Seewölfe - Piraten der Weltmeere 481. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 481 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-889-8

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       An der Schatzbucht

       Sie saßen in der Falle – und pfiffen wie die Ratten

       Rodrigez Vanetto, der Erste Offizier der „San Sebastian“, war ein Tüftler und ein Mann mit Ideen. Außerdem hatte er den Verlauf des Wasserfalls vor dem Zugang zu den Schatzhöhlen genau durch den Kieker studiert. Und dann schlug er seinem Kommandanten einen Zielbeschuß vor – ein Zerhämmern des Felskragens, über den das Wasser nach unten schoß. Wenn der Felskragen zertrümmert war, mußte das Wasser zwangsläufig direkt am Höhleneingang nach unten stürzen – oder auch in die Höhlen fließen. Das würde die Hundesöhne schon nach draußen treiben, die meinten, dort oben in den Schatzhöhlen sicher zu sein. Der dreiundzwanzigste Schuß brachte die Wende: Ein riesiger Felsbrocken löste sich und verbarrikadierte den Höhlenzugang. Die Kerle saßen in der Falle …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Alonzo de Escobedo – der Gouverneur von Kuba schäumt und tobt, weiß aber keine Antworten auf peinliche Fragen.

      Don Gaspar de Mello – der Kommandant der „San Sebastian“ erhält unvermutet Schützenhilfe.

      Diego Machado – der Kapitän der „Trinidad“ tritt seine letzte Reise an.

      Batuti – der schwarze Riese aus Gambia hat prächtige Ziele für seinen Langbogen.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Der Geschützdonner klang ihnen noch immer in den Ohren und war wie ein rollendes Echo, das nicht enden wollte.

      Die Männer an Bord der Kriegsgaleone „San Sebastian“ standen wie erstarrt. Im Einzelfeuer hatten sie die zehn Backbord-Culverinen eingesetzt, wie ihr Capitán es befohlen hatte. Jedes Geschoß hatte ein Stück mehr aus der Felswand dort oben geschlagen. Und der dreiundzwanzigste Schuß hatte das ausgelöst, was beabsichtigt gewesen war.

      Doch niemand in der Schatzbucht hatte sich das Grauen vorstellen können, das nun seinen Einzug hielt.

      „Heilige Madonna!“ flüsterte Mario Sangiovese, einer von der Geschützmannschaft, die eben jenen letzten Schuß abgefeuert hatte. „Der Himmel sei diesen armen Seelen gnädig!“

      Enrique Carrizo, der den Genuesen noch aus der gemeinsamen Garnisonszeit in Barcelona kannte, schüttelte verständnislos den Kopf.

      „Wozu das Mitleid, Amigo? Diese Kerle gehen an ihrer eigenen Gier zugrunde. Die Lumpenhunde kriegen haargenau das, was ihnen zusteht.“

      Sangiovese schloß entnervt die Augen. Nichts mehr sehen müssen! Aus der Höhle unter dem Wasserfall tönten schrille Schreie und markerschütterndes Gebrüll. Die Todesangst schien die Stimmen buchstäblich höher und höher zu peitschen, bis sie nichts Menschliches mehr hatten.

      Der schlanke schwarzhaarige Genuese öffnete wieder die Augen und starrte hinauf zu dem mächtigen Felsbrocken, der den Höhleneingang blockierte. Er, Mario Sangiovese, war mitverantwortlich für jenen letzten Schuß, der den Brocken aus dem Überhang geschmettert hatte und den Wasserfall nun senkrecht an der Felswand hinunterrauschen ließ. Ein Teil des Wassers strömte gurgelnd in die Schatzhöhle.

      „Sollen sie ersaufen wie die Ratten“, sagte Carrizo knurrend. Er stemmte sich auf den Rohrwischer, den er noch nicht benutzt hatte, da vom Achterdeck der Befehl „Feuer einstellen“ erfolgt war.

      „Versündige dich nicht“, entgegnete Sangiovese in ungewöhnlich scharfem Ton. Er, der sonst zurückhaltend und schweigsam war, schien regelrecht außer sich zu geraten.

      Carrizo, sein bester Freund an Bord, wandte sich erstaunt zu ihm um. Nun gut, Mario hatte die Lunte gezündet und damit den entscheidenden Schuß ausgelöst. Aber gerichtet hatte die Culverine der Stückmeister. Die Belobigung für die erfolgreiche Visierung im Steilschuß konnte allein er einheimsen.

      Carrizo, ein breitschultriger, bulliger Mann, der aus Barcelona stammte, wußte, daß sein italienischer Amigo ein rührseliger Bursche sein konnte. Wenn er in einer lauen Mondnacht auf der Back hockte, in die Saiten seiner Laute griff und diese hinreißenden italienischen Lieder von Liebesglück und Liebesschmerz sang, dann standen ihm manchmal die Tränen in den Augen. Die anderen, die ja nur des Spanischen mächtig waren, verstanden zwar bestenfalls die Hälfte, aber sie konnten sich doch dafür begeistern, wie Mario in seinen Liedern aufging. Er sang sie nicht einfach, nein, er fühlte sie mit jeder Silbe mit.

      Vielleicht, so dachte Carrizo, stellte er sich jetzt vor, was die schreienden Strolche dort oben in der Höhle durchlebten. Und das machte ihn restlos fertig. Aber konnte er sich denn nicht in einen stillen Winkel verziehen, um seine besondere Art von Trübsal zu blasen?

      „Verhol dich“, sagte Carrizo mitfühlend und wollte ihm den Luntenstock abnehmen. „Es ist alles erledigt. Wenn du’s nicht mit anhören kannst, dann geh unter Deck, kriech in die Koje und zieh dir die Decke über den Kopf.“

      Sangioveses Reaktion ließ ihn unwillkürlich zusammenzucken.

      Der Genuese ruckte herum. Sein Gesicht verzerrte sich in jäher Wut, und bevor Carrizo auch nur den Ansatz einer Bewegung erkennen konnte, zuckten Sangioveses Fäuste vor und packten ihn an den Armöffnungen seines Brustpanzers.

      „Du Mistkerl!“ schrie der Genuese mit sich überschlagender Stimme. „Du bist auch so ein verdammter Mistkerl. Dich läßt es kalt wie eine Hundeschnauze, wenn andere Menschen leiden! Kannst du denn nicht nachfühlen, wie es denen da oben geht?“ Anklagend wies er mit der Linken zur Höhle und zum Wasserfall hoch. „Was immer sie getan haben – es sind Menschen!“

      Carrizo wollte die rechte Hand Sangioveses von seinem Brustpanzer stoßen. Doch es gelang ihm nicht, sosehr er sich auch anstrengte. Erstaunt sah er den Genuesen an. In seiner rätselhaften, unerklärlichen Wut entwickelte er wahre Bärenkräfte.

      Aus der Höhle schrillten noch immer die Stimmen. Es klang wahrhaftig so, als schrien tausend arme Seelen gegen das Höllenfeuer an, in das sie soeben geworfen worden waren. Es ging in der Tat jedem an Bord der „San Sebastian“ durch Mark und Bein.

      „Mario“, knurrte Carrizo, „nimm jetzt Vernunft an. Laß mich los, bevor ich grob werde. Verdammt, was ist denn in dich gefahren!“

      Auch die anderen waren aufmerksam geworden. Ungläubig sahen sie den schlanken Mann aus Italien an, der sonst so unauffällig


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