Seewölfe - Piraten der Weltmeere 74. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 74 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-391-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Arwenack, der Schimpanse, faßte sich mit den Affenhänden an den Kopf. Es war eine verkrampfte, hilflose Geste, die in totaler Erstarrung enden zu wollen schien. Der Mund des Affen öffnete sich weit und entließ einen Schrei, der; wie der eines Menschen klang.

      Dies war nicht das übliche Nachahmen der Zweibeiner, mit dem sich Arwenack an Bord der „Isabella VIII“ oft und gern hervortat. Es hatte auch nichts mit dem Mut und Eifer zu tun, den er in jeder Schlacht an den Tag legte. Ganz im Gegenteil: Es handelte sich um den Ausdruck des entsetzlichsten Gefühles, das der Affe kannte: Todesangst.

      Sein schriller Ruf mischte sich in das Schreien der Seewölfe. Panik herrschte an Bord des Dreimasters, aber das Gebrüll wurde von noch mächtigeren Lauten fast völlig überdeckt. Little Cayman befand sich wieder in dröhnender Bewegung, eine alles verschlingende Eruption schien sie von innen her zu zerreißen. Vor etwa einer Viertelstunde waren die Männer – ohne den verschwundenen Seewolf, nach dem sie gesucht hatten –, an Bord zurückgekehrt. Schon an Land war das Grauen über sie hergefallen, aber sie hatten es noch geschafft, wieder an Bord zu kommen.

      Es war das Inferno auf Erden. Felsbrocken, ja, ganze Quader prasselten wie von Katapulten abgefeuert in die See, wühlten das Wasser auf und belegten die in der Bucht am Südufer ankernden Schiffe mit einem verheerenden Feuer.

      Die „Isabella“ tanzte auf den Wogen. Es hatte keinen Zweck, ankerauf zu gehen und das Heil in der Flucht zu suchen. Jeder Versuch, etwas zur Rettung von Schiff und Mannschaft zu tun, kam zu spät. Philip Hasard Killigrews Crew mußte die Verdammnis wie ohnmächtig über sich ergehen lassen.

      „O Himmel, Arsch und Zwirn!“ schrie der Profos Edwin Carberry.

      „Der Teufel soll diese verfluchte Drecksinsel holen!“ stieß Ferris Tukker hervor.

      Damit konnten sie am Verlauf der Dinge auch nichts ändern. Aber wenigstens ihrer Wut machten sie ein bißchen Luft.

      Mit einer Art Beben hatte alles begonnen. Das „Auge der Götter“, jener geheimnisvolle, mit Schätzen gefüllte See, hatte sich vor den Augen der Seewolf-Crew, der Männer Siri-Tongs und der vier Begleiter des Wikingers Thorfin Njal unter Donnern und Fauchen in die Tiefe ergossen, hatte Felsen zerschmettert, die alles mit sich rissen. Gischtend hatte sich die Flutwelle zu Tal gewälzt – und über Little Cayman war das Chaos hereingebrochen.

      Ein Vulkanausbruch war das also nicht, aber die Auswirkungen waren beinahe die gleichen. Kein Zweifel: Die beiden Wächter am Auge der Götter, die den Überfall der fremden Piraten überlebt und die Plünderung ihres Heiligtumes verhindert hatten, hatten den See gesprengt. Das Wasser hatte sich seinen Weg durch die Felsen und Kavernen gebahnt – bis zur „Isabella“, dem Schwarzen Segler, der Schaluppe des Wikingers und dem Zweimaster der Roten Korsarin. Letzterer ankerte jedoch weiter draußen in der Bucht und war deshalb von dem Gesteinshagel weniger betroffen.

      Arwenack war überzeugt, der Untergang der Welt stünde bevor. Und da war er nicht der einzige. Wieder einmal bekreuzigten sich die Seewölfe. Wieder einmal waren sie sicher, dies alles ginge nicht mit rechten Dingen zu – trotz der vernunftsmäßigen Erklärung, die es dafür gab.

