Weg mit dem Corona-Bauch. Imre Kusztrich

Weg mit dem Corona-Bauch - Imre Kusztrich


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Gute-Laune-Nahrung etwas vernachlässigt hat, muss sich nicht wundern.

      Fünf Bedenken in einer Umfrage unter mehr als 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten in den Wochen des Lockdowns eine Rolle: das persönliche Risiko, Auswirkungen auf das gewohnte Leben, mentale Gesundheit, medizinische Versorgung bei Bedarf und das eigene Wohlbefinden. Besonders groß war anfangs die Sorge um Nahrungsmittel und die notwendigsten Haushaltsprodukte. Erstaunlicherweise waren Menschen unter 25 und zwischen 25 und 45 kaum weniger in Sorge als die Altersgruppe ab 65 mit dem größten statistischen COVID-19-Risiko.

      In der Regel nehmen Stressereignisse im Laufe des Lebens zu, und ihre negativen Effekte auf das Gewicht ebenso. Schon deshalb ist es auch ohne das Coronavirus schwierig, während des Älterwerdens das Gewicht zu halten. Dieser unerwünschte Trend setzt zusätzlich überraschend früh ein. Beginnend in den späten Zwanzigerjahren verbrennt der Körper im Laufe eines einzigen Tages um etwa 150 Kalorien weniger. Das wird durch eine Verschiebung erklärt: Abnahme von gierigen Muskelzellen, Zunahme an trägen Fettzellen. Auch der Stoffwechsel selbst arbeitet langsamer.

      Frauen erleben die Menopause mit Gewichtszunahme, doch es sind nicht allein hormonelle Veränderungen, die sich auswirken, es sind auch die Jahre.

      Mit COVID-19 verbundene Sorgen haben zu einer alarmierenden Zunahme der Stressbelastung und mentaler Probleme geführt. Für viele Menschen war das mit dem Lockdown verbundene Home Working diesmal anders als alle ähnlichen Erfahrungen mit dem Arbeiten von Zuhause davor. Denn einerseits war es auch praktizierte Isolation wie nie zuvor, und in zahlreichen Familien betrafen ähnliche Maßnahmen gleichzeitig auch Kinder und den Ehepartner, oft unter eingeengten Verhältnissen. Historiker verschärften mit düsteren Analysen und Prophezeiungen den auch durch weltweit vermittelte Beispiele von Chaos, Gewalt und Ungerechtigkeit entstehenden Stress.

      Ohne die Möglichkeit, von früheren Erfahrungen zu lernen, stellten sich oft negative mentale Veränderungen ein: Ängste, Verwirrung, Symptome nach Stressbelastung. Konzentration und Leistungskraft wurden die Opfer. Viel zu spät und mit zu wenig Unterstützung in den Mainstream Media wurden einige maßgeschneiderte Regeln für das Home Working im Lockdown kommuniziert: Entwickeln Sie eine feste Routine, wie für das normale Arbeitswelt auch. Etwa Aufstehen, Duschen, Fertigmachen, Starten; setzen Sie sich realistische Ziele, nicht mit übertriebenen Erwartungen unter diesen erschwerten Bedingungen; reduzieren Sie einerseits Multitasking, andrerseits unnötige Ablenkungen; vergessen Sie Pausen nicht; üben Sie Nachsicht gegenüber sich selbst.

      Prognosen einer globalen wirtschaftlichen Depression machen nicht nur sensiblen Mitmenschen schwer zu schaffen. In der Folge stieg das Interesse an natürlichen Substanzen zur Stimmungsverbesserung und an so genannten Nootropika, an natürlichen Medikamenten zur Verbesserung der geistigen Leistung. Betroffene suchen Linderung in Bezug auf Ängste, Anspannung, Stress und Schlafstörungen. Hilfreich sind nicht nur spezielle Nährstoffe allein. Benötigt werden für Synergieeffekte zwischen Vitaminen, Aminosäuren, Mineralstoffen und Spurenelementen auch so genannte Superfoods, denn erst sie garantieren, dass der Organismus nach Verzehr notwendige Vitalstoffe auch absorbieren und verwerten kann. Die Passionsfrucht, Sanddorn, die südamerikanische Acerolakirsche und Guarana erleben schon seit Langem große Wertschätzung. Ins Blickfeld gelangten über Nacht jetzt auch konsumierbare Hefen, unverdauliche Superballaststoffe und verschiedene Arten von Pflanzensamen.

      Bereits zwei Jahre vor der neuen Pandemie erklärten acht von zehn Befragten, dass mentale Gesundheit für sie höchste Priorität habe. In verschiedenen Ländern beklagten 2018 zwischen 31 und 39 Prozent der Erwachsenen, dass sie täglich mindestens ein heftiges Stresserlebnis haben. Der Verkauf von Produkten mit Ginkgo erhöhte sich von 2014 bis 2018 um 21 Prozent.

      Keine Altersgruppe ist ausgenommen. Eine Umfrage des ARD-Magins „Kontraste“ ergab: 71 Prozent von Schulkindern unter zehn Jahren leiden unter Beschränkungen, vermissen zum Beispiel ihre Freunde oder den gemeinsamen Unterricht wie früher.

