Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.
ist oder sonst etwas. Hauptsache ist, daß er dich zusammengeschlagen und gefesselt hat. Und noch wichtiger ist, daß du gestellt bist.«
»Gestellt?« höhnte der Bandit. »Du mußt gehirnweich sein, fellow!«
»Die junge Frau hat dich erkannt. Du hast die Overland überfallen, Junge. Das ist dein Ende. Bei dem Überfall ist ein Mann irgendwie zu Tode gekommen. Die Frauen haben mir die Story genau erzählt.«
Wyatt merkte, daß die voranreitenden Männer das Tempo mehr und mehr verringerten. Er durchschaute ihre Absicht schnell: Sie wollten erreichen, daß die Stadt nicht vor Einbruch der Dunkelheit erreicht wurde. Die Nacht allein gab ihnen vielleicht noch eine Chance zur Flucht. Zwar hatten sie beide einen höllischen Respekt vor diesem Fremden bekommen, der mit Colt und Lasso gleichermaßen umgehen konnte, aber sie wußten andererseits, was ihnen blühte, wenn sie in Deadwood beim Sheriff abgegeben würden.
Deshalb trieb der Marshal die beiden zu größter Eile an.
Langsam breitete die Dämmerung ihre Schleier über die jetzt zu beiden Seiten der Straße hochansteigenden Berge.
Plötzlich sah Wyatt aus einem Hohlweg einen Dogcart herankommen, der von einem schweißnassen Rappen gezogen wurde.
Der Mann, der den Wagen lenkte, war groß, breitschultrig, trug einen sandfarbenen Stetson und einen eleganten dunklen Anzug. Er hatte graues Haar und ein von vielen Falten zerrissenes tiefbraunes Gesicht. Seine grauen Augen glitten forschend über den Treck. Und als sein Blick das Gesicht des Mädchens erfaßt hatte, sprang der Mann auf, riß die Zügelleinen hoch und setzte mit einem Sprung vom Wagen auf die Straße.
»Ann!«
»Papa!«
Ann Maxwell stürmte dem Vater entgegen, umarmte ihn und preßte sich weinend vor Freude und Erleichterung an ihn.
»Ann!« Der Mann schob sie etwas von sich und blickte ernst in ihr Gesicht. »Ann!« Dann hob er den Kopf und blickte die ältere Frau an. »Hallo, Susann!« Leise sagte er zu dem Mädchen: »Weshalb hast du sie mitgebracht? Du weißt, daß ich sie nicht mag.«
Ann hob den Kopf und blickte den Vater erschrocken an. »Aber Papa, sie hat viele Jahre für mich gesorgt. Onkel Joe ist tot – was sollte sie allein in Omaha?«
»Schon gut. Aber weshalb kommst du nicht mit der Overland? Was sind das für Männer, die euch da begleiten?«
Ann Maxwell berichtete dem Vater ihr schreckliches Erlebnis auf der Strecke.
Als Greg Maxwell den Namen Wyatt Earp hörte, warf er den Kopf hoch und musterte den Mann scharf. »Sie sind Wyatt?«
Der Missourier nickte.
Maxwell trat an den Wagen des Marshals heran. »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mister Earp. Und vielen Dank, daß Sie Ann und meine Schwester mitgenommen haben. Diese verteufelte Unsicherheit auf der Strecke nach Midland ist aber auch zum…«
Sein Blick war auf den Gefangenen gefallen. »He, Marshal, wen haben Sie denn da aufgeladen?«
»Es ist ein Bandit, der die Overland überfallen hat. Ihre Tochter hat ihn erkannt.«
Wyatt lud das Gepäck der Frauen hinten auf den Dogcart. Dann verabschiedeten sich die beiden.
Ann blieb noch einen Augenblick vor dem Marshal stehen. »Es tut mir leid, Mister, daß ich mich so dumm benommen habe.« Ihre Augen waren fest auf das Gesicht des Missouriers geheftet. »Aber ich glaube immer noch nicht, daß Sie Wyatt Earp sind.« Damit wandte sie sich um und lief zu ihrem Vater, der inzwischen wenig herzlich seine Schwester begrüßt hatte.
Maxwell nahm die Zügel auf. »Wir sehen uns dann ja noch in der Stadt, Mister Earp!«
Der zweirädrige Wagen rollte rasch davon.
