The way to find me: Sophie & Marc. Carolin Emrich

The way to find me: Sophie & Marc - Carolin Emrich


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bist mit Rieke befreundet. Und Marc auch. Ist das etwa was anderes?«

      Er griff sich nachdenklich ans Kinn. »Ja, ist es. Rieke ist quasi ein Kerl mit Brüsten für uns. Selbst wenn man wollte, ließe sie sich einfach nicht so recht sexualisieren. Weißt du, was ich meine?«

      »Nein. Ihr seid befreundet, es funktioniert, fertig.«

      »Willst du deine These beweisen?«, erkundigte sich Aaron und grinste mich dabei spitzbübisch an.

      »Ich will das gar nicht fragen, aber ich muss. Wie?«

      »Mit einer kleinen Wette.«

      Ich sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Lernst du nie aus deinen Fehlern? Ehrlich, wie alt bist du, Aaron? Fünf?«

      »Das fragt mich Sina auch manchmal«, warf er ein. Dem konnte ich nur zustimmen. »Es ist ganz simpel. Marc ist ein super Kumpel, du bist eine gute Freundin. Ihr habt ein gemeinsames Hobby, ihr versteht euch gut. Nutz es, freundet euch an, werde neben Rieke seine beste Freundin und beweise mir, dass das alles platonisch geht.«

      Das war … »Warum?«

      »Warum nicht? Du kannst einen neuen Freund gewinnen, der erste Sahne ist. Oder das Ganze bleibt nicht platonisch und ihr beide findet zueinander. Zu verlieren hast du nichts. Außer den Wetteinsatz, wenn ich gewinne.«

      »Du wirst nicht gewinnen. Niemals«, stellte ich klar, denn Aaron wusste anscheinend gar nicht, dass es da mal einen Kuss zwischen uns gegeben hatte, der nichts auslöste. Wir waren nach wie vor Kumpels. Das konnte ich gar nicht verlieren. »Marc ist nicht mal mein Typ. Er ist quasi das Gegenteil davon. Ich stehe auf blonde, muskulöse Männer. Surfertypen, Sonnyboys. Das ist Marc überhaupt nicht. Meine Kerle sind so frei nach Taylor Swift: I knew you were trouble. Ich will dich nur vorm Verlieren beschützen.«

      Aaron zog die Augenbrauen hoch und grinste mich an. »Du hast Angst.«

      »Um was wetten wir denn überhaupt?«, lenkte ich ab.

      »Ah, du bist dabei. Pass auf. Ich wette, dass ihr nicht nur Freunde sein könnt. Das geht bis zum Start des neuen Semesters und bis dahin läuft auch etwas zwischen euch. Wenn du es schaffst, eine seiner besten Freundinnen zu werden, ohne dass etwas zwischen euch läuft, hast du einen Gefallen gut. Egal was. Wenn ihr was miteinander anfangt, hast du verloren und ich darf einen Gefallen einlösen.«

      »Es wird nichts zwischen uns laufen, also bin ich dabei.«

      Aaron hielt mir die Hand hin und ich schlug ein.

      »Ey, ich will auch einschlagen. Einer für alle!«, rief Marc, der gerade mit den Getränken zurückkam, und drückte seine Hand auf unsere, wobei er Colagemisch darüber verteilte.

      Ein Jahr zuvor

      »Wie, du hast Schluss gemacht?«, fragte mich meine beste Freundin Rieke und lehnte sich auf ihrer Couch zurück. Sie wohnte in einer WG mit vier anderen Frauen. Heute waren die alle ausgeflogen, weswegen wir im Gemeinschaftswohnzimmer saßen und nicht in ihrem Zimmer.

      »Ja, irgendwie … sie hat sich nie gemeldet, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs war, und hat sich sogar noch beschwert, dass ich klammern würde. Ich meine, es interessiert mich eben, was sie so macht und wann sie zu Hause ist. Ist es denn zu viel verlangt, sich eben zu melden, wenn man sicher daheim angekommen ist?«

      »War nicht genau das dein Problem mit der Vorherigen? Dass sie nicht mal einen Abend mit ihren Freundinnen genießen konnte, ohne dir zu schreiben? Das hast du doch bei Svenja immer bemängelt. Sie wollte auch immer, dass du dich meldest. Wie kommt es, dass es dich nun stört, wenn Nadine das nicht macht?«

      »Das ist ein Unterschied«, behauptete ich, aber ich ahnte bereits selbst, dass das Problem woanders lag.

      »Wie erkläre ich dir das jetzt am besten?«, murmelte sie und fuhr sich durch die dichten braunen Locken, die ihr bis über die Schultern fielen. Würde ich meine Haare wachsen lassen, sähen sie sicher ähnlich voluminös aus.

