Die schönsten Gedichte. Johann Wolfgang Goethe

Die schönsten Gedichte - Johann Wolfgang Goethe


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auf dem Hügel,

      Himmlische Macht!

      Nur so viel Glut,

      Dort meine Hütte,

      Dorthin zu waten!

       Der König in Thule

      Es war ein König in Thule

      Gar treu bis an das Grab,

      Dem sterbend seine Buhle

      Einen goldnen Becher gab.

      Es ging ihm nichts darüber,

      Er leert’ ihn jeden Schmaus;

      Die Augen gingen ihm über,

      So oft er trank daraus.

      Und als er kam zu sterben,

      Zählt’ er seine Städt im Reich,

      Gönnt’ alles seinem Erben,

      Den Becher nicht zugleich.

      Er saß beim Königsmahle,

      Die Ritter um ihn her,

      Auf hohem Vätersaale,

      Dort auf dem Schloss am Meer.

      Dort stand der alte Zecher,

      Trank letzte Lebensglut,

      Und warf den heilgen Becher

      Hinunter in die Flut.

      Er sah ihn stürzen, trinken

      Und sinken tief ins Meer.

      Die Augen täten ihm sinken;

      Trank nie einen Tropfen mehr.

       Ganymed

      Wie im Morgenglanze

      Du rings mich anglühst,

      Frühling, Geliebter!

      Mit tausendfacher Liebeswonne

      Sich an mein Herz drängt

      Deiner ewigen Wärme

      Heilig Gefühl,

      Unendliche Schöne!

      Dass ich dich fassen möcht

      In diesen Arm!

      Ach an deinem Busen

      Lieg ich, schmachte,

      Und deine Blumen, dein Gras

      Drängen sich an mein Herz.

      Du kühlst den brennenden

      Durst meines Busens,

      Lieblicher Morgenwind!

      Ruft drein die Nachtigall

      Liebend nach mir aus dem Nebeltal.

      Ich komm, ich komme!

      Wohin? Ach, wohin?

      Hinauf! Hinauf strebt’s.

      Es schweben die Wolken

      Abwärts, die Wolken

      Neigen sich der sehnenden Liebe.

      Mir! Mir!

      In euerm Schoße

      Aufwärts!

      Umfangend umfangen!

      Aufwärts an deinen Busen,

      Allliebender Vater!

       Prometheus

      Bedecke deinen Himmel, Zeus,

      Mit Wolkendunst,

      Und übe, dem Knaben gleich,

      Der Disteln köpft,

      An Eichen dich und Bergeshöhn;

      Musst mir meine Erde

      Doch lassen stehn,

      Und meine Hütte, die du nicht gebaut,

      Und meinen Herd,

      Um dessen Glut

      Du mich beneidest.

      Ich kenne nichts Ärmeres

      Unter der Sonn, als euch, Götter!

      Ihr nähret kümmerlich

      Von Opfersteuern

      Und Gebetshauch

      Eure Majestät,

      Und darbtet, wären

      Nicht Kinder und Bettler

      Hoffnungsvolle Toren.

      Da ich ein Kind war,

      Nicht wusste wo aus noch ein,

      Kehrt’ ich mein verirrtes Auge

      Zur Sonne, als wenn drüber wär

      Ein Ohr, zu hören meine Klage,

      Ein Herz, wie meins,

      Sich des Bedrängten zu erbarmen.

      Wer half mir

      Wider der Titanen Übermut?

      Wer rettete vom Tode mich,

      Von Sklaverei?

      Hast du nicht alles selbst vollendet,

      Heilig glühend Herz?

      Und glühtest jung und gut,

      Betrogen, Rettungsdank

      Dem Schlafenden da droben?

      Ich dich ehren? Wofür?

      Hast du die Schmerzen gelindert

      Je des Beladenen?

      Hast du die Tränen gestillet

      Je des Geängsteten?

      Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

      Die allmächtige Zeit

      Und das ewige Schicksal,

      Meine Herrn und deine?

      Wähntest du etwa,

      Ich sollte das Leben hassen,

      In Wüsten fliehen,

      Weil nicht alle

      Blütenträume reiften?

      Hier sitz ich, forme Menschen

      Nach meinem Bilde,

      Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

      Zu leiden, zu weinen,

      Zu genießen und zu freuen sich,

      Und dein nicht zu achten,

      Wie ich!

       An Schwager Kronos

      Spude dich, Kronos!

      Fort den rasselnden Trott!

      Bergab gleitet der Weg;

      Ekles Schwindeln zögert

      Mir vor die Stirne dein Zaudern.

      Frisch, holpert es gleich,

      Über Stock und Steine den Trott

      Rasch ins Leben hinein!

      Nun schon wieder

      Den eratmenden Schritt

      Mühsam Berg hinauf!

      Auf denn, nicht träge denn,

      Strebend und hoffend hinan!

      Weit, hoch, herrlich der Blick

      Rings ins Leben hinein,

      Vom Gebirg zum Gebirg

      Schwebet


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