Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III. John Roscoe Craig

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III - John Roscoe Craig


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Männer begannen zu grinsen. Hasard war dem Bürschchen dankbar. Mit seiner großkotzigen Bemerkung hatte er die Männer beruhigt. Im Grunde hatte das Bürschchen ja auch recht. Wie oft waren sie in der letzten Zeit in brenzlige Situationen geraten! Und sie hatten noch jedesmal einen Ausweg gefunden.

      Hasard sah, wie die ersten Spanier von den zusammengeschossenen Karavellen das Ufer erreichten und sich zusammenrotteten. Sie warteten auf das Boot, das zum zweitenmal von den Karavellen zurück zum Ufer gepullt wurde. Hasard konnte erkennen, wie die Spanier Waffen und Pulverfässer ausluden, und ein leichter Schauer kroch ihm über den Rücken, als er daran dachte, daß die Spanier diese Pulverfässer zu ihnen herüberschleudern konnten.

      Die winzige Bucht, in der sie hockten, war von Felsen und Geröll umgeben. Die Stellung war gut, um ein paar mit Musketen und blanken Waffen angreifende Männer abzuwehren – gegen Pulverladungen waren sie hier nicht geschützt. Im Gegenteil. In der engen Bucht würde es sie alle erwischen. Und wenn es ihnen gelang, mit dem lecken Boot zu entfliehen, würden die Kanonen der spanischen Karavellen sie in Fetzen schießen.

      Hasard sah, wie Gary Andrews, der hinter einem Felsen hockte und die Küste westwärts ihres Standpunktes beobachtete, zusammenzuckte. Bevor Andrews seinen Warnschrei ausstoßen konnte, wußte Hasard, was die Stunde geschlagen hatte.

      Zuviel war an diesem Tag in der Dungarvanbai geschehen. Die Iren, die an dieser Ecke der grünen Insel schon immer rebellisch gewesen waren, fühlten sich bis aufs Blut gereizt.

      Nachdem am Morgen ihr Waffenlager in die Luft gesprengt worden war, kochten sie vor Wut. Die Arbeit von drei Jahren war damit zum Teufel. Jetzt konnten sie wieder von vorn anfangen.

      Außerdem hatten sie im Morgengrauen Blut geleckt, als es ihnen gelungen war, Burtons Truppe zu massakrieren.

      „Wie viele sind es?“ fragte Hasard und packte seine Muskete fester.

      „Mindestens zwei Dutzend“, sagte Gary Andrews schrill. „Sie rennen genau auf unsere Bucht zu. Sie müssen wissen, daß wir hier stecken.“

      „Dreh nicht durch, Gary“, sagte Hasard. „Nimm deine Muskete und warte, bis ich den Befehl zum Schießen gebe. Und ziel ruhig, verstanden? Jeder Schuß muß sitzen!“

      Alle nickten, obwohl Hasard nur Gary Andrews angesprochen hatte.

      Hasard blickte auf die beiden gefesselten Männer, die unterhalb eines vorhängenden Felsens lagen. Einen Moment dachte er daran, Burton und seinen Profos loszubinden, damit sie an ihrer Seite gegen die Iren kämpfen konnten. Er schüttelte den Kopf. Das Risiko, daß Burton ihm in den Rücken schießen würde, war zu groß. Der Haß in den Augen des Gefesselten sagte Hasard genug.

      Sie hörten schon das Gebrüll der heranlaufenden Iren.

      Hasard warf noch schnell einen Blick zur Sandbank hinüber. Die Spanier von den zerstörten Karavellen hatten sich bereits auf den Weg gemacht, um über Land zu den anderen Karavellen zu gelangen.

      Die drei restlichen Karavellen hatten beigedreht. Ein paar Männer auf den Achterdecks starrten herüber. Auf einer Karavelle wurde ein Boot zu Wasser gelassen.

      Hasard fluchte leise. Das hatte ihnen noch gefehlt! Jetzt wurden sie von drei Seiten angegriffen. Und jede dieser Gruppen war ihnen überlegen!

      Er fand keine Zeit mehr, sich einen Schlachtplan zu überlegen. Wie die Brandung von auflaufendem Wasser fielen die Iren über ihre Bucht her.

      Hasard wartete, bis er das Weiße in den Augen der ersten Iren sehen konnte. Dann schrie er seinen Befehl zum Feuern hinaus.

      Acht Musketen krachten auf einmal. Pulverdampf stieg auf und nahm den Männern der „Isabella“ für einen Moment die Sicht. Nur am Schreien der Verwundeten hörten sie, daß die meisten Kugeln getroffen hatten.

      Sie bückten sich und rissen die anderen Musketen vom Boden hoch. Die Iren hatten den Schrecken über das erste, höllisch genau gezielte Feuer noch nicht überwunden, als die zweite Salve wieder sieben Männer von den Beinen riß.

