Seewölfe Paket 7. Roy Palmer

Seewölfe Paket 7 - Roy Palmer


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dümpelte von der „Santa Elena“ fort, irgendwohin, zur Halbinsel hinüber, vielleicht aberwitzigerweise zu den rechtmäßigen Inhabern der Schaluppe hin. Die dickbäuchige Manila-Galeone aber füllte sich allmählich mit Wasser, weil Ferris Tucker sie von innen angebohrt hatte.

      „Weiter“, sagte der Seewolf. Er hielt die Ruderpinne der Schaluppe und hatte sich bereits die nächste Galeone ausgesucht. Sie trug den frommen Namen „Asunción“, aber das konnte den Seewolf nicht abschrecken.

      An Bord der „Asunción“ wurde schon kräftig gefeiert, und auch hier hatten sie nur einen Teil der eigentlichen Mannschaft vor sich. Prallvoll mußten die Kneipen in der Stadt sein, hoch mußte es in den Hurenhäusern zugehen, denn ein starker, vergnügungssüchtiger Trupp spanischer Seeleute und Soldaten bewegte sich da, um auf jeden Fall sturzbetrunken und befriedigt das neue Jahr zu beginnen.

      Der zweite Überfall lief fast nach dem Muster des ersten ab. In den Frachträumen der Galeone entdeckten die sieben Männer der „Isabella“ diesmal aber kein Gold und Silber, keine Edelsteine – sie stießen auf Gewürze, Seide und Brokat, wie Hasard befürchtet hatte. Allerdings stöberte er schließlich auch noch Kunstgegenstände aus dem Reich der Mitte auf – Statuetten, Ringe, Armreife, mit größter Akribie gemalte Miniaturen und Gemälde auf Reispapier – sowie eine kleine Truhe voller Perlenketten.

      Auch diese Beute konnten sie in der Schaluppe verstauen. Und Ferris brachte es auch diesmal fertig, den Boden der Galeone anzubohren, damit die „Asunción“ auf Nimmerwiedersehen auf dem Grund der Reede von Manila verschwand. Die gut verpackte Wachmannschaft schaukelte in ihrem Beiboot davon – und dann, ja, dann gellte ein Schrei über den Hafen.

      „Ab durch die Mitte“, sagte Hasard. „Jemand hat spitzgekriegt, daß die ‚Santa Elena‘ absäuft.“

      Sie enterten in aller Hast in die Schaluppe ab, stießen sich von der Bordwand der „Asunción“ ab und begannen zu pullen. Sie näherten sich der nächsten Handelsgaleone, und als sie am Bug der „Asunción“ vorbei waren, gewahrten sie die Segelpinasse, die sich geradezu bedrohlich nahe auf die „Santa Elena“ zugeschoben hatte. Jemand hatte sich im Bug der Pinasse aufgerichtet, schrie nach der Deckswache, die sich nicht melden konnte, und stimmte einen immer größeren Radau an.

      „Der Bastard schreit Zeter und Mordio“, stieß Carberry finster hervor. „Ich hätte Lust, ihm den Hals umzudrehen. Wer ist das bloß?“

      „Vielleicht gehört die Pinasse auch dem Hafenkapitän“, sagte Gary Andrews grinsend.

      Carberry fixierte ihn. „Ja, lach du bloß. Aber wir kriegen hier gleich ein Feuerwerk, das sich sehen lassen kann. Dagegen ist der ganze Feuerzauber der Zopfmänner reiner Humbug.“

      „Übertreib doch nicht so“, sagte Ferris Tucker.

      Bob Grey hatte sich umgewandt. Der Mann im Bug der Pinasse brüllte Alarm, immer wieder Alarm, und plötzlich war überall hektisches Leben – auf den Kriegsschiffen, auf den Piers, am Kai, in der Stadt.

      „Ich glaube, der Profos hat recht“, sagte Bob. Er konnte nicht verhindern, daß seine Stimme in diesem Augenblick belegt klang.

      „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, raunte der Seewolf. „Los, zum nächsten Schiff, bevor man uns entdeckt. Nein, die Galeone dort nehmen wir uns nicht vor. Ich will zu dem Kriegsschiff, das gleich dahinter ankert.“

      „Verwirrung stiften?“ fragte Carberry.

      „Und wie …“

      Ferris grinste seinen Kapitän an und zog zwei Flaschen unter der einen Ducht hervor. „Wie gut, daß ich meine Höllenflaschen mitgenommen habe, was, Sir?“

      Er hatte kaum ausgesprochen, da fiel der erste Schuß. An der Bordwand der einen Kriegsgaleone – sie lag weiter nach Südwesten versetzt und gar nicht weit von der „Isabella“ entfernt – blitzte es grellrot auf, dann puffte Qualm hoch, und eine Eisenkugel heulte zu Hasards Schiff hinüber.