*
Sheriff Baker war ein kleiner Mann mit hartem Gesicht und strähnigem Blondhaar.
Als die Tür seines Büros aufgestoßen wurde und die beiden Tramps hereinstolperten, hob er unwillig den Kopf. Die beiden trugen einen gefesselten Mann.
Dann kam der Missourier.
Der Sheriff stand auf und stemmte die Arme in die Hüften.
Ben und Jeff legten Turkey Creek auf den Boden nieder.
»He, was soll denn das?« rief Baker. »Das ist ja Dunc Blackburn!«
»Sie kennen ihn?« forschte Wyatt.
Baker sah auf. »Yeah. Wer sind Sie?«
»Ich komme aus Kansas. Mein Name ist Earp.«
»Earp?«
»Wyatt Earp.«
Der Sheriff stieß den Hut aus der Stirn. »Zounds! Sie sind Wyatt Earp!«
Wyatt deutete auf den Gefesselten. »Er heißt also Dunc Blackburn?«
»Ja, ich kenne ihn genau. Er hat längere Zeit hier in der Stadt gelebt. Ein wüster Bursche. Und die beiden anderen, was ist mit denen?«
»Sie waren bei Blackburn. Gestern haben sie in der Nähe des kleinen Pineridge-Creek die Overland überfallen und den Kutscher erschossen. Miß Ann Maxwell war in der Kutsche. Sie kann es bezeugen. Ebenfalls die Schwester von Mister Maxwell.«
Baker hob den Kopf. »Mrs. Howard ist auch mitgekommen?«
»Ja.«
»So, ich dachte…« Der Sheriff kratzte sich den Kopf und packte Ben und Jeff an den Ärmeln. »Los, Boys, rein ins Vergnügen!« Mit einem harten Ruck schob er die beiden in eine offenstehende Zelle. Dann beugte er sich zu Blackburn und nahm ihm die Fesseln ab.
»So, Dunc, du gehst in die Nachbarzelle. Da könnt ihr euch unterhalten. Karten liegen hinten auf dem Schemel. Es ist für alles gesorgt.«
*
Die Stadt Deadwood oben am Westrand Dakotas, dicht an der Grenze Wyomings, war eine betriebsame Stadt.
Die Stadt quoll über von Goldsuchern. Die große »Krankheit«, die vor gut dreißig Jahren Kalifornien heimgesucht hatte, war seit einiger Zeit auch hier oben in den Black Hills ausgebrochen.
Deadwood bot all denjenigen, die bereits einige mehr oder weniger große Goldkörner gefunden hatten, reichhaltige Möglichkeiten, sie auf schnellstem Wege wieder loszuwerden. In der Mainstreet gab es allein siebzehn Saloons, neun Spielsäle und drei sogenannte Tanz-Paläste.
Es war ein kleines Dodge in den Bergen.
Wyatt hatte im Cleveland Hotel ein Zimmer gemietet.
Früh am Morgen schlenderte er hinüber zum Büro der Wells-Fargo-Company.
Drüben, das große Eckhaus an der Warbystreet, wurde frisch mit grellgelber Farbe gestrichen.
Der Mann, der breitbeinig mitten auf der Straße stand und den Arbeiten zusah, war Greg Maxwell, Anns Vater.
Wyatt grüßte kurz und wollte dann weiter.
Da rief ihn Maxwell an. »Hallo, Mister Earp! Gut, daß wir uns treffen. Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen. Können Sie einen Augenblick mit hereinkommen?«
Der Marshal nickte und folgte dem Bankier ins Haus.
Maxwell führte den Missourier in ein prachtvoll eingerichtetes Herrenzimmer zu ebener Erde.
»Nehmen Sie Platz, Mister Earp.«
Maxwell blieb vor dem schweren Eichenschreibtisch stehen.
»Mister Earp, zunächst möchte ich mich nochmals für Ihre Hilfe bedanken. Sie werden sich denken können, daß ich mich keineswegs nur mit Worten bei Ihnen bedanken möchte…«
Wyatt stand auf.
Maxwell hob begütigend die Hand. »Bitte, Mister Earp, behalten Sie Platz. Nein, ich habe nicht die Absicht, Ihnen Geld anzubieten.«
Wyatt setzte sich wieder.
»Sie