Das kleine Buch vom Meer: Inseln. Olaf Kanter

Das kleine Buch vom Meer: Inseln - Olaf Kanter


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Wo? Größe in Hektar Balmer Werder im Achterwasser 6 Barther Oie im Barther Bodden 68 Beuchel in der Neuendorfer Wiek 7 Bock vor Hiddensee 340 Fährinsel vor Hiddensee 37 Gänsewerder im Schaproder Bodden 4 Greifswalder Oie in der Pommerschen Bucht 54 Große Wotig im Peenestrom 82 Heuwiese westlich vor Rügen 14 Kirr Darß-Zingster-Boddenkette 370 Kleiner Werder westlich der Insel Bock Kleiner Wotig im Peenestrom 7 Langenwerder in der Wismarbucht 58 Liebes im Varbelvitzer Bodden 20 Liebitz im Kubitzer Bodden 64 Mährens westlich von Rügen 2 Riether Werder im Stettiner Haff 79 Riffbrink im Greifswalder Bodden 0,5 Schadefähre im Peenestrom 100 Tollow im Maltziner Wiek 2 Urkewitz westlich von Rügen 30 Walfisch in der Wismarbucht 9 Warder im Lemkenhafener Wiek / Fehmarn 10 Werder im Achterwasser 4 image
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      NANTUCKET

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       DIE INSEL

       DER

       JÄGER

      Nantucket, ein winziges und unwirtliches Eiland vor der Küste Neuenglands, erlangt gleich zweimal Weltruhm: durch ein blutiges wie lukratives Geschäft, auf das man sich hier besonders gut versteht. Und durch einen Roman, der bis heute als die größte Erzählung von der Seefahrt gilt, Moby Dick von Herman Melville.

       Denn mein Entschluss war gefasst, auf keinem anderen als einem Gefährt aus Nantucket zu fahren, weil allem, was mit jener berühmten, alten Insel zusammenhing, ein feines, ungestümes Etwas anhaftete, das mir vortrefflich gefiel. Überdies war doch Nantucket (…) der Ort, wo der erste tote Wal angelandet wurde.

      Die Zeitreise beginnt an der Hafeneinfahrt, wo das Brant Point Light schon gleich den Weg in die Vergangenheit weist. Der weißschwarze Leuchtturm wurde 1746 gebaut, er ist der zweitälteste der Vereinigten Staaten, und das allein sagt viel über die Bedeutung der Insel. Jetzt muss man sich beim Anlegen mit der Fähre nur noch Motorboote und Segeljachten wegdenken und die wenigen Autos, dann ist die Illusion perfekt. Genau so muss Nantucket auch vor zweihundert Jahren schon ausgesehen haben: die Häuser zumeist aus dunkel verwittertem Holz, die Schornsteine aus roten Ziegeln gemauert, die Straße buckliges Kopfsteinpflaster. Das Ganze wirkt wie ein graues Zitat aus skandinavischen Häfen; gut möglich, dass die Sonne hier nie ausdauernd genug scheint, um Farbe trocknen zu lassen. Achthundert historische Gebäude listet die Insel, manche stammen noch aus den Tagen der Gründer – aus der Ära, als Nantucket einmal Welthauptstadt des Walfangs war.

      In der Sprache der Wampanoag heißt Nantucket so viel wie „weit entferntes Land“, und das mag den Ureinwohnern damals wohl so vorgekommen sein; dreißig Seemeilen sind es bis zum Festland von Cape Cod, und die werden in einem offenen Boot lang, wenn das Wetter nicht mitspielt. Aus dem Legendenschatz der Wampanoag sind zwei Erzählungen bekannt, beide nicht besonders schmeichelhaft, wie die Insel entstanden sein soll. In der ersten Version soll der Riese Moshup voller Wut seinen mit Sand gefüllten Mokassin ins Meer geschleudert haben. Die Alternative beschreibt, wie er in einer einzigen Pfeife die Jahresernte an Tabak qualmt, die ihm die Wampanoag überlassen hatten. Danach soll er besagte Pfeife über dem Atlantik ausgeklopft haben, und wo die Asche ins Meer regnete, liegt nun Nantucket.

       Nantucket! Holt eure Landkarte hervor und schaut es euch an. Seht, welchen Winkel der Welt es besetzt; wie es sich da erhebt, abseits von der Küste, einsamer als der Leuchtturm von Eddystone. Schaut es euch an – ein bloßes Hügelchen, ein Ellbogen aus Sand; alles Strand, ohne Hinterland.

      Der Untergang der Ureinwohner war besiegelt, als weiße Menschen aus noch viel ferneren Ländern auf der Insel erschienen. 1602 landete ein britischer Abenteurer namens Bartholomew Gosnold auf Nantucket, einen Freibrief seines Königs in der Tasche, und erklärte das Eiland zur Kolonie der Krone. Richtig froh wurden die neuen Siedler zwar nicht mit ihrem Besitz, denn das Leben auf dem kargen Flecken vor der Küste von Massachusetts war schon extrem entbehrungsreich. 1641 kaufte der britische Puritaner Thomas Mayhew gleich die gesamte Kolonie – und ließ dort Schafe weiden. Was sonst sollte man damit auch anfangen?

      Das Schicksal Nantuckets wendet sich erst, als sich die wenigen Siedler im 17. Jahrhundert eine entscheidende Fertigkeit aneignen: wie man aus dem Speck angespülter Walkadaver ein Öl gewinnt, das man in Lampen verbrennen kann. Das Geschäft ist lukrativ, die Zahl der angespülten Kadaver dürfte den Bedarf schon bald nicht


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