Lazarus: Erotische Novelle. B. J. Hermansson

Lazarus: Erotische Novelle - B. J. Hermansson


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      B. J. Hermansson

      Lazarus: Erotische Novelle

      Lust

      Lazarus: Erotische Novelle ÜbersetztMareike ZoegeOriginal LasarusCopyright © 2018, 2019 B. J. Hermansson und LUSTAll rights reservedISBN: 9788726200539

      1. Ebook-Auflage, 2019

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.

      Erster Teil

      Der Tag beginnt wie alle anderen. Die Luft ist stickig, die Bewegungen schwerfällig und abgekoppelt vom eigentlichen Willen. Als er sich aus dem Bett wälzt, begegnet er einem drückenden, unergründlichen Widerstand. Alles in allem signalisiert der Tag etwas Bewölktes und Farbloses. Nichts lässt ihn etwas Neues bemerken oder auch nur erahnen. Alles ist wie immer.

      Er ist ein durchschnittlicher Mann in einem trivialen Dasein. Jung, gewiss. Zumindest relativ. Aber ein gutes Alter allein bringt keinen besonderen Vorteil, wenn sich alles andere ziemlich sinnlos anfühlt und nicht zuletzt – einsam. Einen Job hat er immerhin, etwas, das ihm ein Ziel geben sollte und einen inneren Antrieb. Ein Dach über dem Kopf und Rechnungen, die er pünktlich bezahlen kann, auch das hat er. Er lebt ein Leben ohne Beanstandungen. Klar, dass er sich zusammenreißen und zufrieden sein sollte. Denn das sagt die Norm – Mittelmaß ist gut. Weder mehr noch weniger. Und will man mehr haben, soll man höflich Nein sagen, Gierigkeit ist nicht anzustreben. Er ist in einer Spirale aus Unwichtigkeiten gefangen, ohne selbst zu begreifen, warum. Die Kraft, etwas zu verändern, die ist nicht da. Der Glaube an eine Veränderung, der ist schon vor langem zu jemand anderem übergesiedelt, jemandem, der empfänglicher dafür war.

      Er spürt seine Morgenlatte gegen die Unterhose drücken, die viel zu locker um seine Taille sitzt. Er will an seinem Ständer ziehen, will massieren und zulassen. Aber diese Gedanken schiebt er aus Gewohnheit zur Seite. Mit krummem Rücken und müden, schläfrigen, noch halb geschlossenen Augen schaut er stattdessen aus dem Fenster. Er blickt auf Beton und inhaltsleere Gesichter am Beginn der täglichen Pflichten. Langsam zieht er sich an, nimmt ein Kleidungsstück nach dem anderen von dem ordentlichen Stapel auf dem Stuhl. Er erledigt seine morgendlichen Routinen. Schließt die Wohnungstür ab, rüttelt an der Klinke, um sicher zu sein. Er tut es aus Gewohnheit. Um es richtig zu machen. Nicht, dass es irgendeine Rolle spielen würde, das tut inzwischen gar nichts mehr, aber trotzdem.

      Danach geht er zu Fuß zur Arbeit. Er geht durch Viertel, die den anderen gleichen. Trifft auf Gesichter, die betäubt sind unter einer Hülle, die sie die Welt auf Basis derselben Kriterien erleben lässt wie er selbst. Eigentlich ist nichts so, wie er es haben wollte, dennoch akzeptiert er es. Dennoch lässt er sich mittreiben von diesen Tagen, einem nach dem anderen, von Morgen bis Abend. Jeden Tag, ohne einen wirklichen Sinn zu spüren oder, dass er überhaupt irgendetwas erreicht hat. Gelebt? Sicher, das hat er. Geatmet. Sich bewegt. Gedacht und gefühlt, wenn auch abseits des positiven Gefühlsspektrums. Getan, auch wenn es keinen tieferen Sinn hatte. Aber was hat der Tag für einen Wert, wenn er nicht mehr enthält als Trivialität? Er weiß, dass das Leben mehr sein sollte und dass es eigentlich nicht gerecht gegenüber ihm selbst ist. Er weiß es. Er ist nicht dumm. Dennoch schafft er es nicht, zu handeln. Oder wirklich nachzudenken.

      Auf seinem Fußweg holt ihn plötzlich eine Sehnsucht ein. Ein Verlangen, das er schnell wegschiebt. Das Gefühl sagt: der Mann. Er schiebt das Gefühl zur Seite, bevor es sich festsetzen kann. Hat Angst vor dem, was er sich nicht traut. Er weiß sehr gut, dass dieses Gefühl, wenn es sich erstmal eingenistet hat, schwer zu überwinden ist. Er kennt das Gefühl. Kennt ihn. Er muss sein Begehren besiegen, etwas anderes kommt nicht in Frage. Traut man sich nicht, dann kann man nicht. Und er schiebt das Gefühl weg, bevor es Besitz von ihm ergreifen kann. Beschleunigt seine Schritte und eilt zur Arbeit, die sich innerhalb blasser Wände und niedriger Decke befindet. Er eilt fort, ohne nachzudenken, und das einzige, was sein Blick wahrnimmt, ist die selbstverständliche Zusammenarbeit seiner Füße.

