Daniel Küblböck. Nicole Prylutzki
Nicole Prylutzk
Daniel Küblböck
So war er wirklich
BC Publications
Impressum
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Dieses Werk wurde vermittelt durch die Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler, München.
Copyright © 2018 by BC Publications GmbH, Behringstr. 10, D-82152 Planegg
1. Auflage 2018
Alle Fotos © Wolfgang Korduletsch
Satz/Layout: Martina Stolzmann
Covergestaltung: Martina Stolzmann
Korrektorat: Thilo Fahrtmann
E-Book: Mirjam Hecht
Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Made in Germany
ISBN: 978-3-941717-48-0
Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt so Tage im Leben, da wissen die meisten Menschen auch noch Jahre später noch ganz genau, was sie an dem Tag getan haben und wo sie waren. Tage, an denen wir Nachrichten bekommen, die uns schwer erschüttern oder außerordentlich mitnehmen und belasten. Bei mir war der 11. September 2001 so ein Tag. Und der Tag, als Prinzessin Diana starb.
Ich schaltete von Sender zu Sender. Schaute, was der Videotext so sagte. Damals gab es noch kein Internet und ich war unfähig, meinen Fernseher zu verlassen. Er lief, als wäre der »Aus-Knopf« kaputt gegangen.
So war es auch, als mein Freund am Nachmittag des 9. September 2018 zu mir kam. Es war das Jahr mit diesem wunderschönen, scheinbar nie enden wollenden Sommer. Ich lag im Garten und genoss die Sonne.
»Du, das wird dich interessieren: Daniel Küblböck ist auf einer Kreuzfahrt verschwunden.« Ich war total überrumpelt. Wie bitte, da musste er etwas durcheinandergebracht haben. Oder falsch verstanden … Das konnte ja wohl nicht sein. Mein Daniel, verschwunden? Wahrscheinlich eine Falschmeldung oder vielleicht auch nur ein PR-Gag. Ich war total aufgewühlt und zückte mein Smartphone.
Die Nachrichten, Spekulationen und Mutmaßungen überschlugen sich bereits. Wieder war ich unfähig, den »Aus-Knopf« zu betätigen. Als ich entdeckte, dass es bereits ein offizielles Statement der Reederei zu dem Fall gab, rutschte mir mein Herz in die Hose. So gut kannte ich die Medien bereits, dass ich einschätzen konnte: Die Lage war ernst. Mehr als ernst. Das konnte doch alles nicht wahr sein …
Leider ist es dann alles genauso gekommen wie bereits spekuliert wurde. Daniel war weg, EINFACH WEG! Und es gab kaum jemanden, den diese Geschichte kalt ließ.
Daniels Schicksal interessiert so viele, vielleicht weil er sogar denen bekannt war, die sich eigentlich nicht für die Meldungen der Klatschpresse interessieren, denn er war ein Mensch, der, ungewollt, stark polarisierte und faszinierte.
Ich hatte das Glück, den Künstler Daniel Küblböck einige Zeit begleiten zu dürfen. Ich bin studierte Modedesignerin und habe einige verrückte Outfits für ihn entwerfen dürfen. Es war eine lustige Zeit mit ihm. Übermütig und voller Heiterkeit, getreu dem Motto: POSITIVE ENERGIE.
Und wir haben ein paar Geschichten zusammen erlebt, von denen ich gern berichten möchte …
Vorwort
Ich bin der Sohn der Nation.
Daniel Küblböck über sich selbst
»Der wird einmal ein Star.« Das war mein erster Gedanke, als ich Daniel Küblböcks Auftritt bei der ersten Mottoshow sah. Seine Darbietung bei der Castingshow war überraschend anders. Schrill, frech und dabei so unbekümmert und scheinbar nicht einstudiert, geradezu naiv. Damals hieß DSDS noch Deutschland sucht den Superstar und war für die Fernsehzuschauer die erste Staffel. Gesangswettbewerbe und Castingshows gab es zwar schon, aber eine Show, bei der erst die Jury und dann das Publikum im schrittweisen Ausscheidungsverfahren einen Sieger wählte, das was neu! Dazu kam noch, dass die Zuschauer verfolgen konnten, wie die Kandidaten meist nur eine Woche Zeit hatten, sich vorzubereiten. Experten unterrichteten in Stimmbildung und Tanztraining. Auch um das Outfit, Make-up und die Frisur kümmerten sich Profis, schließlich sollten Song, Kleidung und Darbietung eine Einheit sein. Die Teilnehmer bekamen so schon einen ersten Einblick in das Superstarleben und erhielten die einmalige Chance, sich auch persönlich weiterzuentwickeln.