      Sie klatschte der „Isabella“ vor den Bug. Dies war die erste und letzte Warnung. Die Spanier hatten die „Isabella“ jetzt identifiziert, alles konzentrierte sich auf die feindliche Galeone mit den hohen Masten, während der Seewolf und seine sechs Gefährten weiter zwischen den spanischen Schiffen dahinpirschten.

      Der nächste Kanonenschuß krachte, Donner wälzte sich schwer über das Wasser und auf die Mole zu. Von dem spanischen Kriegssegler aus orgelte eine zweite Kugel auf die „Isabella“ zu, und sie ging nur deshalb fehl, weil sie schlecht gezielt war.

      Ben Brighton ließ zurückfeuern.

      Dumpf wummerten die Culverinen der „Isabella“. Der Tanz war eröffnet.

      10.

      Im Brüllen der Kanonen und dem Schreien der Spanier schob sich die einmastige Schaluppe an dem dritten Handelsfahrer vorbei. Ungehindert erreichte sie den Bug, oben, auf Deck der Galeone, war Betrieb, aber die Mannschaft blickte nur zur Reede und schenkte der Schaluppe keinerlei Beachtung.

      Weiter segelte die Schaluppe. Sie lief an der Galeone vorbei, und der Seewolf hatte den Blick frei auf das große Kriegsschiff. Dort traf man Anstalten, die Anker zu lichten und in den Kampf einzugreifen, ehe überhaupt alle richtig wußten, was eigentlich geschah.

      „Nur ein paar Yards noch“, flüsterte der Seewolf. „Wir schaffen es.“

      „Schneller“, stieß der Profos immer wieder hervor. „Himmel, geht denn das nicht schneller?“

      Nein, schneller lief die Schaluppe nicht, denn sie lag hart, ganz hart am Nordost. Aber sie glitt doch an der Bordwand des Feindes entlang, bevor die Spanier ihre Gegner auch in dem Fahrzeug des Hafenkapitäns orten konnten.

      Ferris Tucker hatte schon immer davon geträumt, seine Höllenflaschen mal in fremde Kanonenläufe befördern zu können. Jetzt erhielt er die Gelegenheit dazu. Die Stückpforten der oberen und unteren Batterie der Kriegsgaleone öffneten sich, die Geschütze rumpelten aus – die Schaluppe befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft schwerer 17-Pfünder-Culverinen.

      Ferris arbeitete mit Eifer, Gary, Jeff und Bob assistierten ihm. Da wurden Explosionsflaschen mit langen Lunten gezündet und weitergereicht. Der rothaarige Riese ließ sie sanft in die gähnenden Mündungen gleiten, ohne daß im Schiff jemand ahnte, was gespielt wurde.

      Dann gab Ferris ein Zeichen.

      Im Weitergleiten der Schaluppe hatte er fast alle Höllenflaschen verteilt. Jetzt ging es darum, schleunigst zu verschwinden. Rasch verlor die Schaluppe den Kontakt mit der Galeone – und nach wie vor schöpfte keiner der Spanier den Verdacht, sie könne etwas mit dem Gegner zu tun haben.

      Ihr Vorbeilaufen an dem Kriegsschiff schien etwas Zufälliges, nicht Beabsichtigtes zu sein, und jetzt segelte sie, die Schaluppe des Hafenkapitäns, zu der am weitesten nördlich liegenden Pier des Hafens. Wenn sie auch zuvor nie hiergewesen waren, Hasard hatte mit Blacky und dem Landtrupp vereinbart, sich an dem Punkt des Hafens zu treffen, der am weitesten nach Norden versetzt lag.

      An dieser Pier legten sie nun an und warteten. Es gehörte mehr als Hartgesottenheit dazu.

      Von der Stadt her näherten sich Soldaten und Zivilisten, ausnahmslos bewaffnete Leute. Die Stadtgarde verschaffte sich Platz und stürmte die Piers, als könne sie von hier aus etwas ausrichten.

      Jeden Augenblick konnten die Seewölfe entdeckt werden, in Sekundenschnelle konnte ihre Maske fallen und ihr gefährliches Spiel aufgedeckt werden.

      Den hochrädrigen Karren hatten sie im Innenhof der Stadtkommandantur stehen lassen, und von hier aus war es für Blacky, Al, Sam, Luke, Dan und Matt keine Schwierigkeit mehr gewesen, zur Hafenfeste zu gelangen.

      Hier befand sich das Hauptquartier des Hafenkapitäns – ihr Ziel. Hasard hatte ihnen aufgetragen, den biederen Amtsstuben der noch verstaubteren Beamten und Offiziere einen „Höflichkeitsbesuch“ abzustatten. Er versprach sich etwas davon.

      Blacky und Luke Morgan in der Verkleidung


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