Stone Butch Blues. Leslie Feinberg

Stone Butch Blues - Leslie Feinberg


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      FRAUEN IM SINN

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      Verlag Krug & Schadenberg

      Literatur deutschsprachiger und internationaler

      Autorinnen (zeitgenössische Romane, Thriller,

      historische Romane, Erzählungen)

      Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

      rund um das lesbische Leben

      Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de

       Leslie Feinberg

       Stone Butch Blues

       Träume in den erwachenden Morgen

       Aus dem amerikanischen Englisch von Claudia Brusdeylins

      K+S digital

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Kapitel 26

       Danksagung

       1

      Liebe Theresa,

      ich liege auf dem Bett und vermisse Dich. Meine Augen sind ganz geschwollen, heiße Tränen laufen mir übers Gesicht. Draußen wütet ein heftiges Sommergewitter.

      Heute abend bin ich durch die Straßen gegangen und habe in den Gesichtern aller Frauen nach Dir gesucht, wie an jedem Abend während meines einsamen Exils. Ich fürchte, ich werde Deine lachenden, verschmitzten Augen niemals wiedersehen.

      Vorhin habe ich in Greenwich Village mit einer Frau einen Kaffee getrunken. Eine Freundin hatte uns zusammengebracht, überzeugt, daß wir eine Menge gemeinsam hätten, weil wir doch beide „politisch” wären. Wir saßen also im Café; sie redete über die Politik der Demokraten und Seminare und Photographie und Probleme mit ihrer Kooperative und wie sehr sie gegen die Mietpreisbindung sei. Kein Wunder – Papi ist Immobilienmakler.

      Ich sah sie an und dachte bei mir, daß ich in den Augen dieser Frau eine Fremde bin. Sie sieht mich an, aber sie nimmt mich nicht wahr. Dann sagte sie schließlich, daß sie die Gesellschaft dafür verabscheut, was sie „Frauen wie mir“ angetan hat – Frauen, die sich selbst so sehr hassen, daß sie meinen, wie Männer aussehen und sich verhalten zu müssen. Ich spürte, wie ich zusammenzuckte und rot wurde, und ich erzählte ihr ganz cool und gelassen, daß es Frauen wie mich schon seit ewigen Zeiten gegeben hätte, bevor es Unterdrückung gab, und daß diese Gesellschaften uns damals akzeptiert hätten, und sie setzte ihr sehr interessiertes Gesicht auf – und außerdem müßte sie jetzt gehen.

      Wir brachen also auf und kamen an eine Straßenecke, wo ein paar Bullen einen Obdachlosen fertigmachten. Ich blieb stehen und fing an zu motzen, und sie gingen mit erhobenen Knüppeln auf mich los, und sie zog mich am Gürtel zurück. Ich sah sie nur an, und plötzlich kamen Dinge in mir hoch, von denen ich glaubte, daß ich sie erfolgreich verdrängt hätte. Ich stand da und dachte an Dich, als sähe ich die Bullen, die mich schlagen wollten, gar nicht; mir war, als fiele ich in eine andere Welt zurück, an einen Ort, den ich wiedersehen wollte.

      Und plötzlich tat mir das Herz so weh, und mir wurde bewußt, wie lange es her war, daß mein Herz auch nur das Geringste gespürt hatte.

      Ich muß heute abend zu Dir nach Hause kommen, Theresa. Doch das geht nicht. Deshalb schreibe ich Dir diesen Brief.

      Jetzt fällt mir dieser Tag wieder ein, vor Jahren, als ich in der Konservenfabrik in Buffalo anfing. Du warst schon ein paar Monate dort, und ich erinnere mich, wie Deine Augen meinen Blick einfingen und mit mir spielten, bevor sie mich wieder freigaben. Ich sollte dem Vorarbeiter folgen, um ein paar Formulare auszufüllen, aber ich war ganz damit beschäftigt, mich zu fragen, welche Farbe Dein Haar unter diesem weißen Papiernetz wohl hatte und wie es aussehen und sich anfühlen würde, wenn es gelöst war. Und Du hast leise gelacht, als der Vorarbeiter sich umdrehte und sagte: „Kommen Sie jetzt endlich?“

      Wir KVs waren höllisch wütend, als wir hörten, daß Du rausgeschmissen worden warst, weil Du Dich gewehrt hattest, als der Boss Deine Brüste begrapschen wollte. Ich hab noch ein paar Tage weiter an der Rampe entladen, aber ich war ziemlich niedergeschlagen. Es war einfach nicht dasselbe ohne Dich.

      An dem Abend, als ich in diesen neuen Club auf der West Side ging, konnte ich es kaum glauben. Da standest Du, an die Bar gelehnt, in diesen unbeschreiblich engen Jeans und mit langem gelöstem Haar. Und wieder dieser Blick in Deinen Augen. Du hast mich nicht nur wiedererkannt, Dir hat auch gefallen, was


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