      Unter COVID-19 haben sich für Millionen Menschen durch Home Office die natürlichen Grenzen zwischen Arbeitswelt und Freizeit verwischt, was den Bedarf an natürlichen Substanzen zur Unterstützung von Multitasking und Wachsamkeit noch gesteigert hat.

      Die Anti-Aging-Medizin hat inzwischen mehr als 100 solcher Mikronährstoffe mit positiven Wirkungen auf die Gehirntätigkeit identifiziert. Sie werden grob in drei Gruppen eingeteilt: Nootropika mit leistungssteigernden Wirkstoffen, Adaptogene zur Bewältigung der Anpassung an physikalischen, chemischen und biologischen Stress, und Vitamine.

      Während diese Stoffe lange Zeit im Fokus der Ayurvedamedizin und der traditionellen chinesischen Volksmedizin standen, holt die westliche Medizin in schnellerer Geschwindigkeit auf. Spitzenreiter ist die Ayurvedaheilpflanze Ashwagandha. Die wissenschaftliche Literatur verweist auf die Vitamine A, C, D und E sowie auf B5 und B1 aus der umfangreichen B-Familie, weiters auf das Co-Enzym Q10 und das Mineral Selen.

      Fremdbestimmt statt selbstbestimmt

      In der Theorie können neue Verhaltensformen sich eingewöhnen, und der Organismus findet sich schließlich in Harmonie damit. Doch für einzelne Personen ist diese Chance eindeutig geringer als für andere. Das gilt für Menschen mit Diabetes oder Bluthochdruck. Bereits eine geringe Gewichtsveränderungen kann den Blutzuckerspiegel oder die Kompression in den Blutgefäßen weiter ansteigen lassen und noch mehr ihrer Kontrolle entziehen.

      Wenn Menschen mehr Zeit zuhause verbringen müssen, ergibt sich daraus ein anderer Tagesablauf. Das muss noch nicht einmal beinhalten, dass ein Besuch im geschlossenen Fitnessstudio wegfällt. Menschen im gewöhnlichen Arbeitsmodus bewegen sich eine ganze Menge, auch bei einem Job am Schreibtisch. Sie gehen zum Wagen oder zum öffentlichen Verkehrsmittel. Sie machen sich auf die Suche nach einem Mittagsimbiss. Der neue Rhythmus des Home Working ohne diese Routineaktivitäten verbrennt weniger Kalorien und kann zu gesundheitlichen Folgen führen.

      Während des Höhepunkts der Coronakrise kauften Konsumenten in der Regel mehr tiefgekühlte Fertiggerichte, meistens mariniert, und in aller Regel sind es die versteckt untergemischten Nahrungszusätze in dem vor allem auf Geschmack getrimmten Produkten der Nahrungsbranche, die im Hormonsystem der Regulierung von Hunger, Appetit und Sattheit ein Chaos anrichten.

      In jüngsten Studien mit Menschen erwiesen sich hochprozessierte Nahrungsmittel als Beitrag zu verringerter Sattheit, zu erhöhter Essenshäufigkeit, zu verschlechterten biochemischen Messwerten in Bezug auf Fettsucht und zu mehr Gewichtszunahme“ [5].

      Also: Weniger Sattheit, mehr Mahlzeiten, stärkere Fettsucht, höheres Gewicht.

      Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, das zu glauben. Aber bedenken Sie. Wir sprechen von einem Organismus, der in jeder Sekunde geschätzte 30.000 bis 100.000 biologische Handlungen vollbringt. Am liebsten ohne irgendwelche Schadstoffe von außen.

      Bevor Sie jetzt falsche Schlüsse ziehen: Hochprozessierte Nahrung ist ein echtes Problem, aber wahrlich nicht das einzige oder wichtigste.

      Bequemlichkeit, Geschmack und unschlagbar niedrige Preise machen diese Art von ultraprozessiertem Essen fast unwiderstehlich. Während jedoch immer mehr Menschen zu Fertiggerichten und Snacks zwischendurch greifen, werden auch immer mehr Menschen dicker oder fetter.

      Am häufigsten sind es Kartoffelchips, gesüßte Getränke mit Geschmack, Süßigkeiten, Desserts, Backwaren mit weißem Mehl, rotes Fleisch und mariniertes und industriell zubereitetes Fleisch.

      Langsamere Gewichtszunahme im Laufe des Lebens oder sogar Abnehmen verbinden die Forscher mit Vollkornprodukten, Früchten und Gemüsen.

      Die in der Studie untersuchten Amerikaner aßen zu wenig Ballaststoffe und nahmen zu viele Nahrungszusätze und appetitfördernde Chemikalien auf. Diese Substanzen veranlassen uns, rascher zu essen und häufiger zu essen. Bestimmte pharmakologische Stoffe bewirken ebenfalls negative Ergebnisse. Die gesundheitlichen Folgen sind erheblich. Sie werden hingenommen. Sie werden vertuscht.

      Gleichzeitig wird die kontinuierliche Versorgung mit frischem Obst und Gemüse in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen schwieriger und vernachlässigt.


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