Traumschloss im Wald. Martia Haller

Traumschloss im Wald - Martia Haller


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DIE HÜTTENHERREN ZU FRAUENAU

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       Traumschloss am Rachelhang – Postkarte Sammlung Monika Nachlinger

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       Katasterplan vom Neubau des Schlosses aus dem Jahr 1876: Schloss mit Gewächshaus, Verbindungsgang, Stallung, Remise, Kutscherwohnung, Schlosshof und Vorplatz-Vermessungsamt Zwiesel

      Traumschloss im Wald

      der Freiherrn Poschinger von Frauenau

      Einst stand am Rachelhang ein prunkvolles „Märchenschloss“. Schon von weitem sah man es aus dem dunklen Wald herausragen. Selbst Monarchen hat es einst beherbergt. Das Schloss war die Krönung der seit Jahrhunderten äußerst erfolgreich arbeitenden Glashüttenherren von Poschinger, deren Stammsitz noch heute in Frauenau ist. Das Schloss wurde Opfer der schweren Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als Arbeitsplätze kostbarer waren als luxuriöser Besitz.

      Der Bauherr des Schlosses war Georg Benedikt II. Reichsritter und Edler von Poschinger2. Schon mit 19 Jahren musste er das Erbe seines Vaters antreten, denn dieser war in der heutigen Kreisstadt Regen durch einen tragischen Unfall mit der Postkutsche ums Leben gekommen3. Georg Benedikt II. war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er erwarb sich große Verdienste u.a. um die Verkehrserschließung des Bayerischen Waldes durch die Eisenbahn und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Aufschwung der Glashütten im Zwieseler Winkel.

      Der dynamische Reichsrat wohnte im eher schlichten Herrenhaus der Familie, das um 1750 im einfachen Barockstil erbaut worden war. Durch außerordentlich erfolgreiches Wirtschaften nach dem großen Windwurf von 1870 und nach Spekulationsgewinnen aus Wertpapieren gelangte er zu den Mitteln, die es ihm ermöglichten, sich am Hang des Berges Rachel ein Traumschloss zu erbauen.

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       Reichsrat Georg Benedikt II. von Poschinger (1845 bis 1900) – Pastellbild von Betty Heldrich, Zwiesel/München – Archiv Poschinger

      10 Jahre lang – von 1875 bis 1884 – dauerte der aufwendige Bau des vornehmen Wohnsitzes. Schon die Erstellung des großen Baugeländes am steilen und dicht bewaldeten Rachelhang war äußerst mühsam und kostspielig. Architekt Dr. Albert Schmid aus München, der auch an Entwürfen für die Schlösser des „Märchenkönigs“ Ludwig II. beteiligt war, erarbeitete die Pläne für das im Prunkstil der Neurenaissance erschaffene und eingerichtete dreitürmige Schloss. Zahlreiche Erker und Gauben bestimmten das Gesicht des Gebäudes. Der stolze Schlossbesitzer hielt sich im Schlosshof einen ausgewachsenen Wolf als „Wachhund“.

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       Beilage zum Operat 106 / 1879: Schlossanlage mit Freitreppe, Verbindungsgang zum Gewächshaus, Stallung, Remise (Wirtschaftsgebäude), Kutscherwohnung, Schlosshof und Vorplatz – Vermessungsamt Zwiesel

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       Text auf Planentwurf 1876 von Architekt Dr. Albert Schmid, München – Archiv Poschinger „Das genaue Höhenmaß ist in Natur nochmals zu bestimmen, weil die Gangbelege um den Anschlag höher als die Zimmerparqurts zu liegen kommen. Den 15. Januar 1876.“

      Kunstmaler Ludwig Lesker4 aus München, der im Jahr 18855 im Auftrag von König Ludwig II. auch das Treppenhaus von Schloss Herrenchiemsee malerisch gestaltete, zeichnete ebenso in Frauenau für die eindrucksvollen Deckengemälde und die großen Wandbilder verantwortlich. Massive Holzpaneeldecken, Parkettböden und massive Flügeltüren aus Holz zierten zudem das Innere des Prachtbaus. Bauleute aus Italien fertigten Treppen aus farbigem Marmor. Fast in jedem der hohen Räume befand sich ein offener Kamin oder ein Kachelofen.

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       Fontäne Schloss Oberfrauenau, nach Schloss Linderhof die zweithöchste von Bayern – Archiv Poschinger

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       Innenansicht Festsaal – Sammlung Helmut Schneck, Frauenau

      Um das Schloss herum legte der königliche Hofgärtner Carl von Effner einen prächtigen Naturpark mit seltenen Laub- und Nadelbäumen an. Das Prunkstück des Gartens war jedoch eine Fontäne, die nach Schloss Linderhof die zweithöchste in Bayern gewesen sein soll. Die alte Allee, die zum einstigen Schloss führte, beeindruckt noch heute.

      Von diesem Prunkbau aus arbeitete der unvermählt gebliebene Adelige unermüdlich für seine Glashütten und den umfangreichen Gutsbesitz. Im Jahr 1900 kam es kurz vor Weihnachten erneut zu einem tragischen Unfall in der Familie. Der erst 55-jährige Schlossherr wurde im eingezäunten Poschinger Hirschgarten von seinem zahmen, aber brunftigen Wapitihirsch getötet. Makaber: Es war sein Lieblingshirsch. Georg Benedikt II. liegt im Mausoleum im Friedhof von Frauenau begraben. Dieses würdige Grabmal hatte ihm sein Bruder und Nachfolger Eduard Ferdinand von Poschinger6 errichten lassen.

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       Kirche mit Mausoleum der Herren von Poschinger; Postkarte gelaufen 1935 – Sammlung Alois Grassl

      Dessen Sohn Eduard Georg Benedikt Reichsrat Poschinger von Frauenau7 – verheiratet mit Elisabeth Gräfin von Bray-Steinburg – erweiterte die Schlossanlage mit einem hohen und hellen Sommersaal im eher schlichten Stil und mit einem wunderbaren Wintergarten8. Die Pläne für die Erweiterung waren bereits unter dem Schlosserbauer entstanden. Im Archiv der Freiherrn Poschinger liegen entsprechende Pläne aus dem Jahr 1882 vor. Eduard Georg Benedikt ließ zudem im Jahr 1925 von Architekt Büttner aus München eine Kapelle mit Familiengruft9 erbauen10 und stattete dieses Gotteshaus seinerzeit mit wertvollen Gemälden aus der Rokokozeit aus. Zusätzlich zu Kachelöfen und offenen Kaminen bekam später das Schloss eine mit Holzkohle befeuerte Zentralheizung.

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