Seewölfe Paket 33. Fred McMason

Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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oder Bier brauchen. Aber wir halten schon noch eine Weile durch.“

      Der Kutscher richtete seine Augen dorthin, wo die portugiesische und nordspanische Küste hinter der Kimm lagen.

      „Das ist natürlich das Lustigste, das uns einfallen könnte“, sagte der Seewolf und zuckte mit den Schultern. „Kaum hat der Wind den Rauch von der explodierten ‚Respeto‘ weggeblasen, laufen ausgerechnet wir in einen spanischen Hafen ein, um im Auftrag der Krone Proviant und Wasser zu fassen.“

      „Warum eigentlich nicht?“ erkundigte sich der Kutscher trocken.

      „Hm.“

      Sie blieben eine Weile nebeneinander stehen und dachten schweigend darüber nach – über völligen Unsinn, wie Hasard sich sagen mußte.

      „Ein Dutzend spanischer Schiffe, die das in Frankreich versuchen, würden weniger Glück haben“, brummte er schließlich. „Mit den Frenchmen haben wir ja unsere Erfahrungen schon hinter uns, und das nicht nur einmal.“

      „Mit den Dons auch, aber sie sind von uns leichter hereinzulegen“, meinte der Kutscher. „Wie auch immer: Mac Pellew meint ebenfalls, daß allmählich bei denen das Wasser knapp wird. Vom Wein gar nicht zu reden.“

      „Ich kann abwarten“, entgegnete Hasard und hob wieder sein Spektiv.

      Schon zweimal hatte er den Konvoi und die Begleitschiffe durchgezählt. Die Zahl stimmte. Die Rauchfahne, die unter der Kimm zu sehen gewesen war, hatte also weder einen Kaperer noch ein neugieriges Patrouillenschiff angelockt. Trotzdem mußte damit gerechnet werden, daß sich gerade in diesem Gebiet des Atlantiks portugiesische, französische, spanische und niederländische Schiffe herumtrieben. Und kaum ein Kapitän würde gegen die Verlockungen in den Laderäumen des Konvois immun sein.

      Hasard zweifelte nicht daran, daß wieder einmal die Gerüchte schneller waren als die Wirklichkeit. Natürlich gab ihm die Warnung des Kutschers zu denken.

      Er richtete das Spektiv auf jenen Abschnitt der Kimm, hinter der nach Dan O’Flynns Berechnungen Kap Finisterre liegen sollte, unterhalb von Santiago de Compostela.

      „Bei allen Fabelwesen der Sieben Meere“, sagte er schließlich zu sich und enterte von der Back auf die Kuhl ab. „Da werden wir uns wohl was einfallen lassen müssen. Dan? Mister Brighton? Her zu mir!“

      „Aye, aye, Sir.“

      Wie von keinem Seewolf anders erwartet, wehte im November vor dieser Küste ein steifer Südwest, der die Oberfläche des Atlantiks zerfurchte und harte, hohe Wellen voller Schaumkronen vor sich hertrieb. Dementsprechend würde an der meist steilen Küste ziemlicher Seegang herrschen. Die Brandung würde jedes Schiff, das auf Legerwall geriet, auf den Felsen erbarmungslos zerschmettern. Vielleicht war dieser starke Wind der Grund dafür, daß außer den Schiffen des Konvois zu dieser frühen Stunde kein anderer Segler unterwegs war.

      Hasard wartete, bis sich auch Don Juan de Alcazar zu der Gruppe gesellte, dann sagte er: „Wie der Kutscher schon meinte, kann eine üble Überraschung auf uns zukommen. Ich überlege mir gerade, wie wir diese Überraschung an unsere spanischen Freunde an Land weitergeben können.“

      Mit wenigen Sätzen unterrichtete er die kleine Crew von den Möglichkeiten und Notwendigkeiten, die er sah.

      Sofort antwortete der Spanier: „Da käme eigentlich nur Vigo in Frage.“

      „Danke für den Rat, mein Freund“, erwiderte der Seewolf und zeigte ein Lächeln von der Art, das sie gut kannten. „Was hat Vigo, das andere Häfen nicht haben?“

      „Wenn ich nicht irre, hat die Stadt einen leicht zu überzeugenden Statthalter oder Kleingouverneur. Da er seinen Wimpel in jedem Wind flattern läßt, denke ich, daß er noch immer Don Jaime La Roda heißt.“

      „Du kennst ihn, Juan?“ fragte Dan O’Flynn.

      „Ich habe genug von ihm gehört“, antwortete der Spanier. „Mehr als genug.“

      „Was sagen die anderen Kapitäne dazu?“ fragte der Erste in sachlichem Ton.