      »Sag’s einfach.«

      »Okay. Pass auf, du bist mein bester Freund und ich meine das auch nicht böse, ja? Du neigst dazu, dich relativ schnell zu verlieben, wenn es das überhaupt ist. Meine Vermutung ist ja, dass es vielleicht Sympathie ist, keine Liebe. Ich meine, du bist ein hübscher Kerl, an Angeboten mangelt es dir nicht, aber ich habe das Gefühl, dass du im Moment nur eine Freundin brauchst, weil du es alleine nicht aushältst. Und das ist nie eine gute Grundlage für eine Beziehung und den Frauen gegenüber auch echt unfair.« Sie kniff die Lippen zusammen und sah mich irgendwie entschuldigend an.

      »Ich weiß«, sagte ich und ihre braunen Augen wurden ein bisschen größer. Wahrscheinlich hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass ich ihr zustimmen könnte. »Ich hab mir da schon selber Gedanken drüber gemacht, warum es manchmal nach ein paar Wochen schon wieder vorbei ist. Aber ganz ehrlich, ich kann nicht alleine sein. Ich brauche jemanden. Ich mag es, jemanden zu haben, mit dem ich die ruhigen Momente verbringen kann. Nach einer Party gemeinsam runterkommen, Sonntage auf der Couch verbringen, Filmnächte, wach bleiben, bis die Sonne aufgeht … Einfach jemanden, der mir näher ist als alle anderen und neben mir liegt, damit ich schlafen kann. Am Anfang wirkt es immer so, als würde es passen, aber dann nach einer Weile …« Hilflos zuckte ich mit den Schultern. Es brach mir jedes Mal das Herz, einer Frau wehzutun, die ich ja trotzdem gernhatte.

      »… beendest du es und stolperst direkt über die nächste«, vollendete sie meinen Satz. Ich nickte, auch wenn mir das Thema ein wenig unangenehm war. Immerhin war es Rieke. Mit wem, wenn nicht ihr, könnte ich sonst darüber sprechen? »Ich finde es schon mal cool, dass du das selber gemerkt hast, denn genau das hätte ich dir jetzt erklären wollen.«

      Ich lehnte mich zurück und streckte die Beine unter dem hellen Holztisch aus.

      »Meiner Meinung nach solltest du eine Pause einlegen. Du musst wieder lernen, alleine zurechtzukommen. Sonst wirst du keine glückliche Beziehung führen können.«

      Mit einem Seufzen setzte ich mich wieder aufrecht hin. »Und was schlägst du vor? Und jetzt komm mir nicht wahnwitzig mit einer Therapie um die Ecke. Es gibt Menschen mit echten Problemen.«

      Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du hast echte Probleme, aber gut. Ich bin doch im Moment auch single und wenn was ist, kannst du dich jederzeit melden. Ich ziehe deine Gesellschaft immer einem anderen Kerl vor, das weißt du. Lass uns zusammen die Nächte um die Ohren schlagen, wenn du nicht schlafen kannst, und dabei Millionen Serien gucken.«

      »Du lügst«, sagte ich ihr auf den Kopf zu. »Du könntest Sex haben, stattdessen betüddelst du mich, weil ich nicht schlafen kann. Lüg mich nicht an.«

      »Ach, Marc. Nimm es einfach an und versprich mir, erst mal mit dir selber zurechtzukommen, bevor du dich wieder auf eine andere Person einlässt, okay?«

      Ich nickte, denn mit Rieke ließ es sich da schlecht diskutieren. Außerdem wusste ich insgeheim, dass sie wirklich immer für mich da war, wenn ich sie brauchte. Wahrscheinlich würde sie im Ernstfall sogar mit mir eine Leiche verschwinden lassen und mir ein Alibi besorgen. Dafür war sie einfach meine beste Freundin. Die beste, die ich mir wünschen konnte.

      Heute

      Ich war ein absoluter Frühaufsteher. Das Klischee vom bis mittags schlafenden Studenten traf auf mich keineswegs zu. Es sei denn, man wusste nicht mehr, wie lange die Party gegangen war, weil man irgendwann einfach einen Filmriss erlitt.

      Als ich mich jetzt mühsam rumdrehte, zeigte mein Wecker auf dem Nachttisch fast elf Uhr mittags an. Meine Bettdecke lag auf dem Boden, was in Anbetracht der Temperaturen, die bereits jetzt im Zimmer herrschten, eine reine Wohltat war.

      Langsam quälte ich mich auf die Beine und musste erst mal meine Zunge vom Gaumen schaben. Sollte ich erst einen Kaffee trinken und dann eine Tablette gegen die dröhnenden Kopfschmerzen nehmen oder umgekehrt? Es war mir aber auch nie möglich, mir endlich mal zu merken, in welcher Reihenfolge ich es


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