      Doch dieser Tag ist nicht wie alle anderen. In der Tat ist es ein Tag, der ihm eine Überraschung bereiten wird, die er sich niemals hätte vorstellen können. Als er aufgewacht ist, hätte er so etwas nicht glauben können. Er hätte nicht einmal von etwas Derartigem träumen können, so weit entfernt von seiner Vorstellung davon, was sich im Rahmen des Möglichen befindet, ist diese Idee.

      Alles geschieht, als er sich zum Arbeiten einstempelt. In der Umkleide, auf dem oberen Regalbrett in seinem Spind, findet er eine durchsichtige Flasche mit einer flüssigen Substanz. Die Flasche ist nicht besonders groß und fasst wohl nicht mehr als gut 100 ml Flüssigkeit. Das Ding gibt einen Schein von sich, so stark und groß, dass er den ganzen Raum erfüllt. Die Flüssigkeit leuchtet und fängt sofort seinen Blick, als er den Griff dreht und die Schranktür öffnet. Das Elixier, die Flüssigkeit in der Flasche, ist rot. Mächtig und gleichzeitig zweifelhaft. Wie ein Feuer, das brennt wie ein Stein in der Glut. Alles andere landet im Abseits. Aber was macht die Flasche da? Wer hat sie dort hingestellt?

      Neben dem Elixier liegt ein Zettel mit dem Text:

       Jesus sagte: „Rollt den Stein fort!“ Marta, die Schwester des Toten, sagte zu ihm: „Herr, er riecht schon, es ist der vierte Tag.“ Jesus sagte zu ihr: „Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?“ Sie rollten den Stein beiseite und Jesus blickte zum Himmel auf und sagte: „Vater, ich preise dich dafür, dass du mich erhört hast. Ich weiß, dass du mich immer erhörst, doch ich bete dieses Gebet wegen der vielen Menschen, die hier stehen, damit sie daran glauben, dass du mich gesandt hast.“ Dann rief er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Und der Tote kam heraus, in Grabtücher gewickelt und den Kopf mit einem Tuch verhüllt.

      Johannesevangelium 11:38-44

      Er sieht auf die Uhr. Er versteht gar nichts und hat keine Zeit, nachzudenken. Er muss einstempeln, um nichts Abweichendes zu tun. Er ist noch nie zu spät gekommen. Immer hat er getan, was von ihm erwartet wurde. Also macht er, was er immer macht – arbeiten. Tut, ohne zu denken. Denkt, ohne zu begreifen. Kommt sich vor wie in einer Art akzeptiertem Treibsand. Stapft voran, ohne von der Stelle zu kommen. Am Abend ist er genau so müde wie immer, mit der einzigen Abweichung, dass er meint, ein leichtes Kratzen im Hals zu spüren. Er bekommt Angst. Er hat noch nie einen Arbeitstag verpasst. Er darf nicht krank werden. Denn so funktioniert die Arbeit nicht, das weiß er. Man arbeitet, jeden Tag arbeitet man – denn so hat man es vereinbart. Und was man vereinbart hat, das bricht man nicht.

      Er muss an das Elixier denken, das in seinem Spind stand. Was hat er damit nochmal gemacht? Er tastet in seiner Tasche nach. Richtig, er hat es mitgenommen. Er faltet die Kleider zusammen und legt sie ordentlich auf den Stuhl. Gerade Linien, schwer zuerst, leichter darauf, groß unten und klein ganz oben. Er legt sich hin und betrachtet die Flasche mit Augen, die noch nicht richtig bereit sind für den Schlaf. Der Hals, es ist wirklich irgendwas mit ihm, das spürt er. Nicht viel, aber genug, wenn man etwas zu riskieren hat. Ihm kommt die Idee, das Elixier zu probieren. Vielleicht ist es gefährlich, vielleicht nicht. Vielleicht hat es eine Wirkung auf ihn, vielleicht überhaupt keine. Ohne weder an die Risiken noch an die Möglichkeiten zu denken, nimmt er einen Schluck. Lässt die Materie seinen Rachen füllen und schluckt sie dann in einem Zug herunter. Rot, die Farbe ist wirklich wie Blut, gewaltsam und erhaben. Wonach es schmeckt? Kann er den Geschmack mit irgendetwas vergleichen?

      Er schläft schnell ein, erschöpft nach einem weiteren Tag.

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