Ornament und Verbrechen. Adolf Loos
Adolf Loos
Ornament und Verbrechen
Impressum
ISBN 978-3-940621-86-3 (epub)
ISBN 978-3-940621-87-0 (pdf)
Digitalisat basiert auf dem Artikel im Abendblatt der Frankfurter Zeitung, 24. Oktober 1929, S. 1-2 (Nr. 795).
Digitalisierung: Vergangenheitsverlag. Bearbeitung: Frank Petrasch
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Inhalt
Einleitender Essay: Wieso Ornamente Verbrechen sind
Einleitender Essay: Wieso Ornamente Verbrechen sind
Adolf Loos (1870 – 1933) gilt als einer der bedeutendsten Pioniere des Architektur- und Designfunktionalismus im frühen 20. Jahrhundert. Als radikaler Vertreter einer neuen Formensachlichkeit setzte sich Loos sowohl als Architekt als auch als Publizist vehement gegen die Stilelemente des Historismus und des Jugendstils ein. Diese, nach Loos’ Ansicht durch Extravaganz und modische Kurzlebigkeit gekennzeichnete Stilrichtungen, standen für den Österreicher im fundamentalen Widerspruch zu den Idealen einer modernen und fortschrittlichen Gesellschaft. Ökonomische Rationalität und Nutzungseffektivität sollten die neuen Grundfeste architektonischer und industrieller Erzeugnisse werden; Kunst und Gewerbe hingegen strikt voneinander getrennt verlaufen.
Sinnbild für verschwenderisches Produzieren ist für Adolf Loos das Ornament. In seinem bekanntesten Aufsatz „Ornament und Verbrechen” bekräftigt der Publizist seine Kritik an überflüssigen Verzierungen und gestalterischen Schnörkeleien. Die ursprünglich 1908 anlässlich eines Vortrages verfasste Streitschrift erschien erst 21 Jahre später in der Frankfurter Zeitung. Darin werden in ironischer und bisweilen polemischer Argumentation geeignete Materialwahl und arbeitsökonomische Grundsätze zu den neuen und gleichzeitig einzig geltenden Leitprinzipien des produzierenden Gewerbes erkoren. Nur durch sie lässt sich laut Loos die nächst höhere und längst überfällige kulturgeschichtliche Entwicklungsstufe der Gesellschaft erreichen. So sieht Loos in der notwendigen Hinwendung zum sachlichen Bauen und Produzieren nicht nur eine ökonomische Innovation, sondern auch eine soziale und ethische Verpflichtung. Denn durch überflüssige Verzierungen bei alltäglichen Gebrauchsgegenständen werden seiner Ansicht nach nicht nur Materialen und Kapital, sondern auch wertvolle Arbeitszeit- und kraft verschlissen.
Der Aufsatz rief tiefe Ablehnung, aber auch Begeisterungsstürme in der Öffentlichkeit und Fachwelt hervor. Nicht zu letzt dadurch erfreute sich Loos noch zu Lebzeiten einer wachsenden Popularität. Loos’ Prinzipien des ökonomisch, funktionalistischen Bauens prägte nachwachsende Architektengeneration. So wurden Loos’ Schriften als auch seine Bauten zum Sprachrohr einer noch jungen Architekturmoderne, die ihren gestalterischen Höhepunkt im Bauhauskonzept um Walter Gropius fand.
Frank Petrasch
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