Seewölfe - Piraten der Weltmeere 489. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 489 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-897-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Auf den Bänken der Caicos-Inseln

       Sie versteckten die Schatzbeute – denn die Jagd hatte begonnen

       Die drei Männer auf der Gräting, die einzigen Überlebenden der „Scorpion“, hatten kaum eine Chance gegen die angreifenden Haie. Aber Schiffbrüchige hatte der Seewolf noch nie ihrem Schicksal überlassen. Darum ließ er die drei Männer mit einer Jolle von Dan O’Flynn und vier Arwenacks von der Gräting bergen und auf Middle Caicos an Land setzen. Nur tauchten zu diesem Zeitpunkt drei spanische Kriegsgaleonen auf, und der Seewolf mußte einen taktischen Rückzug antreten. Auf Dan O’Flynn konnte er sich verlassen, auch wenn jetzt die Spanier einen Kommandotrupp an Land setzten, der das „englische Piratengesindel“ vereinnahmen sollte. Der junge Teniente dieses Trupps wiederum stellte sich das „Vereinnahmen“ zu leicht vor, denn die Arwenacks waren harte Kämpfer …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Don Diego de Campos – der Generalkapitän hat den Eindruck, nur von „Einfaltspinseln“ umgeben zu sein.

      Don Gaspar de Mello – Kommandant der „San Sebastian“, hat Schwierigkeiten, eine Ramming zu vermeiden.

      Juan de Alvarez – Kommandant der „Monarca“, nennt den Generalkapitän einen „Idioten“.

      Old Donegal O’Flynn – auf Kriegslisten versteht er sich wie kein anderer.

      Philip Hasard Killigrew – um kämpfen zu können, läßt er die Schiffe entladen.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Joaquin Delvero ließ das Geitau los, das er eben gelöst hatte. Er bewegte sich im Gleichtakt mit den anderen, die sich in die Fußpferde der Großmarsrah stemmten.

      Das Segeltuch rauschte abwärts und verursachte eine Folge von hart schlagenden Geräuschen, bis es ganz vom Wind erfaßt und gestrafft wurde. Tief unten, auf dem Hauptdeck, reagierten die Männer an den Schoten.

      Delvero nahm die linke Hand zur Rah hoch. Etwas tropfte auf den Handrücken. Er begriff nicht sofort, was es war. Zwei, drei Tropfen und dann noch ein paar.

      Es wurde ihm erst in dem Moment klar, als etwas in seinen Brauen schillerte und gleich darauf salzig-brennend in die Winkel der Augenlider sickerte. Er kniff die Augen zusammen, aber es half nichts. Das Brennen hörte nicht auf.

      Er hielt sich nun mit beiden Händen an der Rah fest. Seltsam undeutlich, wie durch dicken Nebel, hörte er die murmelnden Stimmen seiner Gefährten. Der Wind schien sich um seinen Nacken zu legen wie eine mächtige Faust, die ihn zu schütteln beabsichtigte. Auf einmal spürte Joaquin Delvero die Nässe seines Gesichts, ohne daß er es berühren mußte.

      Schweiß!

      Kalter Schweiß perlte regelrecht von seinem Gesicht. Das Klatschen auf seiner Handfläche hatte sich wie von Regentropfen angefühlt. Er erschrak. Nie zuvor hatte er etwas Derartiges an sich bemerkt. Was, in aller Welt, war mit ihm geschehen? Schweiß war ihm in Strömen über das Gesicht gelaufen, und er spürte es erst jetzt, da sein Hemd schon stellenweise durchnäßt war.

      Er riß die Augen auf.

      Von neuem traf ihn der Schreck – boshafter als die Faust des Windes in seinem Nacken. Das Schiff schien in einer wolkigen Masse zu schweben. Die Segel, bauchig, wie von einem Steinmetz aus Marmor modelliert, zerflossen an den Seiten mit faserigen Linien.

      Er konnte die Blinde sehen und einen Teil des Bugspriets. Dort vorn, in der Tiefe, hob und senkte sich die „Sant Jago“ in wogende Berge und Täler, aus denen bei jedem Abwärtssinken weiße Fächer aus Gischt zur Seite fortwehten.

      Die Rah, an die sich Joaquin Delvero mit beiden Armen klammerte, schien nicht zu dem stolzen Flaggschiff zu gehören. Ihn befiel die Gewißheit, daß er diesen Platz niemals wieder verlassen würde.

      Eine Hand für den Mann, eine Hand für das Schiff – dieser Grundsatz war für ihn stets ehernes Gesetz gewesen. Jetzt hatte er gegen das Gesetz verstoßen. Es war ein böses Omen. Es verhieß nichts Gutes.

      Er war verloren.

      Auf einmal wußte er es.

      Die mächtigen Segel der „Sant Jago“ verschwammen unter ihm zu grauen Wolken, die wabernd ineinander verquollen. War das der Himmel? War dies das Gefühl, wenn die Seele ihre sterbliche Hülle verließ und schließlich auf all das Bedeutungslose hinunterblickte, das ihr einmal wichtig erschienen war?

      Ich bin ein guter Mensch gewesen, durchzuckte es Delvero, das kann ich mit Fug und Recht von mir sagen. Bestimmt werde ich nicht im Höllenfeuer rösten. Nein, davor brauche ich keine Angst zu haben.

      „Ich will nicht sterben!“ hörte er sich schreien und riß die Augen weit auf. Es half nichts. Die Segel der Galeone waren noch immer wie verschwommene Wolkenfelder.

      Er sah nicht, wie ihn die anderen entgeistert anstarrten. Paco Rincon, sein Nebenmann, war auch sein bester Freund. Paco schob sich auf ihn zu. Joaquin wurde seiner erst gewahr, als er ein vorsichtiges Zupfen am Ärmel verspürte.

      „Mein Gott, Joaquin! Was ist los mit dir? Du siehst aus wie dein eigener Geist.“

      Joaquin Delvero hörte die Stimme seines Freundes wie aus der Tiefe eines Brunnens.

      „Paco“, flüsterte er tonlos, „ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich muß sterben, ich weiß es.“

      „Unsinn“, knurrte Rincon. „Was redest du für ein verrücktes Zeug! Warum bist du überhaupt auf geentert, du Schwachkopf? Du hättest dich krank melden sollen, statt den Helden zu spielen. Niemand wird es dir danken, wenn du dich aufopferst. De Campos am allerwenigsten.“

      Die anderen hatten begonnen, in den Luvwanten abzuentern. Da sich Rincon und Delvero am weitesten außen an Steuerbord befanden, behinderten sie niemanden. Aber es war außer Paco Rincon auch niemand da, der sich wegen Delveros offensichtlich schlechten Zustands gesorgt hätte.

      „Ich habe mich völlig normal gefühlt, als wir auf enterten“, sagte Joaquin ächzend. „Es überfiel mich plötzlich. Und es hört nicht auf. Ich – ich habe Angst, Paco. Ich will nicht sterben.“

      „Hör auf jetzt“, sagte Paco Rincon wütend. „Du bringst dich noch selbst um den Verstand. Einen kleinen Fieberanfall hat jeder mal in der verfluchten


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