Ungebremst durch Kermanschah. Maryam Djahani

Ungebremst durch Kermanschah - Maryam Djahani


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       Glossar

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      Maryam Djahani

      Ungebremst durch

      Kermānschāh

      Roman

      Aus dem Persischen von

       Isabel Stümpel

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      Originalausgabe:

       In Khiyaban Soratgir nadarad

      Nashr-e-Markaz Publishing, Teheran,

      4. Auflage 2019

      Diese Übersetzung aus dem Farsi wurde mit Mitteln

      des Auswärtigen Amtes unterstützt durch

      Litprom - Gesellschaft zur Förderug der Literatur

      aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V

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      CIP - Titelaufnahme in die Deutsche Nationalbibliothek

      © 2020 by Sujet Verlag

      Ungebremst durch Kermānschāh

      Maryam Djahani

       Aus dem Farsi von Isabel Stümpel

      ISBN: 978 3 96202 615 8

      Lektorat: Kurt Scharf

      Umschlaggestaltung: Ina Dautier

      Korrektorat: Friederike Langwasser

      Satz und Layout: Friederike Langwasser

      Druckvorstufe: Sujet Verlag, Bremen

      Printed in Europe

      1. Auflage Herbst 2020

       www.sujet-verlag.de

      Meinem Lehrer Ahmad Mohammadi

       1

      Ich stecke den Einfüllstutzen in die Tanköffnung. Tief atme ich den Benzingeruch, den Duft des Fladenbrotes und den des Regens ein. Meine Geruchsrezeptoren feuern Fehlermeldungen - unmöglich zu unterscheiden, welcher der Gerüche welcher ist. Mutter lässt die Scheibe einen Spaltbreit herunter und reicht mit hoheitsvoller Geste einen Zehntausend-Tuman-Schein hinaus.

      „Hier, für das Benzin.“

      Ich starre auf ihre breiten Wurstfinger. Schon am frühen Morgen stecke ich böse in der Klemme. Ich ersticke fast daran, ob ich etwas sagen soll, was den Innenraum meines Taxis wie ein Munitionslager zum Explodieren bringt. Meine Mutter wartet kurz, doch als sie sieht, dass ich mit dem Zapfschlauch beschäftigt bin, zieht sie ihre Hand mit dem Geld zurück. Auf dem Rücksitz dreht Babak den Kopf, um zu sehen, ob jemand diese peinliche Szene beobachtet hat. Keiner da. Der Brotverkäufer hat mit einem Armvoll Fladenbrot unter dem Dach der Tankstelle Zuflucht vor dem Regenschauer gesucht. Direkt vor meiner Nase. Klumpen für Klumpen steckt er sich Brot in den Mund, wobei seine Backentaschen abwechselnd prall und leer werden.

      An der Zapfsäule gegenüber betankt der Tankwart den 206er Peugeot einer Frau. Die Frau ist müde. Ich merke es an der Art, wie sie auf das Rauchverbots-Schild starrt. An einigen heraushängenden Haarsträhnen. Daran, wie sie den Kopf gegen die Nackenlehne stemmt. Sicher ist sie vom Schreibtisch eines Amtes hierher geflüchtet. Oder aus den Gängen des Gerichts. Oder von der Theke eines Ladens. Vielleicht ist sie aber auch nur müde vom Sitzen hinter dem Steuer.

      Ich dagegen bin nicht müde. Werde niemals müde. Wenn es um meine Arbeit geht, bin ich unverwüstlich wie ein Panzer.

      In unserer Stadt schaltet keine Frau so genussvoll wie ich hin und her und frohlockt, wenn sich ihre Kasse füllt, oder verspürt plötzlich Lust, den Spiegel des am Straßenrand geparkten Mercedes Benz zu küssen und so das Piep Piep seiner Diebstahlsicherung auszulösen. Oder fährt an der Ampel oder mittags, auf dem Heimweg, die Scheiben ihres Taxis hoch und dreht The Strive bis zum Anschlag auf, um die Müdigkeit aus den Knochen zu treiben. In unserer Stadt fahren die Frauen vorsichtig


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