Privatdetektiv Joe Barry - Mord im Bunny-Club. Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Mord im Bunny-Club - Joe Barry


Скачать книгу
on>

      Jerry Cotton

      Privatdetektiv Joe Barry

      Mord im Bunny-Club

      SAGA Egmont

      Privatdetektiv Joe Barry - Mord im Bunny-Club

      Copyright © 1969, 2017 Joe Barry Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711669044

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      1. Kapitel

      Vor der letzten Zelle blieb Dodson stehen. Er zog seinen Knüppel mit einem kräftigen Ruck über die Stäbe und nickte zufrieden, als er einen vollkommenen Akkord hörte. Dann ließ er seine Scheinwerfer in das Zelleninnere fallen.

      „Nummer 1018“, grunzte er. „Es ist soweit!“

      Von seiner Pritsche erhob sich ein kräftig gebauter, dunkelhaariger Mann. Er hatte ein finsteres Gesicht mit einer kühn hervorspringenden Hakennase.

      „Wie wäre es zur Abwechslung einmal mit Mr. Viktor Louis?“ knurrte er.

      „Mister gibt’s bei uns nicht“, sagte Dodson. „Wir haben nur Nummern. Deine Haftzeit endet in einer halben Stunde. Danach kannst du losrennen und sehen, ob du jemanden findest, der dich Mister nennt, aber es muß schon einer sein, der dich nicht kennt, Nummer 1018.“

      Er stieß den Schlüssel ins Schloß, wandte sich um und nickte dem Wachhabenden im Glaskasten zu. Der löste jetzt die elektronische Sperre, die alle Zellen zusätzlich sicherte. Die Gittertür schwang auf.

      „Danke, Fettsau Dodson“, sagte der Gefangene ironisch.

      Der Sergeant zog hörbar die Luft ein. Er packte den Holzknüppel fester.

      „Du vergißt, daß du noch eine halbe Stunde hier bist“, sägte er böse. „In einer halben Stunde kann eine Menge geschehen. Würde mich verdammt nicht wundern, wenn du in letzter Sekunde die Treppe ’runterfällst – vor lauter Aufregung natürlich.“

      Der Gefangene schüttelte den Kopf.

      „No, Dodson, das werden Sie nicht riskieren. Draußen wartet mein Anwalt, um mich abzuholen. Von hier geht es sofort zum Arzt. Was meinen Sie, was für ein Zirkus los ist, wenn ich auch nur die geringste Schramme aufweise?“

      Dodson grinste.

      „Wer redet denn von Schramme, Nummer 1018. Hast du etwa Angst, daß ich dir etwas tue?“

      „Das schätze ich so an Ihnen, Dodson – Ihre Fähigkeit, blitzschnell umzuschalten.“

      „Der Gedanke, daß du etwas an mir schätzt, ist mir unsympathisch“, erklärte Dodson. „Es müßte sich schon um eine negative Eigenschaft handeln. Vorwärts jetzt, ich habe keine Lust, den ganzen Tag mit dir zu vertrödeln!“

      Viktor Louis drehte den Kopf.

      „Also, Boys“, sagte er, „macht’s gut!“

      „Schreib uns mal ’ne Karte“, sagte einer der Männer in der Zelle.

      „Ich komme bald nach“, versprach ein anderer.

      „Dauert nur noch die Kleinigkeit von fünf Jahren“, brummte es aus der Ecke.

      Ein kleiner, magerer Häftling richtete sich auf.

      „Was? Nur noch fünf Jahre? Dann werde ich mal schon drangehen, meinen Kram zusammenzupacken.“

      „Die fünf Jahre sitze ich mit einer Backe auf der Treppe ab“, sagte sein Kumpel. „Das Dumme ist nur, daß ich dann noch mal zwölf Jahre dranhängen muß!“

      „Schluß jetzt“, entrüstete sich Dodson. „Was ist das hier, ein Schwatzverein oder ein Knast?“ Er knallte die Tür zu, stieß Viktor Louis seinen Knüppel aufmunternd in die Nierengegend, und sie marschierten los.

