Fear Street 52 - Jagdfieber. R.L. Stine

Fear Street 52 - Jagdfieber - R.L. Stine


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riesigen Bierlaster.

      „Lass uns einen Arzt oder ein Krankenhaus suchen“, beharrte Jan und versuchte, ihre Tante auf die Beifahrerseite zu bugsieren. „Hier direkt an der Straße ist es zu gefährlich.“

      „Nein. Von Krankenhäusern halte ich überhaupt nichts“, protestierte Rose und wand sich aus Jans Griff. „Und ich will auch nicht zum Arzt. Bringt mich zu Aileen.“

      „Tante Aileen?“

      „Ja. Zu meiner Schwester. Sie ist Krankenpflegerin“, sagte Rose und wischte sich mit dem Handrücken den kalten Schweiß von der Stirn. „Aileen hat kurz vor Provincetown ein Haus, direkt an der Küstenstraße. Bringt mich dorthin. Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen, dann bin ich wieder ganz okay.“

      Jan und Craig halfen Rose auf den Beifahrersitz. Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Dann rutschte Jan hinters Steuer und Craig setzte sich wieder zu Eric und Cari auf den Rücksitz.

      „Wann geht denn das Motorboot nach Piney Island?“, fragte Eric.

      „Erst heute Abend um sechs“, sagte Rose, deren Stimme schwach und gepresst klang. „Macht euch keine Sorgen. Bis dahin bin ich längst wieder auf den Beinen.“

      „Im Moment siehst du aber nicht danach aus“, sagte Jan streng und warf ihrer Tante einen prüfenden Seitenblick zu. „Du zitterst ja richtig.“

      „Ich friere nur ein bisschen“, erwiderte Rose. „Mir geht’s bald wieder gut. Bestimmt. Aileen wohnt nur ein paar Minuten von hier.“

      „Wollen die mich vielleicht mal wieder reinlassen?“, knurrte Jan ungeduldig, als ein Wagen nach dem anderen in einem stetigen, endlosen Strom an ihnen vorbeirollte. Die schmale Straße war mit Autos regelrecht verstopft.

      Sie brauchten fast eine Dreiviertelstunde bis zu Aileens Haus, einem großen, scheunenähnlichen Gebäude mit Blick über die Bucht. Jan hielt an der Rückseite des Hauses.

      „Vorhin waren wir alle noch so glücklich“, dachte Cari. „Und jetzt …“

      Sie stieg aus dem Wagen und half Rose durch das hohe Gras zum Haus. „Geht es Ihnen schon ein bisschen besser?“, fragte sie besorgt.

      „Nicht so richtig“, hauchte Rose, die inzwischen noch bleicher aussah. Ihre Lippen waren jetzt ganz weiß.

      „Ist jemand zu Hause?“, rief Jan. „Aileen? Bist du da?“

      Die Hintertür stand offen, aber es war niemand zu sehen.

      Plötzlich erschien eine hochgewachsene Frau in der Türöffnung. „Tante Aileen!“, rief Jan. Aileen, die wie Rose und Jan ein dunkler, exotischer Typ war, öffnete die Fliegengittertür und stürzte mit überraschtem Gesicht zu ihnen hinaus.

      Kurz darauf lag Rose auf der kastanienbraunen Ledercouch im Wohnzimmer. Aileen flitzte in der winzigen Küche hin und her und machte eine Kleinigkeit zu essen und Eistee für alle.

      Cari sah immer wieder auf die Uhr und fragte sich, ob Rose sich wohl noch rechtzeitig erholen würde, um nach Provincetown zu fahren. Das Motorboot nach Piney Island fuhr nur einmal am Tag. Wenn sie also bis um sechs nicht da waren …

      Um halb sechs lag Rose noch immer auf der Couch. „Ich fühle mich schon viel besser“, sagte sie mit einem tapferen Lächeln, hielt sich aber im nächsten Moment vor Schmerz die Seite.

      „Es wird langsam spät“, sagte Aileen und blickte auf die kupferne Wanduhr über dem Kamin.

      „Hört mal – ihr habt noch genug Zeit, um rechtzeitig nach Provincetown zu kommen und das Boot zu erreichen“, ächzte Rose und veränderte vorsichtig ihre Lage auf der Couch. „Fahrt einfach ohne mich. Ich werde Simon anrufen und ihm alles erklären.“

      „Was?“, rief Jan, verblüfft über diese Idee. Cari sah, dass Eric und Craig genauso überrascht waren. Darauf war keiner von ihnen gekommen.

