Tatort Deutschland. Gisela Sachs
Hühnchen unter der Neckarbrücke
Gisela Sachs
Tatort Deutschland
Bundesländer-Krimis
XOXO Verlag
Impressum
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Print-ISBN: 978-3-96752-109-2
E-Book-ISBN: 978-3-96752-609-7
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Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
SACHSEN
Tatort Leipzig
Himmel und Hölle
Bennet Kühner lauscht angespannt der Stimme des Moderators Tim von Radio Leipzig.
»Tausende freiwillige Helfer von der Feuerwehr, von Katastrophendiensten sowie unzählige Dresdner kämpfen mit dem Hochwasser.«
Bennet atmet tief durch.
»Big Bags werden zum Schutz vor dem Elbwasser aufgebaut, erste Evakuierungen in Betracht gezogen.« Hatte Bennet Kühner sich gerade noch Gedanken über seine Freizeitgestaltung gemacht, weiß er jetzt, was er an diesem Wochenende tun wird. Über Facebook organisiert er ein soziales Netzwerk und macht sich zwei Stunden später schon mit 10 weiteren freiwilligen Helfern auf den Weg nach Dresden.
In elbenahen Schulen fällt der Unterricht aus. Es ist Katastrophenalarm im Landkreis Sächsische Schweiz/Ostergebirge und entlang der Weißeritz. Um 10 Uhr ruft die Stadt Dresden Alarmstufe 4 aus. Ein Krisenstab mit Vertretern der städtischen Ämter, Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr wird gebildet.
Unentwegt verteilen Bennet und seine Freunde belegte Brötchen und Getränke an die freiwilligen Helfer und Helferinnen, ruhen sich nur für kurze Zeit auf Sandsäcken in einer Lagerhalle aus. Sie sind erschöpft, aber die Stimmung unter den Helfern ist gut. Zwei Tage später wird Bennet Kühner im Einsatz in Grimma sein. Als Hauptkommissar. Der sozial geprägte Mann weiß es aber noch nicht.
100 Polizisten haben sich im Ramadan Hotel in Leipzig einquartiert. Sie sind im eigenen Auto angereist. Einige von ihnen haben 20 Stunden am Stück durchgearbeitet. Darunter Bennet Kühner, Hauptkommissar. Sie haben die Altstadt in Grimma gesperrt.
»Er wollte verdammt nicht raus aus seinem Haus«, sagt Bennet aufgebracht. »Ich bin hier geboren und werde hier auch sterben«, hat er zu mir gesagt.
Bennet trinkt einen großen Schluck Kaffee, dann stellt er die Tasse mit einem Ruck auf den Tisch zurück.
»Er hat eine getigerte Katze«, murmelt Bennet. »Die hat zwei verschiedenfarbige Augen.«
Bennett Kühner nimmt wieder einen Schluck Kaffee, stellt wieder die Tasse mit einem Knall auf den Tisch zurück. Braune Brühe schwappt über seine Hand. Bennet beachtet es nicht. »Ein blaues Auge und ein grünes Auge.«
Der Hauptkommissar greift nach dem Glas mit dem Orangensaft, trinkt, verschluckt sich, hustet. »So ein Dickkopf aber auch«, sagt er zu Uli, der ihm gegenüber sitzt und mit dem er sich das Hotelzimmer teilt. Ulli schweigt.
Bennet starrt ins Leere, verliert sich in Erinnerungen. Er kennt den Nachbarn seiner Patentante, bei der er aufgewachsen ist, schon von Kindesbeinen an, hatte viel Zeit bei Torsten Bonkwald, dem Amphibienliebhaber, verbracht. Bennet durfte ihn sogar einmal bei einem seiner Amphibien-Hilfs-Einsätze begleiten. Er erinnert sich noch gut daran, hat den Lärm der Laubfrösche noch im Kopf. Sie hatten damals einen Krötenzaun gebaut. Und Bennet durfte lange aufbleiben. Viel zu lange für ein Kindergartenkind, wie seine Patentante meinte.
»Lass mal gut sein, Else«, hatte der kinderlose Torsten Bonkwald damals gesagt. Dann hatte er Bennet stundenlang über Knoblauchkröten, Grasfrösche, Moorfrösche und Rotbauchunken erzählt. Nach dem Einsatz hatte Torsten Bonkwald einen Riesentopf mit Gulaschsuppe für die Helfer vom Nabu in Grimma gekocht, Bäckerkalle hatte Brötchen und Hefezopf spendiert und Tante Else auf dem Schifferklavier gespielt. Da war die Ehefrau von Torsten Bonkwald, die Bonkwaldtante, wie Bennet sie liebevoll nannte, schon lange tot.
»Es