      „Im Grunde kann ich Sie verstehen, Dodson“, sagte, der Gefangene, als sie im Lift in den Keler fuhren, wo die Kleiderkammer lag. „Wir sitzen meistens nur auf Zeit hier. Selbst die Lebenslänglichen können nach zwölf, fünfzehn Jahren bei guter Führung damit rechnen, wieder ’rauszukömmen. Bei Ihnen ist das anders, Dodson. Sie sind ein echter Lebenslänghcher. So etwas schlägt natürlich auf die Stimmung.“

      „Schnauze!“ sagte der Sergeant nur.

      Der grämliche Kalfaktor in der Kleiderkammer schob seine Nickelbrille auf die Stirn, beäugte die aufgenähte Nummer auf Louis’ Sträflingsanzug und schlurfte davon. Er kam mit einem großen Plastiksack wieder, dem beim Öffnen ein penetranter Geruch entströmte.

      „Kampfer“, erklärte er.

      „Riecht brutal“, knurrte Louis. „War das nötig?“

      „Es ist unumgänglich, Sir“, erklärte der Mottenvertilger. „Wir planen, wie Sie wissen, langfristig. Dafür sind wir aber gebührenfrei.“

      „Schluß mit dem Gequassel!“ knurrte Dodson.

      Viktor Louis zwängte sich in einen blauen Anzug mit Nadelstreifen. Bei der Krawatte hatte er einige Schwierigkeiten. Kein Wunder, immerhin hatte er mehr als vier Jahre lange keine mehr in den Händen gehabt. Aber dann hatte er es geschafft, und plötzlich sah er ganz anders aus. Aus dem Häftling Nummer 1018 war plötzlich wieder der Viktor Louis geworden – jedenfalls optisch.

      Die nächste Station war das Büro der Verwaltung. Der pfeifenrauchende Beamte, der die Kasse verwaltete, zahlte Louis den Betrag von 318 Dollar aus, seinen Arbeitslohn für vier Jahre Zwangsarbeit nach Abzug aller Unkosten.

      „Viel ist es nicht“, sagte er. „Aber das kommt davon, wenn die Gewerkschaft nicht hinter einem steht.“

      Viktor Louis schob die Scheine zurück.

      „Behalten Sie’s. Sie können sich einen schönen Abend dafür machen.“

      Der Beamte sah Dodson an.

      „Sie haben alles gehört, Dodson“, sagte er. „Was glauben Sie, ob wir ihn wegen Bestechung drankriegen können?“

      Der Sergeant schüttelte bedauernd den Kopf.

      „Leider nicht. Es fehlt die Gegenleistung, wofür er Sie bestechen wollte. Großkotzigkeit allein ist leider nicht strafbar.“ Er sah Louis an. „Aber eines Tages sehen wir uns wieder, Nummer 1018. Kunden wie dich habe ich Dutzende gehabt, und alle sind sie eines Tages wiedergekommen.“

      „Das liegt nur an Ihrer sympathischen Art“, meinte Viktor Louis und stopfte das Geld achtlos in die Tasche.

      Letzte Station war der Abschiedsbesuch beim Direktor von Scranton. Man konnte nicht gut Direktor dieser Strafanstalt sein und sich zugleich noch Illusionen über die Besserungsmöglichkeiten von Häftlingen bewahren. Es gab natürlich Fälle, in denen der Direktor sich ernsthaft um die Resozialisierung eines Gefangenen bemühte, aber die Nummer 1018 gehörte ganz gewiß nicht dazu.

      „Sie waren vier Jahre, zwei Monate und acht Tage bei uns“, sagte er. „Diese Zeit haben Sie voll abgesessen. Die routinemäßige Überprüfung Ihres Falles nach zwei Drittel der Strafzeit ergab, daß zu einer Begnadigung kein Anlaß bestand. Well, Mr. Louis, daß wir Sie gebessert haben, wage ich nicht zu hoffen. Aber diese vier Jahre sollten Sie gelehrt haben, daß Sie nicht unfehlbar sind. Auch Ihnen kann eine Panne passieren. Das ist die eine Lektion, und ich hoffe, daß Sie die gefressen haben.

      Die andere Lektion läuft darauf hinaus, daß Sie jetzt in erheblichem Maße vorbestraft sind. Das wird sich in künftigen Fällen zu Ihrem Nachteil auswirken. Denken Sie dran, wenn Sie sich wieder in Ihrer alten Branche betätigen


Скачать книгу