Weihnachts-Blues. Wolfgang Schierlitz

Weihnachts-Blues - Wolfgang Schierlitz


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Titelseite

      Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2020

      © 2020 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

       www.rosenheimer.com

      Titelillustration und Illustrationen im Innenteil: Sebastian Schrank, München

      Lektorat: Christine Rechberger, Rimsting

      Satz: SATZstudio Josef Pieper, Bedburg-Hau

      eISBN 978-3-475-54869-7 (epub)

      Worum geht es im Buch?

      Wolfgang Schierlitz

      Weihnachts-Blues

      Lustige Adventsgeschichten

      In seinem neuesten Buch zeigt uns Wolfgang Schierlitz, dass die stille Zeit wieder starke Nerven fordert. Schon lodert der Christbaum wie ein Elmsfeuer. Der Hauptdarsteller des historischen Spiels denkt an Raureif, auch wenn er bei 35 Grad Hitze am See schwitzt. Und der Judas-Darsteller ist nicht gerade der Hellste. Der Bürgermeister als braver Hirte auf dem judäischen Weidegrund verkündet mit Gesangseinlagen die Überlieferung. Eine kindliche Reklamation nützt gar nichts, wenn die Weihnachts-Wunsch-Sachen nicht geliefert werden. Die Gebirgsschützen marschieren bierselig im Andenken an die Weihnachtskatastrophe von 1705.

      Inhalt

       Vorwort

       Der Bergdichter

       Weihnachtliche Erinnerungen

       Hüttenweihnacht

       Hamsterfreuden

       Geburtstagsfeier im Chaos

       Die staade Zeit

       Andächtige Überlegungen

       Die Debbenharter Passionsspiele

       Das Spiel beginnt

       Das neue Ziel

       Weihnachtliche Träume

       Sonnenuntergang 1705

       O Tannenbaum

       Weihnachtszeit der Antipoden

       Der Nikolaus beim Bergbund

       Fahrradkapriolen im Winter

       Der gestutzte Lenker

       Das rettende Fahrrad des Großvaters

       Winterkurven auf dem Hochrad

       Weder Schuster noch Millionär

       Außerhalb des Spielplans

       Weihnachtsferienzeit

       Adalwolf, der Siegreiche

       Die schönste Nebensache der Welt?

       Vergebliche Platzbesetzung

       Fansein ist alles

      Kann das neue, das siebzehnte Opus von Wolfgang Schierlitz mit »altersmilde« gerecht umschrieben werden?

      Schließlich ist der Autor inzwischen nicht mehr der Jüngste und darf damit – so könnte man glauben – Wut und Surreales, Satire und beißenden Humor, Schenkelklopfen und Draufhauen auf ein Maß reduzieren, das der interessanten Kombination von Wein und Valium nahekommt.

      Wenn ich die Geschichte »Hüttenweihnacht« lese, dann sehe ich Wolfgang Schierlitz vor mir als den sanftmütigen Beobachter bei Kerzenschein auf einem Schaukelstuhl wiegend mit einem Glas Rotwein in der Linken, das Notizbuch auf dem Oberschenkel und den Stift in der Rechten. Und im Hintergrund knistert natürlich ein behagliches Kaminfeuer. Ein echter Weihnachtsgeschichtenerzähler eben. Für die ganze Familie. Trautes Heim. Frohes Fest.

      Frohes Fest? Nun ja. Mit erst neugierigen, dann schließlich angstgeweiteten Augen schauen wir auf das weihnachtliche Krippenspiel in Debbenhardt. Da lodert die behagliche Glut doch bedenklich auf, die Flammen schlagen uns aus dem Kamin entgegen. Statt auf dem Schaukelstuhl sehe ich Wolfgang Schierlitz nun auf einem rasenden E-Bike sitzen. Sitzen? Er steht in den Pedalen und kreist in der Stube. Den Stift als Waffe schwingend und schwitzend die Pannennadeln und schließlich den ganzen Pannenbaum samt Pannenzapfen in das lodernde, bereits in den Raum schießende Feuer werfend. Auf dass es sein gefräßiges Werk vollende. Die Hütte brennt. Ein grandioser Feuersturm schlägt uns entgegen.

      Ich schätze die alten Werke des jungen Wolfgang Schierlitz sehr und ich mag auch die jungen Werke genauso. Die neue Sammlung skurriler Geschichten ist anders, weiterentwickelt. So, wie sich der Sprachkünstler als Kreativer ständig ausprobiert hat und weiterentwickelt, so spiegelt sich das natürlich auch in seinen Werken. Die lustigen Adventsgeschichten aus »Weihnachts-Blues« bereiten mir eine besondere Freude, weil sie so facettenreich sind.

      Nach einem Feuerwerk wahnwitziger Weihnachtsideen ist es aber auch mal erholsam, zwischendurch mit einer heimeligen Geschichte beruhigt im Lehnstuhl zurückzusinken, damit wir unser Glaserl Wein ganz in Ruhe zu Ende trinken können.

      Henning Gralla, Grafiker und Maler

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      Der Schnee liegt meterhoch und glitzert. Unter azurblauem Himmel steigen wir langsam auf. Unsere weihnachtliche Skitour in eine völlig abgelegene Gegend führt uns im Sonnenschein zunächst zur verfallenden Klausenhütte, die vom Landratsamt schon vor Jahren geschlossen wurde. Waren es, wie es heißt, die hygienischen Bestimmungen, die auf Berghütten immer nachdrücklicher gefordert werden? Das Dach ist durch die Schneelast bereits teilweise eingefallen. Eine hell leuchtende Dezembersonne lässt jetzt um die Mittagszeit die Temperatur erheblich über den Gefrierpunkt ansteigen. Wir sitzen auf der brüchigen Terrasse, und die Vergangenheit, die weihnachtlichen Feste, der Ausklang der vielen Jahre an Silvester, die zünftigen Hüttenabende, erstehen wieder aus der Erinnerung. Von der kaputten Dachrinne und den daran hängenden langen Eiszapfen beginnt es immer stärker zu tropfen. Dann lösen sich mehrere, sausen wie Torpedos herab und glänzen silbrig im Schnee. Aus den Fensterhöhlen schauen viele Jahre Vergangenheit heraus.

      Der ehemalige Wirt und die Resi fragen uns heute nicht mehr nach unseren Wünschen. Schwer bepackt mit Proviant, kamen sie oft von der Tiroler Seite durch das lange Tal herauf. Die Verköstigung da oben war einfach, reichlich und immer schmackhaft. Es war ein munteres Volk, damals. Die steirische Harmonika und eine klapprige Gitarre spielten zum Tanz. Die schweren Skistiefel trampelten über den alten Holzboden. Draußen fiel der Schnee in dichten Flocken, und drinnen lagen wir musikalisch-fantastisch vor Madagaskar, oder es erklang weihnachtlich beschaulicher: »Lasst uns froh und munter sein.«

      Und das waren wir: Eine verschworene Gemeinschaft von zünftigen Bergfexen der damaligen Jahre. Der Franz, unser Wirt, seines Zeichens Hüttenchef, stellte eine Aufschnittplatte nach der anderen mit Käse, Essiggurken und Bierwurst auf die narbigen Tische. Herber Tiroler Rotwein floss in Strömen, und die Stimmung war einzigartig grandios. Das waren oft die damaligen


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