Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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auf ihren Sohn. Uwe war noch zur Klinik gefahren, aber er hatte nicht mehr mit Anja sprechen können. Dr. Sternberg hatte ihr ein Schlafmittel gegeben und Uwe gesagt, dass es am besten für sie wäre, sie würde jetzt vierundzwanzig Stunden durchschlafen. Das war auch schon den Eltern gesagt worden.

      Da saßen die beiden und starrten sich an. »Wie stehen wir jetzt da, Agnes? Das heißt, wie stehe ich da, denn ich habe Heym das ja eingebrockt.«

      »Es waren die Umstände, Arnold«, erwiderte seine Frau leise. »Wir können uns bei ihm entschuldigen.«

      Da stand plötzlich Uwe in der Tür. »Das braucht ihr nicht. Ich soll es euch von ihm ausrichten. Er versteht euch. Ich habe Patrick heimgebracht. Er ist frei.«

      »Patrick? Seit wann duzt du diesen Mann?«

      »Wir sind Freunde geworden, Pa. Ich wusste gleich, dass er es nicht gewesen sein konnte, als ich zum ersten Mal mit ihm sprach. Jetzt haben sich die Ereignisse überstürzt. Ich konnte nicht mehr mit euch sprechen. André ist tot.«

      »Tot?«, wiederholte Agnes fragend.

      »Hat er die Konsequenzen gezogen?«, fragte Arnold Heltcamp. »Hat er wenigstens das noch getan?«

      Uwe fiel es nicht leicht zu erklären, wie alles wirklich geschehen war. Erst das Unglück mit Frau Malten, dann Andrés Fluchtversuch mit dem grauenvollen Ende.

      »Ich habe Durst«, sagte er zwischendurch erschöpft.

      »Entschuldige, mein Junge, ich hole dir gleich Cola«, sagte Agnes.

      »Eigentlich wäre mir mehr nach einem Gläschen Sekt«, sagte Uwe. »Mein Kreislauf ist ein bisschen durcheinander.«

      »Kannst du haben«, sagte Arnold Heltcamp und ging schon zur Bar. Die gab es im Haus Heltcamp auch, wenn sie auch nur mäßig oder mit Maßen in Anspruch genommen wurde.

      »Soll ich den Arzt rufen?«, erkundigte sich Agnes indessen besorgt.

      »So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Mama«, beruhigte Uwe die besorgte Mutter. »Es war nur eine schreckliche Hetze den ganzen Tag. Ich war jetzt noch in der Klinik, aber Anja schläft.«

      »Sie hat Dr. Laurin alles erzählt«, sagte Arnold, »und dann ist sie wieder zusammengeklappt. Wir werden uns überlegen müssen, wohin wir sie bringen, damit sie wieder in ein normales Leben zurückfindet.«

      »Ich wüsste vielleicht einen besseren Weg, Pa«, sagte Uwe. »Ich werde sie mit einem Mann zusammenbringen, der das Gegenteil von André ist.«

      »Sie wird keinen Mann mehr sehen wollen«, warf Agnes ein.

      »Sie wird ihn sehen wollen, weil sie ihm sehr viel zu verdanken hat. Es ist Patrick Heym, und nun sagt bitte nicht: ›Der Playboy!‹ Er ist ein feiner Kerl. In meinen Augen nicht nur deshalb, weil er nicht der Täter war. Er ist reich, sieht gut aus, wurde von Frauen geradezu belagert, aber er ist ein Gentleman, und er hat Herz und Seele. Ja, er ist in allem genau das Gegenteil von André. Jetzt sitzt ihm der Schock noch in den Gliedern, aber mit Lenas Hilfe werde ich ihn schon wieder auf die Beine bringen.«

      »Du redest wirklich so, als wäre er dein bester Freund, Uwe«, sagte Arnold Heltcamp erstaunt.

      »Das ist er, und er wird es bleiben. Und solltet ihr noch Bedenken haben, will ich euch nur sagen, dass ihr es ihm letztendlich zu verdanken habt, dass Anja noch lebt. Er hätte anders handeln können. Er hätte, aus Angst oder irgendwelchen anderen Überlegungen, einfach abhauen können und sie liegen lassen. Er hätte ins Ausland fahren können, und man hätte Anja erst viel später gefunden. Dann hätte sie vielleicht nicht mehr gelebt.«

      »Sag das doch nicht, Uwe«, schluchzte Agnes auf.

      »Es geschah ja nicht, Mama. Wir wollen doch den Tatsachen ins Auge sehen. Patrick hat Anja das Leben gerettet. Er hat nicht einen Augenblick an sich gedacht, auch später nicht. Er wollte nur, dass der Täter gefasst wird. Und das hat ihn auch eine Menge Geld gekostet, um es nicht zu verschweigen. Er hat die besten Privatdetektive einsetzen lassen.«

      »Ich übernehme die Kosten«, warf Arnold Heltcamp ein.

