Die Lichtstein-Saga 3: Fineas. Nadine Erdmann

Die Lichtstein-Saga 3: Fineas - Nadine Erdmann


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er Livs Blick, aber die hob nur die Schultern.

      »Sieht so aus, als hätte ich anscheinend noch eine weitere, ganz exklusive Superkraft nur für dich – was ich gerade ehrlich gesagt ziemlich cool finde.« Sie drückte seine Hand noch einmal und in ihren Augen lag dieses freche Funkeln, das die Schmetterlinge in seinem Bauch immer völlig in den Wahnsinn trieb.

      Die kalte Stimme von Ignatius, der jetzt zu ihnen in die Eingangshalle trat, sorgte allerdings dafür, dass Noah sich wieder auf Karl konzentrierte. »Du willst mich sprechen? Ich hoffe, aus einem guten Grund.«

      Mit sichtlichem Unbehagen ließ der ehemalige Stallknecht seinen Blick von einem zum anderen gleiten. »Ich wollte eigentlich mit dir allein sprechen.«

      Ignatius schüttelte den Kopf. »Entweder du sprichst jetzt und hier vor allen mit mir oder Una und Armand werden dich hinausbegleiten und dafür sorgen, dass du Burgedal auf der Stelle wieder verlässt. Also, was darf es sein?«

      Karl verzog das Gesicht und wischte sich schniefend mit seinem Ärmel den Regen vom Gesicht. »Also gut. Bartemis schickt mich.« Triumph trat in seinen Blick und er schien zu erwarten, dass diese Verkündung eine gewisse Überraschung bei allen Anwesenden auslösen würde, aber auf diese Reaktion wartete er vergebens.

      Ignatius nickte bloß und faltete ruhig die Hände in den weiten Ärmeln seiner Klosterkutte. Nachdem er Karl nach seinem Verrat in die Verbannung geschickt hatte, war damit zu rechnen gewesen, dass er sich entweder den Wegelagerern im Großen Wald anschließen oder versuchen würde, in Dakenhall Fuß zu fassen. Da man in Dakenhall Fremden momentan allerdings genauso misstrauisch gegenüberstand wie in Burgedal, war es nicht weiter verwunderlich, dass Karl in Bartemis’ Bande gelandet war.

      Als der Stallknecht merkte, dass Ignatius zu seiner Verkündung offensichtlich nichts zu sagen hatte, fuhr er sich sichtlich enttäuscht mit der Zunge über die Lippen und sprach weiter. »Bartemis schickt mich mit einem Angebot zu euch.«

      Auch zu dieser Offenbarung sagte keiner ein Wort und langsam wurde Karl wütend. »Was?«, knurrte er patzig in die Runde. »Interessiert es euch nicht, was er anzubieten hat?«

      Ignatius atmete tief durch und hob gelassen die Schultern. »Ich kann es mir denken.«

      »Ach ja?«

      »Ja.« Ignatius sah sein Gegenüber weiter ruhig an. »Bartemis hat dich geschickt, um uns anzubieten, dass ihr für uns gegen Konstantin kämpft.«

      Verblüfft blickte Karl den Klostervorsteher an.

      »Natürlich wären eure Dienste nicht umsonst«, fuhr Ignatius fort. »Wir würden sie uns mit einer ordentlichen Stange Gold erkaufen müssen, habe ich recht?«

      Karl nickte zögernd.

      »Söldner!« Una spuckte das Wort angewidert aus, als hätte es einen ekelhaften Geschmack in ihrem Mund verursacht.

      Karl würdigte sie keines Blickes. »Von irgendwas müssen wir ja leben!«

      »Wie wäre es mit ehrlicher Arbeit?«, grollte Ben. »Ach nein, warte! Die hattest du ja hier bei uns. Und du wurdest dafür sogar äußerst gut bezahlt. Trotzdem war deine Gier größer als deine Loyalität, als Konstantin dich als Spitzel haben wollte. Und offensichtlich hast du nichts daraus gelernt, wenn du dich Bartemis angeschlossen hast. Der verkauft sich und seine Leute auch an den Meistbietenden! Wir wissen, dass Konstantin ihm ein Angebot gemacht hat, und es spricht Bände über euch, dass Bartemis ausgerechnet dich hierherschickt, um ein Gegenangebot einzuholen.«

      Karl schluckte.