Und RTL hatte den richtigen Riecher. Das Format kam bombig an und bis zu fünfzehn Millionen begeisterte Fernsehzuschauer schalteten bei dieser ersten Staffel ein. Moderiert wurde sie von Barbie und Ken oder wie sie sich selbst nannten: Michelle Hunziker und Carsten Spengemann.
Auch ich fand das Format ganz unterhaltsam. Was mich von Beginn an extrem nervte, war dieses folterartig, künstlich in die Länge gezogene Ausscheidungs-Geschwätz. Meinte der Sender wirklich, dieses ewigdauernde Rausschmiss-Verkündungs-Geschwafel, das sie endlos wie einen Kaugummi in die Länge zogen, gefällt dem Publikum? Meine Güte, Spannung erzeugen ist ja gut und schön, aber das war wirklich alles andere als schön!
Aber zurück zu den Mottoshows. Es war kurz vor Weihnachten 2002 und Daniels Darbietung spaltete die Nation: In seinem legendären Schottenrock-Outfit und geföhntem 80er-Jahre Stufenschnitt wagte er es, komplett von der Norm abzuweichen. Daniel war überraschend anders und somit eine ganz neue Herausforderung für das Publikum. Weich, weiblich und vor allem sehr undefinierbar. Paradiesvogel, diesen Stempel bekam er aufgedrückt, weil er irgendwie durchs Raster fiel.
Dabei hat fast jeder Mensch schon einmal den Traum vom Super-Star geträumt. Wie viele haben als Kind mit der Haarbürste in der Hand ihren Lieblingssong mitgesungen oder vor dem Spiegel im Kinderzimmer eine Tanzchoreografie geübt. Die schillernde Welt des Showbiz hat für so viele eine unwidersteh-liche Anziehungskraft. Ruhm, Geld, manchmal auch Sex, Drugs und Rock’n Roll, erhoffte sich so mancher. Realistisch gesehen haben die meisten aber leider nicht das notwendige Talent. Oder das notwendige Durchhaltevermögen und legten ihren sehnlichsten Wunsch ad acta. Aber so manch einer arbeitete hartnäckig daran, sich diesen Wunsch zu erfüllen.
Und Daniel lebte nun diesen Traum, von dem so viele träumen. Mitten vor unseren Augen und einem Millionenpublikum. Und das schaute ihm gebannt zu … Ganze Generationen saßen gemeinsam vor dem Fernseher. Es war wie zu Glanzzeiten von Wetten, dass. Die Tochter zitterte wegen Daniel und die Mutter fieberte mit, als wäre es der eigene Sohn.
Mein Superstar lautete dann das Motto der ersten Show. Daniel sang nicht, er interpretierte Another Day In Paradise von Phil Collins und kassierte neben tosendem Applaus auch lautstarke Buh-Rufe, was ihn sichtlich mitnahm. Die Jury baute ihn wieder auf. »Von allen Mädels hast Du den geilsten Rock an«, war der Kommentar von Dieter Bohlen und Thomas Stein urteilte: »Du bist eine Personality, du bist und bleibst mein Superstar!« Er ging sogar noch weiter und forderte das Publikum direkt auf, für Daniel zu voten. »Machen Sie keinen Scheiß, wir brauchen Daniel!« Und Daniel kam weiter, knapp jeder vierte Anruf war für ihn. Daniel hatte damals schon eine treue Fangemeinde, die sich selbst Faniels nannten und mit deren Hilfe er es bis Platz 3 schaffen sollte. Und das ohne die Unterstützung der Jury. Die hatte er längst verloren. Er war zwar der Quotenbringer der Show, aber er passte so gar nicht in das Leistungsprinzip dieses gerade erst geborenen Genres. Daniel berührte im Gegensatz zu seinen stimmgewaltigen, teilweise aus dem Profi-Bereich kommenden Mitstreitern, die Menschen tief. Und das galt es, um jeden Preis zu vermeiden. Schließlich sollte der vermeintlich Beste gewinnen. Fortan beschwerten sich die Juroren über seine schiefen Töne, mangelndes Talent und den quäkenden Gesang. Auch vom Studiopublikum wurde Daniel gnadenlos ausgebuht. Trotzdem kam er weiter und weiter. Runde