      »Rede jetzt keinen Unsinn, Pa, beleidige Patrick nicht. Ich wollte damit doch nur sagen, dass er am meisten daran interessiert war, den Täter dingfest zu machen.«

      »Das darfst du nicht behaupten, Uwe. Wir wollten das ebenso«, sagte Arnold Heltcamp.

      »Aber ihr hattet euch schon auf Patrick versteift. Ihr habt nicht den geringsten Verdacht gegen André gehegt.«

      »Du etwa?«, fragte sein Vater.

      »Ich hatte so ein Gefühl, ein scheußliches Gefühl, seit ich wusste, dass ihm der Gerichtsvollzieher im Nacken saß. Und er hatte es doch auch so eilig, sich auf jeden Fall als Ehemann anzubieten. Ja, Pa, ich bin nun mal Jurist, und Dr. Brink hat gesagt, dass ich ein guter Jurist werde. Mir hat das viel gebracht, so schlimm auch alles war. Aber ich glaube fest daran, dass wir auch Anja helfen können, wenn ihr euch jetzt von euren Komplexen frei macht.«

      »Ich habe keine Komplexe«, widersprach Arnold Heltcamp. »Ich habe gesagt, dass ich mich bei Herrn Heym entschuldigen werde.«

      »Das ist zu wenig, Pa. Gib ihm bitte das Gefühl, dass du ihn akzeptierst. So seltsam es auch klingen mag, aber auch er braucht Hilfe. Er hatte bisher keinen Menschen, außer Lena, dem er volles Vertrauen schenkte. Er hatte keine Freunde. Um ihn herum waren immer nur Schmarotzer, und er hat mit vollen Händen gegeben.«

      »Und all die Frauengeschichten?«, fragte Agnes.

      »Weißt du, ob alles stimmt, was in den Klatschblättern geschrieben wurde, Mama? Jedenfalls war er der Mann, der zu Anja sagte, dass sie in diesem Milieu fehl am Platz sei. Er hat es erkannt, obwohl er nicht mehr nüchtern war. Aber von ihrem Verlobten wurde sie in dieses Milieu geschleppt, und André habt ihr die Tür unseres Hauses geöffnet.«

      »Wir konnten nicht ahnen, wie das enden würde, Uwe«, stöhnte Arnold Heltcamp.

      »Ich mache euch deshalb doch keinen Vorwurf«, sagte der junge Mann, »und Anja wird sich selbst noch die schwersten Vorwürfe machen, dass sie ihn ins Haus gebracht hat. Auch das müssen wir bedenken. Man kann eben in keinen Menschen hineinschauen. Aber manch einer ist ganz anders, als er sich darstellt.«

      »Wie Patrick Heym, meinst du?«, sagte Agnes leise.

      »Ja, das wollte ich sagen.«

      »Ich werde ihn gern willkommen heißen«, sagte sie darauf.

      »Ich meine, ihr solltet zu ihm gehen«, erklärte Uwe.

      »Ich kann nicht in dieses Haus, durch diesen Garten gehen«, gestand Agnes Heltcamp da. »Er wird das verstehen, wenn er so ist, wie du ihn schilderst.«

      »Ja, das wird er verstehen«, erwiderte Uwe, und für sich dachte er, wie wohl Patrick zumute war, wenn er durch seinen Garten ging. Vorhin hatte er nur Lena gesehen und gar nicht auf die Umgebung geachtet. Und ich selbst?, ging es Uwe durch den Sinn. Ist es nicht seltsam, dass ich nicht daran dachte? Nur deshalb nicht, weil an diesem Tag so vieles geschehen ist? Oder kann man tatsächlich vergessen? Würde auch Anja vergessen können?

      Dr. Laurin hegte diese Hoffnung, weil Anja das Allerschlimmste nicht bewusst durchlebt hatte. Sie war ja bewusstlos gewesen, und es gab eine zwingende Erklärung dafür, dass André Malten Grund gehabt hatte, sie durch den Schlag zu betäuben.

      Friedrich Brink erklärte das mit nüchternen Worten. »An alle Konsequenzen hat Malten nicht gedacht. Geplant war diese Tat nicht, möchte ich sagen. Wir können natürlich nur vermuten, was in ihm vor sich ging, als Anja den Ring abstreifte. Er sah das Nichts vor sich, und er wusste, dass er auch Marina verlieren würde, wenn er erst mittellos war. Erst hinterher muss er sich dann überlegt haben, dass Anja aus Scham wohl nicht schweigen würde und er seine Lage eher noch verschlimmert hatte.«

      »Und du meinst, dass ihm da erst der Gedanke kam, Patrick Heym die Schuld zuzuschieben?«

      Friedrich nickte. »Freilich sieht alles, wenn man es im Nachhinein und mit Abstand


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