Seewölfe - Piraten der Weltmeere 671. Fred McMason
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Impressum
© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-96688-085-5
Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Fred McMason
Kanonendonner am Mandavi
Die „Respectable“ ist in großer Gefahr – da greifen die Arwenacks an
Dan O’Flynn entging dem heimtückischen Schlag nur durch einen Zufall. Er stolperte im hinteren Teil des unteren Batteriedecks über einen Gegenstand und landete auf allen vieren.
Da krachte eine Spillspake mit solcher Wucht auf die Planken, daß diese zitterten und dröhnten.
Dan war sofort wieder auf den Beinen und sah sich im düsteren Licht des Decks um. Im ersten Augenblick nahm er an, es sei etwas von den Decksbalken gefallen. Dann erkannte er den Profos der „Respectable“, Bennet Whistler.
Edwin Carberry hatte diesen hirnlosen Kerl vor ein paar Stunden durchgewalkt, und so sah Whistler jetzt auch aus. Seine Nase war noch platter als sonst, das Gesicht aufgequollen und blaugrün verfärbt. Die linke Klüse war fast zugeschwollen. Aber in seinen blutunterlaufenen Augen loderte aller Haß der Welt …
Die Hauptpersonen des Romans:
Sir Thomas Carnavon – regt sich fürchterlich auf, als seine Kommandantenkammer einen Treffer erhält und die wertvollen Teppiche verdorben werden.
Bennet Whistler – der Profos der „Respectable“ unternimmt einen Mordversuch und erhält dafür die Quittung.
Lord Hyram Scaleby – ereifert sich darüber, „daß auf einem Schiff Ihrer Majestät Leichen herumliegen“.
Philip Hasard Killigrew – setzt sich für seine fünf gepreßten Arwenacks ein, indem er drei portugiesische Galeonen angreift, welche die „Respectable“ versenken wollen.
Inhalt
1.
Dan O’Flynn war von diesem Kerl ausgepeitscht worden – zu Unrecht, denn sein „Verbrechen“ hatte darin bestanden, den Zweiten Offizier, Sir Godfrey Ballantine, vor den angriffslustigen Portugiesen zu warnen, die in ihrem Einflußbereich keine fremden Schiffe duldeten.
Der ehrenwerte Sir Godfrey hatte Dan dafür wegen frecher Reden und Bevormundungen eines Vorgesetzten auspeitschen lassen. Diese Züchtigung hatte Whistler mit satanischer Freude vorgenommen. Noch jetzt konnte Dan kaum das Kreuz durchdrücken. Sein Körper brannte wie Feuer.
Aufgrund dieses sadistischen Verhaltens hatte sich Carberry den Kerl zur Brust genommen, mit dem Ergebnis, daß Whistler aussah, als habe er auf einer Schlachtbank übernachtet.
So wird das ewig hin und her gehen, dachte Dan. Jetzt wollte sich dieser hirnlose Affe wieder an ihm rächen.
Es gab nicht den geringsten Zweifel daran, daß der Schlag mit der großen Spillspake seinen Schädel zerschmettert hätte. Whistler hätte ihn totgeschlagen und irgendwann heimlich durch eine der Stückpforten außenbords befördert und dabei vielleicht noch Bedauern geheuchelt.
Von dem Schlag auf die Planken waren Whistlers Knochen gestaucht worden. Der stechende Schmerz stand noch in seiner plattgehauenen Visage. Da der Kerl zudem auch begriffsstutzig war, stierte er blöde vor sich hin und kapierte nicht, daß sein Opfer noch höchst lebendig war. Die Spake lag jetzt etwas weiter entfernt auf den Planken.
„Du Bastard!“ keuchte Whistler, als der Denkprozeß bei ihm wieder einsetzte. „Du verdammte Ratte! Dich schlage ich tot!“
Dan wußte, daß dieser Kerl nicht nur ein harter Brocken, sondern auch völlig unberechenbar und gefährlich war. Er hatte die bullige Kraft eines ausgewachsenen Ochsen.
Dan sah ihn kalt an. Weiter hinten im Batteriedeck bemerkte er einen Mann, aber der war offenbar taub und blind und kümmerte sich nicht um sie. Er schien vor dem Profos eine Heidenangst zu haben, fummelte an einer Kanone herum und ließ sich nicht stören.
Wie unüberlegt dieser Mann reagierte, sah Dan daran, daß er sich nach der Spake bückte, wohl in der dümmlichen Annahme, dabei unbehelligt zu bleiben. Er wollte die Spake aufheben, um sie ihm erneut über den Schädel zu schlagen.
„Du bist noch dämlicher als eine getrocknete Seegurke“, sagte Dan.
Er schlug mit den Knöcheln seiner rechten Faust so hart zu, wie er nur konnte. Der Schlag traf Whistlers rechtes Ohr, das ohnehin von vielen Faustkämpfen recht mitgenommen aussah. Es schien eine Faust aus Eisen zu sein, die dem Profos der englischen Kriegsgaleone „Respectable“ wie eine Kanonenkugel an den Schädel flog. Dan hatte das Gefühl, in eine Eichenwand geschlagen zu haben.
Whistler quiekte los wie eines der Schweine, die sie im vorlichen unteren Deck hielten. Der harte Schlag schüttelte ihn durch und löste in seinem Schädel eine grelle Explosion aus. In gebeugter Haltung fiel er halb zur Seite und auf die Knie. In seinem dumpfen Schädel explodierte ein Pulverfaß nach dem anderen.
Dan O’Flynn kannte kein Erbarmen. Der Kerl hätte ihn totgeschlagen, gnadenlos und heimtückisch, und Whistler kapierte wohl erst dann, wenn er noch einmal harte Dresche bezog. Doch selbst das war nicht sicher. Er war einer von der haßerfüllten Sorte, die es immer wieder versuchte.
Aber Dan und die vier anderen Arwenacks mußten sich durchsetzen, um nicht von diesem Ungeheuer untergemangelt zu werden, sonst setzte es jeden Tag Prügel. Denn auf diesem Schiff konnte man sich nur mit den Fäusten durchsetzen und mußte das jeden Tag neu beweisen – solange, bis die anderen endgültig kapierten, daß es einen gab, der stärker war und sich nicht schief anblicken ließ.
Als Whistler hochtorkelte, landeten zwei blitzschnelle Schläge mitten in seiner Visage und warfen ihn zurück. Dan setzte sofort nach, griff von hinten herum nach dem feisten Stiernacken, der naß und glitschig war und nahm den Profos in einen eisenharten Griff, indem er die Hände um sein Genick verschränkte. Mit einer wilden Anstrengung wuchtete er den glatzköpfigen Profos hoch und drückte zu.
Whistlers Reaktionen ließen sich am besten mit denen von Tieren vergleichen. Als sich der Griff verstärkte, begann er zu röcheln und keilte gleichzeitig mit seinen Säulenbeinen wild aus.
Dan legte ihm einen Finger hinter