      »Wie sieht Konstantins Angebot aus?«, wollte Quin wissen. »Was bietet er euch?«

      Karl kniff die Lippen zusammen und war sichtlich nicht glücklich darüber, dass dieses Gespräch nicht so lief, wie er gehofft hatte. »Konstantin weiß, dass ihr durch den Großen Wald müsst, um zum Tal der Drachen zu gelangen. Wir sollen ihn und seine Schwarzen Reiter am Fuß der Roten Berge unterstützen. Dafür zahlt er Bartemis ein hübsches Sümmchen Gold und er will ihm eine Burg in den Wald bauen lassen, damit wir nicht mehr nur in unseren Zelten hausen müssen.«

      Quin lachte auf. »Das glaubt ihr nicht wirklich, oder?«

      »Wir sind nicht dumm!«, gab Karl wütend zurück. »Das Gold bekommen wir natürlich vor dem Kampf.«

      »Sicher. Und nach dem Kampf werden die Schwarzen Reiter euch erledigen und es euch wieder abnehmen.«

      Karl ballte die Fäuste, verzichtete aber auf eine Antwort und wandte sich stattdessen wieder Ignatius zu. »Bartemis schickt mich, um euch wissen zu lassen, dass er bereit wäre, die Seiten zu wechseln und stattdessen für euch zu kämpfen.«

      Ben schnaubte. »Klar, weil er sich denken kann, dass wir Zahlungsvereinbarungen zuverlässiger – und weniger tödlich für euch – einhalten als Konstantin.«

       Auch ihn ignorierte Karl und konzentrierte sich weiter nur auf Ignatius. »Ihm gefällt die Idee einer eigenen Burg, deshalb fordert er die von euch auch. Und zusätzlich tausend Goldstücke.«

      Ben, Quin und Una lachten auf, während Mia, Armand, Marta und Helen nur die Köpfe über so viel Dreistigkeit schütteln konnten.

      Ignatius dagegen sah Karl noch immer ruhig an. »Ich nehme an, das ist die doppelte Summe dessen, was Konstantin Bartemis für seine Dienste angeboten hat?«

      Karl nickte. »Aber wenn ihr auf das Angebot eingeht, kämpfen wir nur für euch«, versicherte er. »Und wir sind gute Kämpfer!«

      Ignatius seufzte. »Das mag sein, aber ihr besitzt weder Moral noch ein Gewissen, und wir können nicht Seite an Seite mit euch kämpfen, wenn wir befürchten müssen, dass ihr uns in den Rücken fallt, sobald euch jemand ein besseres Angebot macht. Wir kämpfen nur an der Seite von Partnern, denen wir vertrauen können und die absolut loyal sind. Richte das Bartemis aus.«

      Karl schüttelte den Kopf. »Ihr werdet es bereuen.« Es schien, als würde er ehrlich bedauern, dass Ignatius das Angebot ausschlug. »Konstantin zieht viele Männer im Wald zusammen. Er ist sehr stark. Wir können euch helfen. Ihr solltet Bartemis’ Angebot wirklich annehmen.«

      Ignatius schüttelte den Kopf. »Nein. Wir kämpfen nicht an der Seite von Söldnern.«

      Karl seufzte, akzeptierte aber seine Niederlage. »Dann ist alles gesagt.«

      Der Klostervorsteher sah ihn noch einen Moment lang an und nickte dann. Bedauernd erwiderte der ehemalige Stallbursche die Geste und leistete keinerlei Widerstand, als Una und Armand ihn an den Oberarmen fassten, um ihn hinauszubringen.

      »Wir sorgen dafür, dass er Burgedal wieder verlässt«, versprach Armand und führte Karl zum Eingangsportal.

      In der Tür wandte der ehemalige Stallknecht sich noch einmal um und blickte von Ignatius zu den vier Cays. »Ich wünsche euch viel Glück. Möge der Engel mit euch sein.«

       Die Lichtstein-Saga 3: Fineas Kapiteltitelstein

      Ben ließ die schwere Küchentür ins Schloss krachen und stiefelte als Letzter die Stufen zur Küche hinab. »Hat Bartemis allen Ernstes geglaubt, dass wir auf sein unverschämtes Angebot eingehen?«, schimpfte er. »Und dann auch noch ausgerechnet Karl zu schicken! Eine absolute Frechheit!«

      Angewidert schüttelte er den Kopf und sah kurz zu Ari. Kaelan hatte einen Arm um ihn gelegt und sprach leise mit ihm. Ben seufzte innerlich und seine Wut auf Bartemis und Karl wurde nur noch größer.

      »Ich hatte allerdings das Gefühl, dass Karl es ehrlich bedauert, dass wir das Angebot nicht annehmen«, warf Helen ein.

      »Denkst du etwa, wir hätten die Dienste dieser Söldner in Anspruch nehmen sollen?!«, schoss Ben sofort empört zurück.

      Seufzend fuhr Helen sich über die Augen. »Das hab ich doch gar nicht gesagt, Ben. Ich fand nur, dass Karl es bedauert


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