Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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auch ein betuchter Geschäftsmann, der unbedingt auf verminderte Zurechnungsfähigkeit hinaus wollte, als die Glaubwürdigkeit des Opfers erwiesen war.«

      »Vielleicht legt er in diesem Fall auch die Verteidigung nieder«, knurrte der Ältere.

      Uwe wollte sich dazu nicht mehr äußern. Er dachte wieder über André nach. Er wollte herausbringen, weshalb sich Anja und André gestritten hatten und warum der Mann keinen Einlenkungsversuch gemacht hatte. Oder hatte den Anja nicht gewollt? War sie tatsächlich freiwillig mit einem anderen Mann weggefahren? Einiges kam Uwe da doch merkwürdig vor.

      *

      »Ich war in diesem Spielsalon«, erklärte Patrick. »Ich glaube allerdings nicht, dass er lizensiert ist. Wenn ich ihn preisgebe, bekomme ich diese Burschen auf den Hals.«

      »Was ist Ihnen lieber«, fragte Dr. Brink, der sehr schnell gekommen war, »eine Anklage wegen eines Sittlichkeitsverbrechens oder eine Auseinandersetzung mit ein paar Spielern, die Sie ja namentlich gar nicht gekannt zu haben brauchen?«

      »Okay, aber da wäre doch noch der Taxifahrer, der mich heimbrachte. Er war ein redseliger älterer Mann. Allerdings sagte er mir, dass er anderntags in Urlaub fahren wolle. Er bemerkte es, als ich nicht knauserig war mit dem Trinkgeld. Er muss doch zu finden sein.«

      »Beschreiben Sie ihn«, forderte Friedrich. »Ich kann einen Privatdetektiv einschalten.«

      »Tun Sie alles, damit ich aus dieser Sache rasch herauskomme. Wenn alles vorbei ist, werde ich nie wieder auf eine Party gehen, nie wieder einen Spielsalon betreten und höchstens eine Flasche Wein trinken. Und außerdem werde ich mich irgendwo aufs Land zurückziehen.«

      Das waren eine ganze Menge guter Vorsätze, doch in dieser Stunde war Dr. Brink bereit, sie für bare Münze zu nehmen, denn Patrick Heym sah wenigstens zehn Jahre älter aus, als er war, und ein bitterer Zug lag um seinen Mund.

      Man hatte ihm auch vorgehalten, dass er seine Haushälterin eigens deshalb beurlaubt hatte, um ungestört zu sein, und nun dachte er daran, was Lena sagen würde, wenn sie erfuhr, wessen man ihn beschuldigte. Er wagte gar nicht daran zu denken, denn er hing an Lena.

      Sie hatte ihn aufgezogen, sie hatte ihm auch manches Mal Vorhaltungen über seinen leichtsinnigen Lebenswandel gemacht. Es war ein schrecklicher Gedanke, dass der einzige Mensch, der ihm wirklich etwas bedeutete, sich nun auch von ihm abwenden könnte.

      *

      Blass, verweint und sehr erschöpft saß Agnes Heltcamp dem Klinikchef gegenüber.

      »Nein, Ihre Tochter wird kein Kind bekommen, Frau Heltcamp«, sagte er tröstend.

      »Ich muss Ihnen danken, wenn Anja wenigstens das erspart bleibt«, sagte sie mit einem unterdrückten Aufschluchzen. »Schauen Sie sie doch an. Es gibt so wenige Mädchen in diesem Alter, die noch so sind wie sie. Aber sie war vielleicht auch zu unbefangen. Dieser Heym soll ja ein sehr gut aussehender Mann sein.«

      »Es ist noch nicht erwiesen, dass Patrick Heym der Täter war«, sagte Dr. Laurin warnend. »Es spricht vieles dagegen, vor allem die Tatsache, dass er sofort Dr. Sternberg gerufen hat. Er könnte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gewusst haben, dass eine Vergewaltigung vorlag.«

      »Aber Anjas Kleid war doch völlig zerfetzt.«

      »Wir haben hier in der Klinik schon mal ein Unfallopfer gehabt, das ähnlich zugerichtet war. Ein Mädchen, das überfahren und in den nächsten Garten gelegt wurde. Allerdings ist ja erwiesen, dass ein solcher Unfall bei Ihrer Tochter nicht vorlag.«

      »Und wenn sie erst nachträglich in den Garten gebracht wurde?«

      »Dann wäre Herr Heym erst recht entlastet, denn er selbst hätte sie gewiss nicht dorthin gebracht.«

      Agnes Heltcamp sah den Arzt nachdenklich an. »Ja, das sehe ich ein. Aber es müssen doch Spuren gefunden werden.«

      Die waren tatsächlich inzwischen gefunden worden. Schleifspuren, die davon herrühren konnten, dass Anja auf einer Decke dort hingeschleift worden war, und man fand dann auch einen Fußabdruck, der nicht von Patrick Heym stammen konnte, da er keine großen Füße hatte. Man hatte auch das ganze Haus durchsucht, aber nur auf dem Sofa waren kleine Blutspuren gefunden worden.

