Traumschloss im Wald. Martia Haller

Traumschloss im Wald - Martia Haller


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1 Unteroffizier für Sicherheit, 1 Unteroffizier für Materialnachweis, 1 Dachdecker, 2 Spengler, 2 Funker, 7 Maurer, 8 Schreiner, 1 Schlosser, 6 Hilfskräfte, 1 Kompressorwart, 2 Männer zur Überführung der Planierraupe und 1 Installateur. Das Kommando Frauenau in einer Stärke von 47 Mann war verpflegungsmäßig dem Standort Bogen14 angegliedert.

      Die Übernachtung in Frauenau war in Zelten vorgesehen. Dafür wurden 47 Schlafsäcke ausgegeben.

      Als Übungsobjekte zur Verfügung gestellt waren das Schlossgebäude Hausnummer 107 a und b, einschließlich dem südlichen Anbau, genannt Gartensalon, und der Pferdestall Haus Nr. 107 c, einschließlich dem daran angebauten so genannten hinteren Pferdestall. Nicht zur Verfügung gestellt waren die Schlosskapelle 107 k und das Reitschulgebäude 107 qu. Nach Abbruch der zur Verfügung gestellten Gebäude wurde das Gelände vertragsgemäß einplaniert. Die Arbeiten mussten spätestens bis zum 31. Dezember 1959 fertig gestellt sein. Die Kosten für die Abbrucharbeiten hatte der Auftragnehmer zu übernehmen. Dieser Auftrag diente zur Förderung der Ausbildung der Truppen der Bundeswehr.

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       Beginn Abbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier

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       Abbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier

      In seinem Bericht vom 16.9.1959 notierte Sedlmeier (Auszug):

      „12 Wochen lang waren Gebirgspioniere aus Degerndorf ‚Schlossherren‘, wenngleich sie in dieser Zeit nicht bestrebt waren ‚ihren‘ Besitz zu mehren, sondern zu zerstören. Das im Bayerischen Wald nahe des Eisernen Vorhanges gelegene Schloss Oberfrauenau war von seinem Besitzer Senator Freiherr Poschinger dem Gebirgsbataillon 8 als Übungsprojekt für Spreng- und Stoßtruppaufgaben zur Verfügung gestellt worden. Das in den Jahren von 1875 – 1884 im Stile der Neurenaissance erbaute Schloss wirkte ehemals mit seinen prächtigen Außenanlagen wie ein in den Waldfrieden verwunschenes Märchenschloss. In den Nachkriegsjahren des 2. Weltkrieges jedoch diente es zunächst als Unterkunft für die Besatzungsmacht und für ein deutsches Arbeitskommando und später als Wohngebäude für Heimatvertriebene. So kam es, dass an dem sonst wohlgepflegten Bau immer größere Schäden entstanden und der Besitzer nach der Freigabe des Gebäudes 1959 eine Instandsetzung als zu kostspielig und unrentabel erachtete (...)“.

      Josef Sedlmeier berichtete weiter, dass die Mannschaften bereits einen Tag nach ihrer Ankunft in Frauenau mit den Arbeiten begonnen hatten. Ganz begeistert erzählte er, dass Gerüste gebaut werden mussten und in „schwindelnder Höhe“ die Balken – bis 12 m Länge – ausgebaut und abgeseilt worden sind. Mit Zange und Nageleisen seien diese von Nägeln befreit worden, damit sie für weitere Objekte wieder einsetzbar waren. Das Schloss wurde überwiegend abgetragen, zum Teil wurde aber auch gesprengt. Humorvoll schrieb Sedlmeier in das Tagebuch:

      „Nicht bestimmt konnte die Staubmenge werden, die jeder Angehörige des Kommandos schluckte, sie war aber nicht unbeträchtlich, wenn man den Bier- und Limonadenverkauf des eingeteilten Gerätewartes aufmerksam verfolgte. Messbar war die gute Stimmung des Kommandos an den guten Arbeitsleistungen, beide sanken nur bei schlechtem Wetter.“

      Das Verhältnis zur Bevölkerung sei überaus gut gewesen, notierte Sedlmeier und ergänzte: „Da besonders die Mädchenwelt ihr Herz für die Uniform entdeckt hatte, kam es zu einer natürlichen Rivalität zwischen den Bürgern mit und ohne Uniform. In selten vernünftiger Weise wurde diese auf dem Fußballplatz bei Freundschaftsspielen mit anschließenden Kameradschaftsabenden beigelegt und begraben.“ Erheiternd wirkte in diesem Zusammenhang die Feststellung einer älteren Dame, die meinte: „Öfter müssten Soldaten kommen, damit unsere Burschen wieder wach, aufmerksam und galant werden!

