Gedankenspiele über den Mut. Lotte Tobisch
Lotte Tobisch
Gedankenspiele über den
Mut
Literaturverlag Droschl
Zu Mut gehört natürlich eine gewisse Portion an Fantasie
Zu Mut gehört natürlich eine gewisse Portion an Fantasie. Mut ohne Fantasie, das ist Übermut und Dummheit – beides! Ein wirklich mutiger Mensch, der überlegt sich etwas und sagt, auch wenn die Welt dagegen ist: »Das mach ich jetzt, weil ich es für richtig finde und weil ich glaube, dass es auch sozial sinnvoll ist.« Dieser Mensch hat den Mut, gegen eine Welt loszugehen. Ja, das ist Mut!
Mut erfordert also eine gewisse Entschlusskraft und auch eine gewisse Vorstellungskraft. Doch man muss sehr aufpassen, Mut kann nämlich auch ein Begleiter unglaublicher Blödheit sein.
Ich war ein mutiges Kind, aber ich hatte auch viel Glück
Mein Mut resultierte, aus der feinen Gesellschaft kommend, aus tausend Gründen, und alle hießen: Ich bin dagegen. Ich war gegen alles. Und dann kamen die Nazis, und meine Mutter war in zweiter Ehe mit einem Juden verheiratet. Der war eigentlich der Einzige, der für mich Verständnis hatte, ein reizender Mann. Der wäre genau der Vater gewesen, den ich gebraucht hätte. Meine Mutter hat das Intellektuelle ja nicht interessiert. Mit meinen Interessen und meinem Aufbegehren war ich als Kind allein gelassen. Für meine Mutter war es nicht leicht, dass aus ihrem kleinen Lotterl, ihrem Engerl, ein Teuferl geworden ist. Sie ist mit mir nicht fertig geworden. Und das während der Nazizeit. Drum habe ich immer gesagt, ich war nicht schwer erziehbar, sondern unerziehbar. Ich habe dann meinen Mut zusammengenommen und bin ausgebrochen, allerdings muss ich sagen: Ich habe in meinem Leben unendlich viel Glück gehabt. Es hätte oft genug vieles ganz schief ausgehen können.
Falscher Mut
Ich wollte immer eigenständig sein, meinen Willen haben. Unbequem, das war ich. Und sicher nicht nur dieses eine Mal habe ich etwas Dummes gemacht – aus Übermut, aus Ehrgeiz. Meine Leidenschaft fürs Theater hat mich für ein Vorsprechen in eine schlechte Umgebung geführt. Um ein Theaterstipendium bei der Reichstheaterkammer habe ich mich beworben und bin damals unbemerkt von Wien nach Berlin gereist. Meine Mutter war zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause, sondern bei Freunden in Bayern. Gründgens, George, Krauß – solche Kapazunder galt es von meinem Talent zu überzeugen. Als meine Mutter das herausgefunden hat, da hat es ein ordentliches Theater gegeben, sie war dermaßen wütend. Warum ich damals nicht nachgedacht habe und einfach nach Berlin gereist bin, ich weiß es nicht. Da hat mich mein falscher Mut verführt, und ich kann von Glück sagen, dass ich dort nicht gelandet bin. Als junger Mensch ist es nicht immer einfach, zu erkennen, wie alles zusammenhängt. Mutig sein kann auch bedeuten, Verlockungen zu widerstehen.
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