Die jüdischen Salons im alten Berlin. Deborah Hertz

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       Deborah Hertz

       Die jüdischen Salons im alten Berlin

       Aus dem Amerikanischen von Gabriele Neumann-Kloth

      © e-book Ausgabe CEP Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2015

      ISBN 978-3-86393-508-5

      Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, Vervielfältigung (auch fotomechanisch), der elektronischen Speicherung auf einem Datenträger oder in einer Datenbank, der körperlichen und unkörperlichen Wiedergabe (auch am Bildschirm, auch auf dem Weg der Datenübertragung) vorbehalten.

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      Deborah Hertz

      Die jüdischen Salons

      im alten Berlin

      Inhalt

       Vorwort

       1 Einleitung: Warum Salons?

       2 Gesellschaftsstruktur

       3 Die männlichen Intellektuellen

       4 Freizeitbeschäftigungen, Kulturangebote und die Entstehung der Salons

       5 Die Männer der Salons

       6 Die Frauen der Salons

       7 Taufe und Mischehe

       8 Der Niedergang der Salons

       Abbildungen

       Nachweise

       Bibliographisches Nachwort

       Vorwort zur deutschen Ausgabe

      Es ist mir eine Freude, dem deutschen Leser dieses Buch vorzustellen.

      Für die deutsche Ausgabe habe ich es eigens überarbeitet und, um der besseren Lesbarkeit willen, vor allem auf den ausführlichen Anmerkungsapparat verzichtet. Mein Dank geht an Gisela Brinker-Gabler, Suzanne Zantorp und Carola Stern für ihre großzügige Unterstützung. Für im Text noch vorhandene Irrtümer trage ich die alleinige Verantwortung.

      Ganz besonders zu Dank verpflichtet bin ich Martin – für alles.

      Princeton, New Jersey, im August 1990 D. H.

       Vorwort zur amerikanischen Ausgabe

      Als ich vor Jahren, noch während meines Studiums, G. P. Goochs Essay über die Berliner Salonières (in seinem Buch Germany during the French Revolution) las, öffneten sich mir die Jüdischen Salons von Berlin um 1800 als intellektuelle Heimstätte. Schon vertraut war ich mit Hannah Arendts Biographie über Rahel Varnhagen, und so kam mir die Idee zu diesem Buch.

      Im Jahre 1972 war es noch ein etwas heikles Unterfangen, sich mit Frauenstudien und der Erforschung der weiblichen Geschichte zu beschäftigen. Doch mein damaliger Lehrer, Otto Pflanze, ermutigte mich dazu. Allmählich entfaltete dieses Unternehmen eine verführerische Kraft. Ich gelangte zu der Überzeugung, daß die Rekonstruktion des Berliner Salonlebens eine ideale Projektionsfläche für drei, mich besonders beschäftigende historische Fragestellungen bot: Die Berliner Salons waren eine intellektuelle Institution mit einem zwar besonderen, aber sozialgeschichtlich noch nicht eindeutig bestimmten Profil; ihre Protagonisten waren Angehörige der jüdischen Randgruppe im Zeitalter der Emanzipation; gleichzeitig handelte es sich um intellektuelle Institutionen von Frauen. Mich überkam der – vielleicht etwas prätentiöse – Gedanke, daß die Salons gerade meiner bedurften.

      In den dreizehn Jahren, die seither vergingen, habe ich die Unterstützung zahlreicher Personen und Institutionen genossen. Otto Pflanze stand mir stets ermutigend und berichtigend zur Seite. Die „Germanistic Society of America“, die „Fulbright Commission“, die „National Foundation for Jewish Culture“ und die „Memorial Foundation for Jewish Culture“ ermöglichten mir zwischen 1975 und 1977 den Aufenthalt an der Freien Universität Berlin. Das Goethe-Schiller-Archiv in Weimar, die Manuskriptsammlung der Schiller-Universität in Jena und das Evangelische Zentralarchiv Berlin-West öffneten mir großzügigerweise ihre Sammlungen. Ab 1977 genoß ich in vielfältiger Weise die Unterstützung des New Yorker Leo Baeck Instituts und seiner Mitarbeiter. Dank des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes konnte ich 1979 statistische Auswertungen am Evangelischen Zentralarchiv in Berlin vornehmen. Meine Kollegen an den historischen Instituten der University of Minnesota, der Pittsburg State University in Kansas und der State University of New York in Binghampton halfen mir mit Rat, Tat und ihren hohen Erwartungen.

      Ab 1980, seitdem ich in Binghampton lehre, gewährte mir diese Universität alle nur denkbare materielle, bibliographische und technische Unterstützung. Charles Grench von der Yale University Press sorgte dafür, daß aus dem Manuskript ein Buch wurde. Viele Freunde und Kollegen sprachen mit mir darüber und lasen geduldig Kapitel für Kapitel. Eine unerschöpfliche intellektuelle Quelle waren mir meine Geschlechtsgenossinnen der „German Women’s History Study Group“ in New York. Doch vor allem war es meine Familie, insbesondere Martin, die mich durchhalten ließen.

      Monrose, Pennsylvania, im September 1986

      D. H.

       1 Einleitung: Warum Salons?

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      Amalie Beer

      Die Rahelzeit

      Als ich in einem Bildarchiv mit der Auswahl der Illustrationen für dieses Buch beschäftigt war, hörte ich beiläufig, wie ein Angestellter seinem Kollegen mein Thema beschrieb: „Sie arbeitet über die Rahelzeit.“ Für mich war diese Etikettierung eine wahre Erleuchtung: Mir wurde auf einmal bewußt, daß die Deutschen ihre Geschichte häufig an Personen festmachen. Man denke nur daran, daß die Namen von Friedrich dem Großen, Otto von Bismarck oder Wilhelm II. in der Geschichtsschreibung für die jeweilige Ära stehen. Vollends ungewöhnlich ist es jedoch, in einer Frau und Jüdin, die weder über politische Macht noch über außerordentliche intellektuelle Meriten verfügte, die Schlüsselfigur einer Epoche zu sehen. Daß die für die deutsche Geistesgeschichte so zentralen Jahre zwischen 1780 und 1806 nun ausgerechnet mit dem Namen einer Jüdin in Zusammenhang gebracht werden, sagt einiges über die Besonderheit dieser Epoche aus. Zu dieser Zeit war es offenbar möglich, berühmt zu werden, auch wenn man weder Mann noch Christ war, weder Titel oder Bürgerrechte oder gesellschaftlichen Status besaß und nicht einmal seine Gedanken in schriftlicher Form an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Herauszufinden, warum Rahel und einigen ihrer jüdischen Freundinnen das gelang, ist das Ziel dieses Buches.

      Rahel Varnhagens Popularität innerhalb des exklusiven Kreises frühromantischer Intellektueller begann in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Da war sie noch Mademoiselle Levin, eine wohlhabende Jüdin


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