The way to find me: Sophie & Marc. Carolin Emrich

The way to find me: Sophie & Marc - Carolin Emrich


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Schlauheit von dir.«

      »Schnauze«, brummte er.

      »Ich war mit einer Freundin bei einer alten Mühle. Urban Exploring. Wir haben uns das Gebäude angesehen und Fotos gemacht. War echt genial dort.«

      »Okay, cool. Welche Freundin? Rieke will doch nie mit, wenn du fragst.«

      Ich nahm ihm die Flasche wieder ab und sprühte meine Beine ein. »Kennst du nicht.«

      David lehnte sich locker ans Waschbecken. Er verschränkte die Arme vor der Brust, wobei sich der Stoff seines T-Shirts spannte. »Das war nicht meine Frage.«

      »Sie heißt Sophie und gehört zu meiner Clique aus der Uni.« Meine Stimme klang etwas verzerrt, weil ich mich gerade zu meinen Knöcheln bückte.

      Ob ich die Creme einpacken sollte, damit ich mich später erneut einschmieren konnte? Es wäre bestimmt keine schlechte Idee.

      »Und ihr habt ein neues gemeinsames Hobby?« David glaubte mir nicht. Typisch.

      Er war einer der wenigen, die mich hin und wieder zu einer Freundin animierten. Tinder war sein letzter Vorschlag gewesen. Eine Katastrophe sondergleichen.

      »Nein. Das Hobby hatten wir schon unabhängig voneinander. Wir haben nur festgestellt, dass wir das ja auch gemeinsam ausüben können.«

      »Aha«, machte mein Bruder und damit war völlig klar, dass er mir wirklich kein Stück glaubte. Was erwartete ich eigentlich von einem verkappten Romantiker? Ja, ich sollte nicht reden, eigentlich war ich ebenfalls einer. Dazu hatte uns unser Vater nun mal erzogen.

      Das Klingeln an der Tür riss uns aus dem Gespräch. Ohne mir ein frisches T-Shirt überzuziehen, lief ich los, um sie zu öffnen.

      Sophie kam auf mich zu, nachdem ich den Summer am Tor betätigt hatte. Sie grinste unter einem großen Strohhut hervor, trug ein kurzes Neckholder-Top, das bauchfrei war, und wieder diese knappen Shorts.

      »Zieh dir was an«, sagte sie, als sie vor mir zum Stehen kam.

      »Hab gedacht, du willst ebenfalls vorab schon mal gucken.«

      Ihr Blick über meine Schulter zeigte mir, dass mein Bruder da irgendwo war, doch das sollte unserem kleinen Spiel keinen Abbruch tun.

      »Hast du das gedacht?«, fragte sie und sah langsam an mir rauf und runter.

      Sie blieb kurz an meinen Waden hängen, was auch immer sie da sah, bevor sie die Hand ausstreckte. Die Spitze ihres Zeigefingers landete genau auf meinem Brustbein.

      »Interessant«, murmelte sie und ich vermutete, dass sie die Tatsache meinte, dass ich glatt rasiert war.

      Schien eine Sonderheit zu sein, aber ich mochte es so lieber. Hatte sie das vorher an meinen Beinen noch nicht bemerkt? Würde ihren Blick eben erklären.

      »Zieh dir was an«, wiederholte sie. Ihr Tonfall klang sehr trocken und gleichgültig.

      »Bis gleich«, erwiderte ich und schnippte im Wegdrehen gegen den Anhänger ihres Bauchnabelpiercings, was ihr ein unwirsches Schnauben entlockte.

      Im Bad zog ich mir schnell eine Badehose an, packte Wasser, Sonnencreme, Handy und Portemonnaie in meinen Rucksack, aus dem ich nur die Kamera rausnehmen musste. Mit einem T-Shirt locker über der Schulter liegend, kam ich wieder zu ihr.

      »Was war an ›Zieh dir was an‹ nicht zu verstehen?«, sagte sie. Diesmal tatsächlich fordernder.

      »Irritiert dich seine Babypopo-ähnliche Brust?«, fragte David, der in der Wohnzimmertür lehnte. Dann fielen ihm seine Manieren wieder ein. »Hi. David. Du bist Sophie, richtig? Ich bin Marcs kleiner Bruder.«

      »Die bin ich.« Sie warf mir einen leicht irritierten Blick zu, ehe sie David die Hand schüttelte. »Können wir los?«

      »Klar.«

      »Sonnencreme?«

      Ich nickte.