      Diesmal sah Hasard die Iren zusammenbrechen.

      Ich möchte doch wissen, wer vorbeigeschossen hat, dachte er grimmig. Ein Grinsen verzog sein Gesicht, als der achte Mann in die Knie ging und langsam mit dem Gesicht in den hellen Sand fiel.

      Die Verwirrung unter den Iren war vollkommen. Im Morgengrauen hatten sie einem Trupp Engländer das Fürchten beigebracht und anschließend einen nach dem anderen getötet, ohne selbst nennenswerte Verluste hinnehmen zu müssen. Jetzt lagen sechzehn von ihnen tot oder verwundet am Boden, ohne daß sie einen ihrer Gegner zu Gesicht gekriegt hatten.

      Hasard erkannte seine Chance. Die Spanier waren noch weit entfernt. Das Boot hatte gerade erst abgelegt.

      „Los, Männer!“ brüllte er aus Leibeskräften. „Zeigt es den rothaarigen Affen, wie ein Engländer kämpfen kann! Jagt sie in ihre Höhlen zurück!“

      Stenmark, Batuti und Matt Davies schienen auf diesen Befehl nur gewartet zu haben. Sie sprangen hinter der Felsbarriere auf und hechteten mit einem Satz darüber. Hasard, Dan O’Flynn und Blacky waren nur einen halben Schritt hinter ihnen. Gary Andrews hatte seine Muskete am Lauf gepackt und schwenkte sie wild über dem Kopf. Seine Augen waren weit aufgerissen. Ein heiliger Zorn schien ihn gepackt zu haben. Er schwang sich von dem Felsen, hinter dem er gehockt hatte und griff die entsetzten Iren von der Seite an. Hinter sich hörte er Tom Smith keuchen, der mit weit vorgestrecktem Entermesser auf die Iren losstürmte.

      Diese Crew war aus anderem Holz geschnitzt als die Engländer, die im Morgengrauen wie die Schafe zur Schlachtbank marschiert waren. Die Iren registrierten es in ihrer dumpfen Benommenheit. Aber Iren waren keine Feiglinge, und statt Fersengeld zu geben, wie es für sie am besten gewesen wäre, stellten sie sich dem fürchterlichen Feind entgegen und kämpften mit dem Mut der Verzweiflung.

      Sie hatten den Ruf des jungen schwarzen Hünen vernommen, daß sie den Iren zeigen wollten, wie ein Engländer kämpft. Engländer? Dieses schwarze Ungeheuer mit den bleckenden Zähnen, das gutturale Schreie ausstieß, und dieser blonde Riese, der etwas brüllte, das sich wie „Heja“ anhörte, sollten Engländer sein?

      Teufel waren das, die der finstersten Tiefe der Hölle entsprungen waren!

      Die Iren warfen sich diesen Teufeln entgegen. Noch waren sie in der Übermacht. Sie wichen dem schwarzen Ungeheuer aus und warfen sich zu dritt auf Hasard, der einem von ihnen die Glocke seines Degens ins Gesicht stieß. Der Mann schrie auf. Aus einer klaffenden Wunde lief das Blut und verlieh seinem verzerrten Gesicht den Ausdruck eines Wahnsinnigen.

      Hasard konnte den Messerstichen des zweiten Iren nur durch eine blitzschnelle Körperdrehung entgehen. Der Mann stolperte an ihm vorbei und lief genau in die vorgereckte Enterpike Dan O’Flynns. Der Ire krümmte sich zusammen. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei. Er brachte nur ein Gurgeln heraus, und als Dan die Waffe aus seinem Körper riß, fiel er zur Seite. In seinen Augen war schon kein Leben mehr.

      Den dritten Iren schleuderte Hasard mit einem Fußtritt beiseite.

      Neben sich hörte er einen wilden Schrei. Er drehte sich um. Trotz der bedrohlichen Situation konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      Batutis Gesicht war vor Enttäuschung verzerrt. Die verdammten Iren, gegen die er kämpfen wollte, wichen ihm aus! Jetzt rannte er hinter zwei Kerlen her, die ihre Waffen weggeworfen hatten und ihr Heil in der Flucht suchten.

      Plötzlich stand Gary Andrews vor ihnen. Die schwere Muskete sauste durch die Luft und mähte den einen Iren um. Der rothaarige Mann vollführte einen Salto, klatschte mit dem Bauch in den Sand und streckte alle viere von sich.

      Gary wollte schon ausholen, um dem nächsten den Schaft der Muskete ebenfalls um die Ohren zu schlagen, doch da brüllte Batuti ihn wütend an: „Nix hauen! Das sein mein Mann! Du suchen dir selber einen!“

      Mit offenem Mund stand Gary Andrews da und beobachtete, wie Batuti sich den zweiten Iren schnappte und ihn durch die Mangel drehte, bis er besinnungslos neben dem anderen lag.

      Batuti rieb sich zufrieden die


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