Jacobine von Baiern Gräfin von Hennegau, Holland, Friesland und Zeeland. Gottlob Heinrich Heinse
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Gottlob Heinrich Heinse
Jacobine von Baiern Gräfin von Hennegau, Holland, Friesland und Zeeland
Eine vaterländische Geschichte aus dem fünfzehenden Jahrhundert
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020
EAN 4064066109318
Inhaltsverzeichnis
"
Da Tausende, die DEINER Huld sich freu’n,
Von Dank durchglüht, DIR reichen Weihrauch streu’n,
Leg ich auf den Altar
Ein Blümchen hin. — Nimms gnädig an,
Erhabenste! ich gebe, was ich kann
Und brings voll Ehrfurcht dar.
Jordan.
Vorbericht.
Ob zwar die Begebenheiten einer Fürstin, die vor mehreren Jahrhunderten gelebt hat, eben die Neuheit nicht haben, auch denen, die nur einigermaßen in der Geschichte älterer Zeiten bewandert sind, bekannt sein werden; so scheinen sie mir doch, besonders bei jezigen, in den befragten Ländern herrschenden Unruhen, interessant genug, aus verschiedenen Bruchstücken und einer französischen Handschrift einen Auszug zu verfertigen und solchen zum Druck zu befördern. Wollte man diese Geschichte ganz zum Roman bilden, so lies sie sich freilich viel weiter ausdehnen; allein in solchem Fall müste nothwendiger Weise oft von der Wahrheit der Sache selbst abgewichen werden. Auch hätte ich um der Geschichte einen glänzendern Anstrich zu geben, sie mit Turniren, Bällen und andern dergleichen galanten Lustbarkeiten ausschmücken können; allein eine Fürstin, deren Leben durch so viele und anhaltende Widerwärtigkeiten vergället war, konnte wenig an dergleichen Ergözlichkeiten denken. Ausserdem glaub ich dem Leser einen Gefallen zu thun, wenn ich diese Tändeleien, so wie den verliebten Stil ganz weglasse und nur buchstäblich bei der Geschichte bleibe. Ueber die vier Gemahle, die meine Heldin theils aus Gehorsam, theils aus Schwachheit, genommen hat, wird sich freilich manche Spröde ärgern; indessen wenn sie die unglükliche Verfassung, in der sie sich befand, genau erwegen, werden sie gewis nicht so streng in ihrer Beurtheilung sein; dann sie war von ihrer eigenen Mutter verlassen; auf Veranlassung der Päbste muste sie Fehler begehen, die einigermaßen gegen den Wohlstand stritten, und bei ihren stetigen Widerwärtigkeiten konnte sie sich bei niemanden Raths erholen. Ob man ihr freilich manchen Vorwurf machen kann, so ist sie doch nichts destoweniger auf der andern Seite so viel mehr zu bedauern. Sie besas sehr viel gute Eigenschaften, und hatte die gerechtesten Ansprüche auf ein glänzendes Glück. Diese Vortheile aber vermochten nicht, sie für dem empfindlichsten Elend zu schüzen, und ihre grossen und vielen Widerwärtigkeiten beweisen, welch vergängliche Dinge, Ehre, Reichthum und Schönheit in der Welt sind.
Homburg vor der Höhe im Heumonat 1790.
Der Verfasser
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