dem Salooner. »Bringen Sie mir Tinte und Papier!«

      Alle, die um den Tisch herum standen, sahen es: Jerry Lumbage hatte auf das Papier die Zahl 100 000 geschrieben.

      Mit spöttischem Grinsen sah der reiche Viehaufkäufer den Spieler an. »So, Doc – gilt das?«

      Holliday warf einen kurzen Blick auf das Papier. »Doch, das genügt.«

      »Ich setze 100 000 gegen Ihren Gewinn!« rief Lumbage pathetisch.

      Aller Augen starrten auf den Tisch.

      »Nicht gegen meinen Gewinn«, sagte Holliday ruhig, »gegen alles, was ich habe. Ich kam ja nicht ohne Geld an den Tisch.« Ein kaltes Lachen stand sekundenlang um seinen feingeformten Mund.

      Das Spiel begann.

      Double-Poker.

      Lumbage war ein Meister darin.

      Aber er verlor.

      Seine Hände zitterten, kalkweiß war sein Gesicht. Die Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen. Dann sprang er auf und fuchtelte mit den Armen durch die Luft. »Das war all mein Bargeld, Holliday! Es liegt drüben auf der Pitts-Bank…«

      Der Gambler nickte ungerührt.

      Da geiferte der Händler: »Ich habe noch die Häuser und die Schuppen!«

      »Wieviel?« fragte Holliday nüchtern.

      »Fünfzigtausend!«

      »Nicht genug.«

      Die Stille im Schankraum knisterte.

      Da belferte Lumbage: »Mein Land, und das Vieh…«

      »Wieviel?«

      »Hundertfünfzigtausend!«

      Der Spieler nickte und zündete sich eine neue Zigarette an. »Schreiben Sie!«

      Mit fliegenden Fingern kritzelte der Viehhändler einige Worte auf zwei neue Blätter.

      Holliday nahm sie von der Tischmitte. Dann nickte er. »Um die Häuser, das Vieh und das Land. Ich setze alles.«

      Es war ein hartes, heißes und bitteres Spiel.

      Nach sieben brennenden Minuten war es entschieden. Jerry Lumbage hatte verloren.

      Alles was er besaß. Er war in diesen Minuten ein armer Mann geworden.

      Er sprang auf, lief zur Theke, ließ sich einen Whisky geben und torkelte aus dem Saloon.

      Draußen auf dem Vorbau brach er zusammen.

      Er hatte einen Herzschlag bekommen.

      In die Totenstille, die im Schankraum herrschte, schnitt nur das Knistern von Papier.

      Doc Holliday faltete die beiden Schuldscheine und schob sie in die Tasche. Auch seinen Lederbeutel und die Banknoten steckte er weg.

      Ein Bündel brachte er zur Theke und reichte es dem Salooner. »Dafür trinken die Männer hier – alle. Auch die, die zum Stadtrat gehören.«

      Mit harten Schritten ging er hinaus.

      Bat Masterson, der die ganze Zeit an der Tür gestanden hatte, blickte wie betäubt hinter ihm drein. Dann rannte er hinüber ins Hotel London, stürmte die Treppe hinauf und hämmerte an Wyatt Earps Tür.

      »Es ist etwas Tolles passiert, Marshal! Doc Holliday hat mit Lumbage gespielt!«

      »Hat er gewonnen?« fragte Wyatt und rieb sich schlaftrunken die Augen.

      »Ja.«

      »Prächtig.«

      Bat riß die Augen auf. »Sie verstehen nicht, Marshal. Er hat alles gewonnen, alles!«

      »Wieso?«

      »Lumbage hat mit ihm um all sein Geld, um seine Häuser, um sein Vieh und sein Land gespielt. Alles, was bis heute abend Lumbage gehörte, gehört jetzt Doc Holliday.«

      »Allright«, sagte Wyatt, »mach jetzt die Tür zu und laß mich weiterschlafen.«

      *

      In der Morgenfrühe des nächsten Tages berichtete Austin Geoffrey,


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