      Ihr Aberglaube entsprang einer tief in ihnen verwurzelten Furcht vor Unerklärlichem, Übersinnlichem. O, sie schreckten nicht vor Tod und Teufel zurück, wenn es galt, sich mal wieder mit einem Gegner zu schlagen, daß die Fetzen nur so flogen. Aber das hier, das war ihnen zu unheimlich. Vernichtende Naturgewalten waren am Werk, finstere Mächte, auf die sie keinen Einfluß hatten.

      Arwenack wußte in seiner Not keinen besseren Rat, als sich an den ihm am nächsten Stehenden zu klammern. Das war Ferris Tucker, der zusammen mit Shane und einigen anderen Männern hinter dem Schanzkleid des Achterdecks in Deckung gegangen war.

      Der rothaarige Riese nahm den keckernden und zeternden Gesellen schützend in die Arme. Er lachte aber nicht, wie er das sonst selbst bei ärgstem Verdruß tat – im Augenblick war es selbst ihm vergangen.

      Die „Isabella“ tanzte und schlingerte wie wild. Steine landeten polternd auf Deck. Einer traf fast den wüst fluchenden Matt Davies. Ein besonders großer Brocken klatschte haarscharf an der achteren Steuerbordwand ins Wasser. Ferris und den anderen auf dem Achterdeck sträubten sich die Haare.

      „Hol’s der Teufel!“ rief Luke Morgan, der gerade wieder einen Blick übers Schanzkleid der Kuhl hinweg riskierte. „Die Schaluppe des Wikingers! Sie ist weg, verschwunden! Das ist reine Hexerei!“

      Carberry lief dunkelrot an. „Rede doch keinen Mist, du Himmelhund. Die Trümmer haben den Kahn voll erwischt, zerschmettert und binnen Sekunden auf den Grund der Bucht gesenkt. Hast du Schlick auf den Augen?“

      „Ich sehe mehr als ihr alle“, erwiderte Luke, vorsichtshalber aber gedämpft; denn mit dem Profos war mal wieder nicht zu spaßen.

      Carberry blickte zu den vier Gefährten von Thorfin Njal. Sie kauerten ganz in seiner Nähe vor dem Querabschluß des Quarterdecks.

      „He!“ rief er ihnen zu. „Ihr habt wirklich Glück, daß ihr euch jetzt bei uns an Bord befindet, ihr Höllenhunde. Das da – das hättet ihr nicht überlebt.“

      Die vier waren tatsächlich blaß geworden. Einer von ihnen antwortete: „Hoffentlich bleibt die ‚Isabella‘ heil.“

      Etwas sauste heran. Carberry duckte sich instinktiv. Das Ding, ein kindskopfgroßer Felsbrocken, raste schräg über seinen Rücken weg, knallte auf die Handleiste des Schanzkleides und riß eine Scharte.

      „Satan!“ brüllte Carberry. „Nun beschwört es doch nicht, ihr Halunken. Haltet den Rand, oder ich ziehe euch die Haut in Streifen von euren …“

      Der Rest ging in neuerlichem Getöse unter. Was Ed Carberry weiter von sich gab, tat eigentlich auch nichts zur Sache und bedurfte keiner Rückfragen, denn seine Sprüche waren ja allenthalben bekannt.

      Immer noch tobte die Flutwelle und zermalmte alles, was sich ihr in den Weg stellte. Immer noch prasselten die Gesteinsbrocken. Keiner der Männer durfte seine Deckung verlassen. Es konnte tödlich sein.

      Ben Brighton hockte rechts neben Ferris Tucker und dem zitternden Arwenack. Wiederum rechts von dem Bootsmann und ersten Offizier der „Isabella“ hatte sich Big Old Shane, der ehemalige Schmied und Waffenmeister von Arwenack-Castle, in Sicherheit gebracht.

      „Verdammt“, stieß Ben immer wieder aus. „Verdammt, hört denn das nie auf?“

      „Was ist nur


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