      10 Jahre lang hatte es gedauert, bis die neue Schlossanlage in ihrer ersten Ausführung fertig gestellt war. Nur 12 Wochen dauerte es, bis sie abgebrochen und die Baustelle eingeebnet war.

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       Zeltstadt in Frauenau des Gebirgspionierbataillons 8 aus Degerndorf – Sammlung Josef Sedlmeier

      Bevor der Abbruch vonstatten ging, wurde die Schlossanlage vom Kommando genau vermessen und beschrieben. Josef Sedlmeier notierte am 25.9.1959:

      Das Schlossgebäude, ein im Stile der Neurenaissance gebautes, massives Gebäude. An einen Mittelbau (rechteckiger Grundriss, 14 m x 20 m) schlossen sich zwei Seitenflügel (Grundriss 22,70 m x 11,90 m) an. Außerdem wurde der Mittelbau von zwei kleineren und einem großen Turm flankiert. Zahlreiche Erker, Gauben und Ausbauten bestimmten das weitere Gesicht des Gebäudes. Die Höhe bis zur Traufe betrug 11,50 m und die Firsthöhe 15,50 m. Die beiden kleinen Türme erreichten eine Gesamthöhe von 28 m, während der große Turm 32 m maß.

      Der Gartensalon, ein rechteckiger Anbau (11,90 m x 20 m) mit einer Traufenhöhe von 5,75 m und einer Firsthöhe von 6,75 m.

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       Abbruch des Schlosses; zu sehen sind die Wandmalereien im Festsaal – Sammlung Josef Sedlmeier

      Der Wintergarten, ein Ruinengebäude von rechteckigem Grundriss (40 m x 11 m), das rückwärts von der Schlosskapelle abgeschlossen wurde, deren angebaute Erker und Galerien ebenfalls abgebrochen wurden.

      Das Kutscherhaus, mit hinterem Pferdestall, Grundfläche insgesamt 310 m2.

      Die Reithalle wurde am letzten Tag der Übung gesprengt, da der Bauzustand äußerst schlecht war und durch den Abbruch des Kutscherhauses dessen Stützwirkung verloren gegangen war. Um Unfällen vorzubeugen, wurde durch die Sprengung die Reithalle zum Einsturz gebracht“.

      Auf diese Arbeit ist Josef Sedlmeier noch heute besonders stolz, denn die Männer hatten es geschafft, dass nach der Sprengung der Reithalle nur die Steine am Boden lagen, die Dachbalken jedoch keinen Schaden erlitten hatten.

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       Schlossabbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier

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       Schlossabbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier

      Nach Sedlmeier waren rund 8500 m3 Schutt verschoben, eine Gesamtfläche von 8000 m2 einplaniert und mit einer Humusschicht abgedeckt worden. Es wurden 740 Bohrlöcher gebohrt.

      Die gesamte Arbeitszeit betrug 12 Wochen, bei einer Stärke des Kommandos von durchschnittlich 20 Mann. An 69 Arbeitstagen wurden insgesamt 11 600 Arbeitsstunden geleistet.

      Josef Sedlmeier bestätigte folgende Schäden an der Schlossanlage15die keinesfalls mit geringem Aufwand hätten behoben werden können“:

      Die Amerikaner, die im Schloss gewohnt haben, hatten der Überlieferung nach teils große Zerstörungswut gezeigt. Sie hatten zum Beispiel die freiliegenden Wasserleitungen im Haus angeschossen, so dass das Wasser in den Räumen über die Wände herunter gelaufen sei. Durch den Frost sei dann im Winter der Putz


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