      Offizielle Verlautbarungen gab es nicht. Dafür hatten Arnold Heltcamp, aber auch Dr. Brink gesorgt. Man wollte warten, bis Anja vernehmungsfähig war, denn ohne ihre Aussage würde man sowieso nicht viel weiterkommen.

      Ihr Wagen war seltsamerweise nahe dem Haus der Perlaus gefunden worden, es war kein Benzin mehr im Tank. Anja hatte vergessen zu tanken, und dadurch kam man nun zu anderen Überlegungen. Vielleicht hatte sie versucht, per Anhalter heimzugelangen. Aber warum war sie dann ausgerechnet in Patrick Heyms Garten gefunden worden?

      Es gab so viele Rätsel, dass man nicht wusste, wo man ansetzen sollte. Lena konnte noch nicht befragt werden. Sie feierte, nicht ahnend, was geschehen war, fröhlich den Geburtstag mit ihrer Schwester.

      *

      Uwe Heltcamp kam zu dieser Zeit von den Perlaus zurück. Viel konnte er seinen Eltern nicht berichten.

      »Ich verstehe nicht, dass André Anja überhaupt auf eine solche Party mitgenommen hat, wo einer den anderen kaum kennt«, sagte er. »Notiz wird von irgendwelchen Ausfällen – sei es nun Flirt oder Streit – überhaupt nicht genommen.«

      »Die Polizei wird schon mehr erfahren«, sagte Arnold Heltcamp zornig.

      »Die wird auch nicht mehr erfahren. Eine Gästeliste gibt es nicht. Man kommt und geht. Man trinkt und isst, was man will, soweit vorhanden. Man verschwindet, mit wem man will. Ich könnte mir vorstellen, dass Anja ein solches Milieu nicht behagt hat und sie deshalb gehen wollte. Ich kann mir aber nicht recht vorstellen, warum André sie dorthin mitgenommen hat.«

      »Er hat es sich vielleicht anders vorgestellt«, meinte der alte Heltcamp.

      »Dann hätte er sie keinesfalls allein gehen lassen dürfen. Mit ihrem Wagen ist sie übrigens, wie ihr ja sicher schon wisst, nicht weit gekommen. Es war kein Benzin mehr im Tank.«

      »Und was schließt du daraus?«, fragte Arnold Heltcamp. »Dass ihr jemand folgte und sie mitnahm? Angenehm ist es ja nicht, wenn man nachts so allein auf der Straße steht.«

      »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anja mit einem Fremden mitgefahren wäre«, warf Agnes ein. »Nein, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«

      »Und mir gefällt es durchaus nicht, dass André sie allein hat fahren lassen«, sagte nun Arnold Heltcamp hart. »Jedenfalls werde ich dafür sorgen, dass er nicht zu Anja vorgelassen wird, bevor nicht geklärt ist, warum sie gestritten haben.«

      Wenig später sagte Anja in der Prof.-Kayser-Klinik das erste Wort: »André!«

      Es klang tonlos, aber Schwester Marion, die an ihrem Bett saß, lauschte wachsam und notierte.

      Es dauerte lange, bis sie die nächsten Worte vernahm: »Nein, ich will nicht!« Aber das war alles, was sie aufschreiben konnte.

      Dr. Sternberg deutete es so, dass Anja nach ihrem Verlobten gerufen hätte. Umso mehr wunderte er sich, als Arnold Heltcamp am Morgen kam und ihm sagte, dass man André Malten keinesfalls zu Anja lassen solle.

      »Sie hat seinen Namen gerufen«, erklärte der Arzt.

      »Dennoch. Sie hatten einen Streit, und ich will erst wissen, wodurch dieser verursacht wurde. Malten hat sich nicht als Kavalier benommen. Er hat Anja allein fahren lassen. Letztendlich ist er mitschuldig, dass dieses Unglück passierte.«

      Gut, das war der Standpunkt des Vaters. Dr. Sternberg konnte dagegen nichts einwenden, und als er später mit Leon Laurin darüber sprach, meinte der, dass dieser Standpunkt verständlich sei.

      »Sie hat doch nicht nur ›André‹ gesagt, sondern auch ›Ich will nicht‹«, fügte er hinzu. »Es könnte bedeuten, dass sie keine Versöhnung will. Wir müssen warten, Eckart.«

      *

      »Was ist nun


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