      „Fahrt ohne mich mit dem Motorboot auf die Insel und lebt euch schon mal ein. Simon wird sich gut um euch kümmern. Außerdem verlässt er sich darauf, dass ihr morgen anfangt zu arbeiten. Ich finde es nicht fair, ihn im Stich zu lassen“, sagte Rose, deren Stimme inzwischen kaum mehr als ein Flüstern war.

      „Aber was ist mit dir?“, fragte Jan.

      „Ich werde schon wieder gesund“, versicherte ihr Rose und zwang sich zu einem Lächeln. „Erst mal bleibe ich noch ein bisschen bei Aileen. Wir haben uns eh schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Und morgen komme ich dann mit dem Motorboot nach.“

      Plötzlich fingen alle auf einmal an zu reden. Jan wollte Rose nicht alleine lassen. Cari versuchte, Jan zu beruhigen, und Craig und Eric hielten es für eine gute Idee, ohne sie vorzufahren. Aber schließlich gelang es Aileen, ihre Nichte davon zu überzeugen, dass sie sich gut um Rose kümmern würde.

      Nach einer langatmigen Abschiedsszene kletterten sie in den Kombi, und Aileen fuhr sie durch Provincetown, dessen enge Hauptstraße vor Touristen fast aus den Nähten platzte, zum Anleger des Motorboots. Auf einem handgeschriebenen Schild am Ende des Kais stand: Touren nach Piney Island.

      „Seid ihr meine Passagiere?“, fragte der lächelnde junge Mann, der an Deck des kleinen Motorbootes auftauchte und nach ihrem Gepäck griff. Er hatte stoppe lige blonde Haare und trug ein Sweatshirt mit dem Aufdruck Uni Boston und weiße Shorts.

      „Ich denke schon“, sagte Jan und mühte sich ab, ihm ihre großen Koffer zu reichen. Cari und die beiden Jungen zogen ihre Reisetaschen über den schmalen Holzsteg hinter sich her. Der graugrüne Ozean plätscherte sanft gegen die Pfähle und das kleine Motorboot wiegte sich leicht im Wasser. Hinter ihnen lärmten die Möwen im Sand und pickten an irgendwelchen Abfällen herum.

      Nachdem ihr Gepäck wenige Minuten später in der Kabine verstaut war, verabschiedeten sich die vier Freunde von Aileen und setzten sich auf die Bank an Deck.

      Der junge Mann löste die Leinen, und das Boot begann, sich mit laut dröhnendem Motor vom Anleger zu entfernen.

      Cari lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand der Kabine. Die aufspritzende Gischt fühlte sich kühl und erfrischend an. Als das Boot plötzlich mit einem heftigen Ruck nach vorne schoss, verloren die Passagiere das Gleichgewicht und purzelten auf der Bank überei nander.

      Alle brachen in nervöses Gelächter aus.

      „Endlich allein!“, brüllte Eric gegen das Dröhnen des Motors an und warf Cari dabei einen Blick zu.

      „Partysommer!“, rief Craig gellend.

      Cari lachte. Sie war gleichzeitig aufgeregt, nervös, glücklich und besorgt. Es war schon komisch, so ganz allein, ohne einen Erwachsenen, zu einem abgelegenen Hotel auf einer Insel unterwegs zu sein. Wenn ihre Eltern das wüssten, würden sie garantiert einen Anfall bekommen!

      Aber was sollte ihnen schon passieren?

      5

      „Es tut mir leid wegen der unruhigen Überfahrt“, entschuldigte sich der junge Mann und half Cari auf den Steg. „Normalerweise ist das Wasser nicht so bewegt.“

      „Na, wenigstens war etwas geboten“, sagte Cari tro cken. Obwohl sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, spürte sie immer noch das Rucken und Schlingern des Bootes.

      „Das war irre!“, rief Craig begeistert. „Besser als jede Achterbahnfahrt!“

      „Ich bin klatschnass“, jammerte Jan und schleifte ihre Koffer auf den Steg.

      Craig half dem jungen Mann, das restliche Gepäck auszuladen.

      Cari ließ ihren Blick über die Umgebung schweifen. „Es ist niemand zu sehen“, murmelte sie erstaunt und strich sich ihre Haare hinter die Ohren, die sich salzverkrustet und feucht anfühlten. Ihr durchnässtes T-Shirt klebte unangenehm auf der Haut.

      „Rose meinte doch, Simon würde jemanden vom Hotel schicken, um uns abzuholen“, sagte Jan verwundert.


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