West-Östlicher Divan. Johann Wolfgang von Goethe
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West-östlicher Divan
Johann Wolfgang Goethe
Inhaltsverzeichnis:
Johann Wolfgang von Goethe – Biografie und Bibliografie
Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des west-östlichen Divans
West-Östlicher Divan, J. W. Goethe
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849616618
www.jazzybee-verlag.de
Johann Wolfgang von Goethe – Biografie und Bibliografie
Der größte Dichter deutscher Nation, geb. 28. August 1749 in Frankfurt a. M., starb 22. März 1832 in Weimar.
Goethes Geschlecht.
Die Spuren des Goetheschen Geschlechts weisen bis in die Mitte des 17. Jahrh. und ins sächsisch-thüringische Gebiet zurück (vgl. Düntzer, Goethes Stammbäume, Gotha 1894). Goethes Urgroßvater Hans Christian G. saß als Hufschmied zu Artern an der Unstrut (im Mansfeldischen); dessen Sohn Georg Friedrich, ein tatkräftiger, bewußt vorwärts strebender Mann, ließ sich 1687 in Frankfurt als Schneidermeister nieder und ward infolge seiner zweiten Heirat mit Cornelia Schellhorn, gebornen Walther, Gastwirt im »Weidenhof« (vgl. R. Jung, Georg Friedrich G., in der »Festschrift zu Goethes 150. Geburtstagsfeier, dargebracht vom Freien Deutschen Hochstift«, Frankf. 1899). Seinen jüngern Sohn, Johann Kaspar (getauft 31. Juli 1710, gest. 27. Mai 1782), ließ er die Rechte studieren, nach der Promotion in Wetzlar und Regensburg seine weitere Ausbildung suchen und nach Italien reisen. Heimgekehrt, bewarb sich Johann Kaspar G. um ein städtisches Amt, wurde aber zurückgewiesen und faßte deshalb den Entschluß, auf jede bürgerliche Anstellung in seiner Vaterstadt zu verzichten. Er wußte sich den Titel eines kaiserlichen Rates zu verschaffen und lebte bei behäbigem Wohlstand in seinem Haus am Frankfurter Hirschgraben (gegenwärtig im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts) ehrbar und ernst der Erziehung seiner Kinder und seinen künstlerischen Liebhabereien, erfuhr aber mehr und mehr in kleinlichem Tun die niederdrückenden Einflüsse eines unausgefüllten, berufslosen Daseins (vgl. Felicie Ewart, Goethes Vater, Hamb. 1899). Seine Gattin, Katharina Elisabeth (geb. 19. Febr. 1731, gest. 13. Sept. 1808), die Tochter des hochangesehenen Schultheißen Johann Wolfgang Textor, war 21 Jahre jünger als er und bildete mit ihrer naiven Lebhaftigkeit, ihrer Herzenswärme und unerschütterlichen Frische der Phantasie einen auffälligen Gegensatz zu seiner schwerfälligen Strenge. Sie, die als »Frau Rat« oder als »Frau Aja« (so hieß die Mutter der vier Haimonskinder), des großen Sohnes würdig, fortleben wird im Gedächtnis der Menschen, besaß die wunderbare Gabe, jung und alt durch die Liebenswürdigkeit ihres Herzens und ihre lebhaft-urwüchsige Rede zu fesseln. Die »Briefe von Goethes Mutter an die Herzogin Anna Amalia«, herausgegeben von Burkhardt (»Schriften der Goethe-Gesellschaft«, Bd. 1, Weim. 1885), verraten ihre unbefangene Herzlichkeit gegenüber dieser verständnisvollen Gönnerin ihres Sohnes. Und als ihr »Hätschelhans« Christiane Vulpius ohne das Band der Ehe zu der seinen machte, war sie, die es haßte, jemand zu »bemoralisieren«, ohne lange Bedenken bereit, der »Tochter« Herz und Haus zu öffnen (vgl. »Briefe von Goethes Mutter an ihren Sohn, Christiane und August v. G.«, in den »Schriften der Goethe-Gesellschaft«, Bd. 4, Weim. 1889; ferner Heinemann, Goethes Mutter, 7. Aufl., Leipz. 1904). Der älteste Sohn von Johann Kaspar und Elisabeth G. war unser Dichter; von mehreren nachgebornen Geschwistern blieb nur die Tochter Cornelia Friederike Christiane (geb. 7. Dez. 1750, seit 1773 mit J. Georg Schlosser vermählt, gest. 8. Juni 1777 in Emmendingen) am Leben; sie, dem Dichter äußerlich wie innerlich unähnlich, stand doch seinem Herzen besonders nahe (vgl. Witkowski, Cornelia, die Schwester Goethes, Frankf. 1902).
Goethes Leben bis zur Übersiedelung nach Weimar (1749–75).
Die ersten Jugendeindrücke Goethes trugen viel dazu bei, seine Phantasie anzuregen und seine geistigen Anlagen zu fördern; die Naturbilder der schönen Umgebung, die historischen Erinnerungen der verkehrsreichen Vaterstadt, vor allem aber die Ereignisse des Siebenjährigen Krieges beschäftigten den jugendlichen Geist, und als vollends im Januar 1759 die verräterisch den Franzosen übergebene Stadt unmittelbar in die Kriegsunruhen hineingezogen und jahrelangen Einquartierungen überliefert wurde, fehlte es nicht an mannigfaltigen Schauspielen, die das Kindergemüt bewegten. Im Hause von Goethes Vater war der »Königsleutnant« Graf Thoranc (G. schreibt in »Dichtung und Wahrheit« irrtümlich Thorane) untergebracht, der die höchste Polizeigewalt bei Streitigkeiten zwischen Militär und Zivil besaß (vgl. Schubart, François de Théas Comte de Thoranc, Goethes Königsleutnant, »Dichtung und Wahrheit«, 3. Buch, Münch. 1896; Grotefend, Der Königsleutnant Graf Thoranc in Frankfurt, Frankf. 1904). Reibereien und heftige Auftritte zwischen Thoranc und dem Rat G., vielfache Störungen des Unterrichts, den teils Goethes Vater selbst, teils Privatlehrer erteilten, vermehrten die Unruhe des jugendlichen Geistes. Sein Interesse für Kunst wurde durch die von Thoranc wie von dem Rat G. im Hause beschäftigten Frankfurter und Darmstädter Maler genährt; seine Liebhaberei für Drama und Bühne durch häufigen Besuch des französischen Theaters fast zu früh angeregt. Der vielseitige Unterricht war auf Realien und formale Fertigkeiten gerichtet und nicht einwandfrei, wurde aber trotz zersplitternder Reichhaltigkeit mit überraschender Leichtigkeit bewältigt. Der frühreife Geist übte sich in mannigfaltigen poetischen Versuchen, von denen uns jedoch nur spärliche und nicht viel besagende Reste erhalten sind. Das leidenschaftliche Gemüt des Fünfzehnjährigen wurde durch die Liebe zu »Gretchen« tief erregt, über die wir jedoch nur die poetisch ausgeschmückte Darstellung in »Dichtung und Wahrheit« kennen. Die peinliche Verbindung mit zweifelhaften Jünglingen geringern Standes, die wegen bedenklicher Handlungen in gerichtliche Untersuchung gezogen wurden, vermehrte den verworrenen Zustand des Jünglings, der infolgedessen auch von den Festlichkeiten bei der Krönung Josephs II. nur schattenhafte