      »Du wolltest was für die Uni machen. Eingepackt?«

      Grummelnd zog ich mir das T-Shirt über. »Du bist nicht meine Mutti, also hör auf, dich wie sie zu benehmen.«

      »Mir ist nur aufgefallen, dass du manchmal Dinge vergisst, wenn man dich nicht dran erinnert.«

      »Das stimmt überhaupt nicht. Ich hatte mich nur noch nicht entschieden«, behauptete ich und lief noch einmal zurück in mein Zimmer, um mir ein paar meiner Unterlagen einzustecken.

      Sophie grinste mich den ganzen Weg zum Auto an, als hätte ich etwas verbrochen, von dem nur sie wüsste. Schadenfroh war Madame also auch.

      »Wer kommt denn alles mit? Dennis hat mir schon gedroht, sollte ich absagen.«

      Obwohl ihr Wagen nicht lange gestanden hatte, war es schon wieder viel zu warm und stickig darin. Mir wollte echt nicht in den Kopf, dass Menschen selbst bei den Temperaturen Tiere und Kinder allein im Auto ließen.

      »Dennis und Rieke haben zugesagt, Sina will nachfragen, ob Aaron mitkommt, ansonsten kommt sie nur mit Michelle.«

      »Bringt Rieke Fee mit?«

      Fiona, von allen nur Fee genannt, war die kleine Schwester meiner besten Freundin und im Alter von Sinas Tochter. Es war entgegen allen Erwartungen einfacher, die Kinder zu hüten, wenn sie zu zweit waren. Michelle war nämlich zu ruhig und zurückhaltend, um sich von Fee zu sämtlichem Blödsinn anstecken zu lassen, den sie allein verübte. Fee hielt sich in Michelles Gegenwart also eher zurück.

      »Weiß ich gar nicht. Frag sie mal.« Sophie zuckte mit den Schultern, warf ihren Hut auf die Rückbank und startete den Wagen.

      »Scheint voll zu sein«, murmelte ich, als wir über die Brücke liefen.

      Sie hatte am Dultplatz geparkt, weswegen wir ein Stück laufen mussten, aber ansonsten war es pures Glück, irgendwo einen näheren Parkplatz zu finden.

      »Siehst du das von hier aus? Ich sehe nur grün.« Sie meinte die Bäume, die an der Uferböschung standen und die Sicht aufs Freibad gänzlich verdeckten.

      »Du hast gerade ewig nach einem Parkplatz gesucht, meinst du, die Leute sind alle zum Shoppen hier?« Ich deutete hinter uns, wo der Dultplatz quasi zugeparkt war.

      »Okay«, gab sie nach.

      Unter uns plätscherte die Donau dahin und sorgte einen kurzen Moment für Abkühlung, weil die Luft durch das Wasser nicht so sehr aufheizte wie überall anders.

      »Die anderen müssten schon da sein«, murmelte sie, als wir am Zaun entlangliefen, um zum Eingang zu gelangen.

      Das Freibad war echt brechend voll und kurz überlegte ich, ob ich das wirklich wollte. Man sah Leute fast nackt, die man vielleicht nie so gesehen hätte, und das Gefühl, von jedem angestarrt zu werden, weil ich weiß wie eine Wand aussah, machte es nicht besser.

      Allerdings wurde ich vom Verstecken nicht brauner. Vielleicht sollte ich ab und zu mal in den Garten gehen und mich zum Lernen raussetzen.

      Rieke hatte mir nicht zurückgeschrieben, aber sie stand zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Freund am Eingang und wartete auf uns. Fee winkte aufgeregt. Sie trug ein zitronengelbes Sommerkleid und sah aus wie ein kleiner gelber Ball, als sie auf uns zusprang.

      »Rieke hat gesagt, Michelle kommt auch«, rief sie und hängte sich an meinen Arm, damit wir uns schneller bewegten.

      »Sag wenigstens erst mal Hallo«, ermahnte Rieke ihre Schwester, ehe sie uns zur Begrüßung umarmte. Fee tat es ihr nach und klammerte sich kurz an unsere Beine.

      »Mich irritiert, dass ihr zusammen gekommen seid«, bemerkte Rieke, als wir uns anstellten, um Eintritt zu bezahlen.

      »Wir waren heute Morgen zusammen unterwegs und wollen nachher noch die Bilder sichern. Wenn du magst, komm doch auch«, bot ich an, was sie aber ausschlug.

      »Nee, nee, macht ihr mal«, sagte sie und dann begann die Suche nach einer geeigneten Liegestelle, damit wir den Nachmittag gut


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