      „Die sind noch nicht gefragt worden“, erwiderte der Seewolf und schaute mit blitzenden eisblauen Augen zur „Isabella“ und zur „Wappen von Kolberg“ hinüber. „Zuerst beraten wir uns mit unseren Freunden.“

      „Das empfiehlt sich dringend.“

      Auch Ben Brighton schien sich für bestimmte Teilbereiche des zu erwartenden Abenteuers oder besser Vorhabens zu begeistern. Welches Risiko sie eingingen, wußten sie – darüber brauchte kein Wort verloren zu werden.

      In Luv der Schatzgaleonen, die nicht gerade im Kielwasser des vorderen Schiffes, aber in einer klar erkennbaren Linie segelten, hielten sich die drei Begleitschiffe.

      Vigo in der nordspanischen Provinz Galizien, nicht viel mehr als eine kleine Stadt um einen wenig bedeutenden Fischerhafen, hatte in seinem Rücken grüne, fruchtbare Hochflächen und Täler.

      Die Küste war von tief eingekerbten Buchten geprägt, den „Rias“, die am Rand des stürmischen Atlantiks für unzählige Schiffe ideale Schlupfwinkel und Zufluchtstätten darstellten. Vigo lag an Steuerbord in einer Bucht, die tief ins Landesinnere führte. Soweit reichten die Informationen, die Dan O’Flynn hatte.

      „Wie lange willst du noch warten, Sir?“ fragte er.

      Wollten sie wirklich Vigo anlaufen, wenn auch nur mit einem Schiff, mußten sie bald daran denken, einen neuen Kurs abzusetzen. Dan schätzte die Entfernung auf einen Tag, einen Törn von etwa vierundzwanzig Stunden also.

      Die Überlegungen der Seewölfe wurden unterbrochen.

      Ihre Köpfe fuhren herum, als der Knall einer abgefeuerten Drehbasse an ihre Ohren drang.

      „Das war auf Don Ricardos Flaggschiff“, stellte Ben Brighton fest. „Ein Signal.“

      Aus einer Bugdrehbasse hatte der spanische Kapitän einen blinden Schuß abgeben lassen. Hasard und Dan hoben die Spektive an die Augen und peilten hinüber zur „Salvador“. Nach genauerem Hinsehen erkannten sie den Zweiten Offizier, Bernardo de Murcia, der aufgeregt seine kurzen Arme schwenkte.

      Hasard rief zur Back: „Zeigt ihm, daß wir verstanden haben. Wir gehen näher. Jan, zwei Strich nach Steuerbord abfallen.“

      „Aye, aye, Sir!“ rief Jan Ranse zurück.

      Während die Schebecke den Kurs änderte und auf das erste Schiff des auseinandergezogenen Verbandes zusegelte, löste sich an Backbord, auch auf der Back, auf der „Concordia“ der nächste Signalschuß. Dumpf hallte der Lärm der Explosion über die Wellen. Eine dicke Rauchfahne wirbelte am Bugspriet der Galeone vorbei.

      „Die Dons kriegen wohl alle gleichzeitig Hunger, wie?“ rief Carberry, der gerade an Deck erschien. „Kann uns nicht passieren.“

      „Vielleicht meinen sie wirklich beide gleichzeitig dasselbe“, sagte Hasard und zuckte mit den Schultern. „Aber es ist durchaus vorstellbar, daß die Dons in Wirklichkeit etwas anderes wollen. Wir werden es in ein paar Minuten genau wissen.“

      Ben Brighton hob die Hände an den Mund und rief im Befehlston: „Ab sofort kehren auf unserem Schiff wieder echt spanische Verhältnisse ein, verstanden, ihr falschen Dons?“

      „Dann mußt du dem Plappergei auch noch gutes Spanisch beibringen“, riet Batuti lachend. „Was hast du vor, Sir?“

      „Abwarten“, entgegnete der Seewolf. „Zuerst sprechen wir mit unseren Freunden.“

      Es dauerte nicht länger als eine gute Viertelstunde, bis die Schebecke in Rufweite querab der „Salvador“ segelte. Die Arwenacks, die seit langen Tagen mit ihrer Maskerade keine Schwierigkeiten hatten, winkten.

      „Don Ricardo!“ schrie Hasard vom Grätingsdeck zur Kampanje hinauf. „Was gibt es?“

      „Es wird knapp mit Wasser und Proviant, Don Julio“, rief der Kapitän der „Salvador“ zurück. „Zwei, bestenfalls vier Tage, und dann hungern


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